Schweiz
Homosexualität

«Ich will nicht verurteilen. Aber ich sage: Bitte mach es anders» – Bischof Huonder entschuldigt sich … nicht

Huonder hat ja eigentlich nichts gegen Homosexuelle, beziehungsweise, in seinen Worten «solche Menschen». Eigentlich ...
Huonder hat ja eigentlich nichts gegen Homosexuelle, beziehungsweise, in seinen Worten «solche Menschen». Eigentlich ...Bild: KEYSTONE

«Ich will nicht verurteilen. Aber ich sage: Bitte mach es anders» – Bischof Huonder entschuldigt sich … nicht

Vitus Huonder hat eine Bibelstelle zitiert, wonach Homosexualität eine Gräueltat sei und bestraft gehöre. Nun hat sich der Bischof in einem Interview erstmals dazu geäussert. Er zeigt sich nicht im geringsten einsichtig.
13.08.2015, 04:0813.08.2015, 08:08
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Vitus Huonder hat sich erstmals zu seinen homophoben Aussagen geäussert. Er wolle sich bei allen Menschen, «die sich verletzt gefühlt haben», entschuldigen, schwurbelte der Bischof in einem Interview mit dem «Blick» – um dann zu einer wirren Rechtfertigung anzusetzen und Medienschelte zu betreiben. 

«Ich wollte zu einer sachlichen Diskussion beitragen und niemanden verletzen», sagte Huonder. Aber das verstehe halt niemand, der nicht genügend Fachwissen und Kenntnis des innerkirchlichen Kontext habe, erklärte Huonder. Der Oberhirte von Chur sagte, er habe den Vortrag rein «akademisch-theologisch» gesehen. 

Vorwurf an Medien

«Ich will nicht verurteilen. Aber ich sage: Bitte mach es anders.»
Huonder zum «Blick»

Huonder fühlt sich missverstanden – und zieht die Medien in die Verantwortung. «Die Leute haben nicht meinen Vortrag interpretiert, sondern das, was ihnen von den Medien vorgesetzt wurde.» Wer den ganzen Abschnitt lese, könne nicht sagen, er habe die Todesstrafe gefordert.

Proteste gegen Huonder in St.Gallen, 2014.
Proteste gegen Huonder in St.Gallen, 2014.Bild: KEYSTONE

«Für mich als Bischof bindend»

Ein bisschen Einsicht zeigt Huonder dann doch – aber nur, was seinen Vortrag anbelangt, nicht die darin gemachten Aussagen. «Ich würde heute ausführlicher kommentieren und den ganzen Vortrag erst jemandem vorlegen», sagte der 73-Jährige. Das habe er nicht getan. Die zitierten Bibelstellen müssten zwar ernst genommen werden. «Aber sie müssen interpretiert und in unsere Zeit geholt werden.»

Unsere Zeit? Auf Homosexuelle angesprochen zeigte sich der Bischof im Interview regressiv wie üblich. Er habe mit «solchen Menschen» zu tun. Und er sehe, wie sie leiden würden. «Wenn der Katechismus der katholischen Kirche sagt, homosexuelle Menschen seien zur Enthaltsamkeit aufgerufen, dann ist das für mich als Bischof bindend.»

«Heute gibt es auch in der Schweiz Leute, die für sich Toleranz fordern, aber die Meinungs- und Glaubensfreiheit von Andersdenkenden abschaffen wollen. »
Huonders politischer Standpunkt

Huonder hatte Ende Juli bei einem Vortrag im deutschen Fulda Textstellen aus dem Alten Testament zitiert, wonach Homosexualität eine Gräueltat sei, die mit dem Tod bestraft werde. Das löste scharfe Reaktionen und Strafanzeigen aus. Zu diesem laufenden Verfahren wolle er sich nicht äussern, sagte Huonder.

Ob Bischof Huonder auch diese Bibelsprüche wortwörtlich auslegen würde?

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Ob Bischof Huonder auch diese Bibelsprüche wortwörtlich auslegen würde?
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(dwi/sda)

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bethli
13.08.2015 06:44registriert August 2015
Die ganze Sache nimmt für mich groteske Formen an, wieso darf so ein zwangskeuscher Mann über sexuelle Ausrichtung urteilen, von denen er keine Ahnung hat??
Wieso hat die Kirche immer noch eine solche Macht, dass sie scheinbar unantastbar ist (Missbrauch).
Wie kann man heute das Zölibat noch rechtfertigen, da ja nach meinem Wissen jeder Mensch sexuelle Bedürfnisse hat?
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saukaibli
13.08.2015 07:22registriert Februar 2014
Wenn Homosexuelle leiden, dann nur weil sie dank den christlichen Kirchen und folglich von der (gläubigen) Gesellschaft geächtet werden. Glücklicherweise ist unsere säkuläre Gesellschaft inzwischen so weit, dass sie sich von solch üblen Bibelsprüchen distanziert hat. Also liebe Homos, sagt der Kirche tschüss und geniesst das Leben. Und apsopos: Wer die Bibel als Wort Gottes ansieht, hat einfach keine Ahnung. Sogar die meisten Theologen würden das verneinen. Huonder lebt in einer Fantasiewelt aus vergangenen Tagen, so etwas wie Mittelerde für religiöse Spinner.
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meerblau
13.08.2015 07:02registriert Mai 2014
Herr Huonder, bevor Sie Bibelstellen interpretieren und in unsere Zeit holen, müssen Sie selber in dieser Zeit angekommen sein. Dann gibts nämlich auch keine Missverständnisse beim Zitieren der Bibel, sogar ohne jegliche Kenntnisse.
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