Schweiz
Homosexualität

Bischof Huonder krebst nach Homosexuellen-Bashing zurück: «So war es nicht gemeint»

Bischof Huonder krebst nach Homosexuellen-Bashing zurück: «So war es nicht gemeint»

03.08.2015, 11:5503.08.2015, 12:27
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Bischof Vitus Huonder wollte «in keiner Weise homosexuelle Menschen herabsetzen».
Bischof Vitus Huonder wollte «in keiner Weise homosexuelle Menschen herabsetzen».Bild: KEYSTONE

Der Churer Bischof Vitus Huonder hat sich in einem Vortrag vehement gegen Homosexualität und für das katholische Ehemodell ausgesprochen. In einer Stellungnahme vom Montagmorgen schreibt er nun, es handle sich um ein Missverständnis, das er bedaure.

In den Medien sei der Vortrag vereinzelt als Herabsetzung homosexueller Menschen verstanden worden. «So war es nicht gemeint», schreibt Huonder.

Den umstrittenen Vortrag hatte der Churer Bischof am vergangenen Freitag gehalten, anlässlich des Forums «Freude am Glauben» im deutschen Fulda. Im knapp 50-minütigen Auftritt, der auf dem Videoportal kathTube.com zu sehen ist, erläutert der Bischof entsprechende Bibelstellen. 

Anhand deren lieferte er einen Rundumschlag gegen Gendertheorien, Scheidung, Sexualkunde und Homoehe. Dabei zitierte er unter anderem eine Bibelpassage, worin Homosexuelle mit dem Tode bestraft werden. Mehrere Schweizer Zeitungen berichteten am Montag darüber.

Bezüglich der Homosexualität zitierte Huonder insbesondere zwei Stellen aus dem Buch Levitikus, darunter den Vers «Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen. Beide werden mit dem Tod bestraft. Ihr Blut soll auf sie kommen.» Unter Applaus der Anwesenden sagte Huonder: «Die beiden Stellen allein würden genügen, um der Frage der Homosexualität aus der Sicht des Glaubens die rechte Wende zu geben.»

Keine Herabsetzung

Er zitiere im Vortrag mehrere unbequeme Passagen aus dem Alten Testament, die generell die Ehe, die Sexualität oder die Familie betreffen, schreibt Huonder in der Stellungnahme vom Montag. Er habe damit aber in keiner Weise homosexuelle Menschen herabsetzen wollen.

Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) teilte auf Anfrage mit, man äussere sich nicht zu Aussagen einzelner Bischöfe. Für die Haltung der SBK verbindlich zum Thema Homosexualität sei der Katechismus. Gemäss diesem sind «homosexuelle Handlungen in keinem Fall zu billigen.»

Homosexuelle hätten ihre Veranlagung nicht selbst gewählt, für die meisten stelle sie eine Prüfung dar, heisst es weiter. Homosexuellen sei «mit Achtung, Mitleid und Takt» zu begegnen. «Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen.»

Zu dieser Haltung steht auch Huonder, wie er in seiner Stellungnahme schreibt. Wenn es um Homosexualität gehe, stehe er ganz beim Katechismus der katholischen Kirche. Dieser sei für ihn die «Grundlage für die pastorale Liebe auch gegenüber homosexuell empfindenden Menschen».

Schwulenverband schockiert

Pink Cross, der Schweizer Dachverband der Schwulen, zeigte sich «schockiert und verärgert» über die Äusserungen des Churer Bischofs vom Freitag. 

Auf seiner Webseite fordert der Verband eine «öffentliche Entschuldigung für die erneute Entgleisung». Die Organisation prüfe, in welcher Form derartige Hassreden strafrechtlich verfolgt werden könnten. Ein Kirchenvertreter lebe in keinem rechtsfreien Raum.

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183 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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so wie so
03.08.2015 10:22registriert Juli 2015
Schon befremdlich wenn man daran denkt, dass die katholische Kirche seit Anbeginn ein Zufluchtsort für homosexuelle Männer war. Konnten sich früher schwule Männer nur auf diesem Weg einer heterosexuellen Ehe entziehen. Auch heute wird ein beachtlicher Anteil seiner, nennen wir sie Firmenkollegen, schwul sein. Vielleicht sogar er selbst?
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Philipp Burri
03.08.2015 10:51registriert März 2015
Respektiert unseren Rechststaat nicht, finanziert von unseren Steuergeldern, lebt in einer Parallelgesellschaft... USSCHAFFE... aber sofort!!!
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MaxM
03.08.2015 10:02registriert Januar 2015
Nur eine Frage: Würde ein Vertreter von z. B. dem Islamischen Zentralrat eine solche oder ähnliche Äusserung machen, springt sofort die Politik in die Diskussion ein und behauptet, solche Äusserungen bzw. Positionen seien in einer demokratischen pluralistischen Gesellschaft nicht haltbar und die Vertreter des Islams sollten sich anpassen. Kommt eine solche Äusserung von der Seite der katholischen Kirche, dann sieht es anders aus. Warum denn?
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