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Werbeverbot für Babynahrung: SP sagt Muttermilch-Ersatz den Kampf an

Werbeverbot für Babynahrung: SP sagt Muttermilch-Ersatz den Kampf an

19.09.2017, 11:2119.09.2017, 11:39
William Stern
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Women breastfeed during a demonstration in support of breastfeeding in public, in Buenos Aires, Argentina, Saturday, July 23, 2016. The rally was organized after a woman was ejected last week from a p ...
Stillen soll gefördert werden, findet SP-Nationalrätin Yvonne Feri – Demonstration von stillenden Müttern in Buenos Aires.Bild: AP/AP

Kalzium, Antikörper, Abwehrenzyme: Muttermilch enthält wichtige Nährstoffe- und Abwehrstoffe für Säuglinge. Ausserdem senkt sie das Risiko von Erkrankungen bei Mutter und Kind. 

Der Bund empfiehlt deshalb, das Kind in den ersten vier bis sechs Monaten ausschliesslich zu stillen. Danach soll nach Möglichkeiten weiter bis zum 12. Monat gestillt werden.  

Mit einer Werbebeschränkung für Muttermilchersatz-Produkte will die Weltgesundheitsorganisation WHO erreichen, dass das Stillen gefördert wird. Die Schweiz hinkt dieser Vorgabe hinterher. Hierzulande ist das Bewerben von Babymilch-Produkten zwar ebenfalls eingeschränkt – allerdings nur für Produkte für Kinder bis zu einem Alter von sechs Monaten.

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Die SP-Nationalrätin Yonne Feri will diese Regelung ausdehnen. Für Babymilch-Produkte soll neu eine Werbeeinschränkung bis zu einem Alter von 12 Monaten gelten. Das verlangt eine Motion, die die SP-Nationalrätin mit der Unterstützung zahlreicher anderer Politiker vergangene Woche eingereicht hat.

Feri betont, dass es ihr nicht darum gehe, Eltern vorzuschreiben, wie sie ihre Kinder ernähren sollen. «Es liegt in der Eigenverantwortung der Mutter, ob sie stillen will oder nicht, sei dies aus persönlichen, beruflichen oder familiären Gründen.» Allerdings soll keine Mutter durch Werbung davon abgehalten werden, ihr Kind zu stillen.

epa05051996 Aptamil baby formula cans at a production line of Danone Nutricia Early Life Nutrition division, in Cuijk, The Netherlands, 02 December 2015. French company Danone is building a new factor ...
Weniger Werbung für Muttermilch-Ersatz-Produkte, fordert SP-Nationalrätin Feri.Bild: EPA/ANP

Man habe das Gespräch mit den Produzenten von Babymilch gesucht, sagt Feri, sei aber auf taube Ohren gestossen. «Eine gesetzliche Ausweitung der Werbebeschränkung ist das letzte Mittel.»

SP-Nationalraetin Yvonne Feri nach der verlorenen Wahl in den Aargauer Regierungsrat, am Sonntag, 23. Oktober 2016, in Aarau. (KEYSTONE/Walter Bieri)
SP-Nationalrätin Yvonne Feri.Bild: KEYSTONE

Die Hersteller wehren sich gegen eine Werbeeinschränkung. Man habe zwar Verständnis dafür, dem Stillen gesundheitspolitisch den Vorzug zu geben, schreibt der Verband Swiss Infant Nutrition Association (Sina), bei dem alle grösseren Hersteller von Babymilch vertreten sind. Allerdings dürfe dies nicht auf dem Weg einer Diskriminierung geschehen. 

Überdies spielten gemäss Einschätzung des Verbands andere Faktoren, wie zum Beispiel der auf vier Monate beschränkte Mutterschutz, eine viel grössere Rolle dafür, dass Mütter mit dem Stillen aufhören.

Feri ist sich der Problematik der Vereinbarung von Mutterschaftsrurlaub und Stillförderung bewusst. Sie sieht darin aber keinen Widerspruch, das Arbeitsgesetzt enthält die notwendigen Vorschriften. «Man kann gleichzeitig gegen Werbung für Muttermilch-Ersatz und für einen bessern Mutterschutz sein – die Wahlfreiheit der Mütter ist wichtig und richtig.»

Du glaubst, das ist nur Baby-Gebrabbel? Du hast ja keine Ahnung!

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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who cares?
19.09.2017 13:50registriert November 2014
Ich spreche jetzt jeder Mutter die geistige Kapazität zu, sich nicht durch Babymilchwerbung gegen Stillen beinflussen zu lassen.

Ich finde man sollte eher bei Werbungen mit zweifelhaften Versprechen ansetzen. Also irgendwelche Antifalten-cremes und solche die angeblich den Bauchumfang verkleinern sowie "probiotische" Joghurts oder Abnehmpillen. Die sind meiner Meinung nach die grösseren Übel.
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Säda ez de
19.09.2017 14:57registriert Oktober 2014
Lasst es doch so, wie es ist! Man hat jetzt schon genug Gewissensbisse, wenn man auf Schoppenmilch umstellt und dann kommt noch die herrschende Unsicherheit, welches Produkt für sein Kind am besten ist. Nach einigen Monaten interessiert sich das Kind für Essen vom Tisch und etwa zu dieser Zeit ist Werbung doch voll Ok.
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Miicha
19.09.2017 14:01registriert März 2014
Boa sind die bescheuert. Es gibt nunmal auch Mütter die nicht stillen können, es reicht schon überall zu lesen, dass es das beste fürs Kind ist.
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