Schweiz
Gesundheit

Vorschlag von CSS-Chefin einer 10'000-Franken-Franchise kommt nicht gut an.

Portrait of Philomena Colatrella, General Secretary and Vice-President of the Corporate Executive Commitee of Swiss CSS Insurance, taken at CSS' headquarters in Lucerne, Switzerland, on January 1 ...
Ihr Vorschlag kommt nicht gut an: Philomena Colatrella.Bild: KEYSTONE

CSS-Chefin schlägt 10'000-Franken-Franchise vor – und erntet Kritik von links bis rechts

Am Sonntag schlug die Chefin der Krankenkasse CSS vor, die Franchise auf 10'000 Franken zu erhöhen, um die Prämien zu senken. Ihr Vorschlag kommt nicht einmal bei bürgerlichen Politikern gut an.
16.04.2018, 07:0616.04.2018, 07:15
Mehr «Schweiz»

Die Schlagzeile sorgte für Aufruhr: In einem Interview mit dem «Sonntags Blick» schlug Philomena Colatrella, Chefin der CSS-Krankenkasse, vor, die Mindestfranchise von 300 Franken auf 5000 oder gar 10'000 Franken zu erhöhen. Dies, um die Prämien zu senken. Die Schmerzgrenze sei erreicht. Sie gehe davon aus, dass so die monatlichen Prämien um rund 170 Franken pro Person sinken würden. 

Die Reaktion auf diesen kühnen Vorschlag kam postwendend. Im «Blick» sagt die oberste Patientenschützerin Susanne Hochuli, dieser Vorschlag würde das Ende des heutigen Kassensystems bedeuten. «Wenn die Kosten für die soziale Abfederung nicht aus den Prämiengeldern bezahlt werden, löst sich ja der bisherige Zweck der Krankenversicherung auf», so die Aargauer Alt-Regierungsrätin.

Susanne Hochuli
Überzeugt die Idee nicht: Susanne Hochuli.Bild: Keystone

Auch Nationalrätin und SP-Vizepräsidentin Barbara Gysi bekundete ihre Befürchtungen. Gegenüber dem Blick sagte sie: «Es werden einmal mehr zusätzliche Lasten auf diejenigen abgeschoben, die eh schon in engen Verhältnissen leben.»

Die Chefin der Krankenkasse CSS fordert eine Mindestfranchise von 5000-10'000 Franken. So sollen die Prämien sinken. Was denkst du?

Auch FDP und SVP sind von der Idee wenig begeistert

Der Vorschlag von Colatrella kommt nicht einmal bei den Bürgerlichen gut an, schreibt der «Blick» weiter. FDP-Nationalrätin Regine Sauter könne sich eine Erhöhung der Mindestfranchise um 100 bis 200 Franken vorstellen – mehr nicht. 

«Damit würde wohl ein Volksaufstand provoziert.»
Heinz Brand, SVP-Nationalrat

Heinz Brand, SVP-Nationalrat und Präsident des Krankenkassenverbands Santésuisse sagte gegenüber dem «Blick»: «Die Einführung einer Mindestfranchise von 5000 oder gar 10'000 Franken ist derzeit nicht realistisch. Damit würde wohl ein Volksaufstand provoziert.» Denn chronisch Kranke und weniger gut Verdienende würden sich massiv benachteiligt fühlen.

Nur einer findet den Vorschlag gut

Nicht alle kritisieren die Idee der CSS-Chefin. Felix Schneuwly, Krankenkassenexperte bei Comparis, sieht in einer 10'000-Franken-Franchise einen Befreiungsschlag für das System. Im Interview mit «20 Minuten» sagt er: «Mit stetig steigenden Gesundheitskosten können immer weniger Leute die Prämie selbst bezahlen.» Mit Colatrellas Vorschlag würden die Prämien günstiger. (sar)

Schon weniger grosse Erhöhungen der Franchise ernteten Kritik:

Du musst 2018 nochmals mehr für deine Krankenkasse bezahlen

Video: srf/SDA SRF
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
215 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
who cares?
16.04.2018 07:39registriert November 2014
Bei 10'000.- Franchise kann man die Krankenkasse gerade so gut abschaffen. Wieso sollte ich 100.- im Monat für etwas bezahlen, für dass ich wahrscheinlich nie und auch gar nie eine Leistung erhalten werde?
Für Wenigverdiener sind bereits 500.- ein enormes Loch im Portmonnaie. Der Sinn hinter der Krankenkasse, dass man nicht gleich wegen einem gebrochenen Bein in den Ruin getrieben wird, fällt dahin. Wie soll sich jemand, der 3500.- im Monat verdient eine Behandlung für sagen wir mal 7000.- leisten?
52314
Melden
Zum Kommentar
avatar
ItsMee
16.04.2018 08:18registriert Juni 2017
Wie wäre es einfach,die versicherungsprovisionen zu reduzieren ?
Ich kenne leute, die verdienen bis zu 2000 CHF versicherungsprovisionen - sorry aber da kann man ganz sicher sparen !!

- ich hoffe sehr auf einen Aufstand - so kann und darf es nicht weitergehen, in den letzten 20 Jahren sind die kosten jährlich um 4% gestiegen !
3558
Melden
Zum Kommentar
avatar
so wie so
16.04.2018 10:43registriert Juli 2015
Hauptsache wir finanzieren mit den Prämien zig KK-Kader, Verwaltungsräte und CEOs die Toplöhne beziehen. Zusätzlich noch Vermittlungsprämien und Werbungen. Eine Einheitskasse würde diese Kosten eliminieren. Aber das will ja niemand, da hier zu viele Leute gut dran verdienen
1523
Melden
Zum Kommentar
215
Streit um Herzchirurgie in St.Gallen: Jetzt ziehen die Krankenkassen vor Gericht
Die Pläne für Herzchirurgie am Kantonsspital St.Gallen stossen auf Widerstand. Die Krankenversicherer wollen sie verhindern, weil sie um um die Behandlungsqualität fürchten und vor steigenden Kosten warnen.

Die St.Galler Spitäler kommen nicht zur Ruhe. Nach der Massenentlassung von 440 Stellen im letzten Herbst ist nun ein Streit um der geplante Leistungsauftrag für Herzchirurgie am Kantonsspital entbrannt. Anfang März hatten die drei Kantone St.Gallen und beider Appenzell entschieden, bei der Spitalplanung zusammenzuspannen. Ihr Ziel: Sie wollen teure Doppelspurigkeiten vermeiden.

Zur Story