Schweiz
Immobilien

Die Verwaltung schadet dem gemeinnützigen Wohnungsbau

B'n'B-Abzocker in Stadtwohnungen

Die Verwaltung schadet dem gemeinnützigen Wohnungsbau

17.07.2014, 18:2018.07.2014, 11:42
Rafaela Roth
Folge mir
Daria Wild
Folge mir
Mehr «Schweiz»

Ein Rentner betreibt in seiner städtischen 5,5-Zimmer-Familienwohnung seit 12 Jahren ein Bed and Breakfast. Und seit 12 Jahren schaut die städtische Liegenschaftenverwaltung daran vorbei. Der Fall ist exemplarisch für die Missstände im Bereich des gemeinnützigen Wohnungswesens.

Dass Menschen mit zu hohen Einkommen preisgünstige Wohnungen besetzen, ist ein Missstand. Dass die Wohnungen unterbelegt sind, ist ein Missstand. Dass leerstehende Zimmer zu erhöhten Preisen unter der Hand untervermietet werden, ist ein Missstand

Der grösste Missstand aber ist die Untätigkeit der Liegenschaftenverwaltung der Stadt Zürich gegenüber solchen Praktiken.

Zwar kann sie nicht das Problem der Wohnungsnot lösen. Aber mit 13'000 Wohnungen in der Stadt Zürich, von denen über 6'000 subventioniert sind, muss sie diese mildern. Das ist ihr Auftrag. Sie muss der Wohnungsnot entgegenwirken, indem sie darauf achtet, dass die gemeinnützigen und preisgünstigen Wohnungen denen zu Gute kommen, die auf dem Wohnungsmarkt benachteiligt werden: Geringverdienenden, Familien und Alleinstehenden. 

Es zeugt von Untätigkeit, wenn ein Mann jahrelang alleine eine 5,5-Zimmerwohnung bewohnen kann. 

Es zeugt von Untätigkeit, wenn ein halbes Jahr nachdem sein Bed and Breakfast aufgeflogen ist, noch immer Gäste kommen und gehen. 

Und es zeugt von Untätigkeit, wenn die Liegenschaftenverwaltung sich seit Jahrzehnten hinter fehlenden Paragraphen versteckt, statt eine rechtliche Grundlage für die Durchsetzung der Belegungsvorschriften zu fordern.

Mehr zum Thema

Die Liegenschaftenverwaltung muss reagieren können, wenn sich die Einkommens- und Lebensumstände ihrer Mieter verändern. Sie muss kontrollieren können, ob Belegung und Einkommen ihrer Mieter dem gemeinnützigen Wohnungsbau entsprechen. Und sie muss merken, wenn ihre Mieter B'n'B's in ihren Wohnungen einrichten. 

Die nötigen rechtlichen Voraussetzungen und Kapazitäten dazu muss die Politik bereitstellen. Und zwar schnell. 

Denn der Status Quo schadet dem Ruf des gemeinnützigen Wohnungsbaus. 

Dabei braucht es ihn nötiger denn je. 

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
So mies wird das Wetter am Wochenende, aber wir hätten da ein paar Ideen für dich

Die Badehose war schon entstaubt, der Grillplatz gereinigt. Und nun kommt doch der Winter zurück. Die Schweiz hat gerade mit Minimaltemperaturen um den Gefrierpunkt zu kämpfen. Der April zeigt sich also wieder von seiner widerspenstigen Seite.

Zur Story