Linkedin als Einfallstor für chinesische Spione. Chinesische Geheimdienste stehen im Verdacht, auch in der Schweiz wichtige Leute aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über das Internet auszuspionieren und sie schliesslich als Quellen gewinnen zu wollen.
Sie heissen Lily Wu, Eva Han und Rachel Li: Zu diesem Zweck sollen sie gefälschte Profile junger Mitarbeiter von Universitäten und Think-Tanks auf Social-Media-Plattformen wie Linkedin aufgeschaltet haben. «Der Nachrichtendienst des Bundes hat Kenntnis von Versuchen chinesischer Nachrichtendienste, über Plattformen wie Linkedin Informanten anzuwerben», sagt Sprecherin Isabelle Graber zur NZZ am Sonntag.
Jede Person mit Zugang zu Informationen, die chinesische Geheimdienste interessierten, komme als Ziel der Annäherungs- und Anwerbungsversuche infrage. «Das können Parlamentarier, Beamte und Armeeangehörige, aber auch Bankmitarbeiter, Akademiker und Mitarbeiter von Forschungseinrichtungen sein.»
Wie viele Leute in der Schweiz betroffen ist, sagt der NDB nicht. Zum Vergleich: In Deutschland zählten die Behörden im vergangen Jahr mehr als 10'000 Anwerbungsversuche mit Fake-Profilen durch die Chinesen. Bei 5 Prozent sei es zu «weitreichenden Kontakten» gekommen.
Diese Art von Industriespionage werde immer wichtiger, sagt Experte Chris Eckert zur NZZ am Sonntag. «Viele Mitarbeiter reagieren auf Kontaktnahmen in den Netzwerken ohne jeden Argwohn. Das stellt für viele Behörden und Firmen ein beträchtliches Risiko dar.»
Der Schweizer Nachrichtendienst wollte sich weiter nicht äussern. Immerhin schrieb der NDB in seinem Lagebericht 2016: «Chinesische Unternehmen und Investoren hegen ein besonderes Interesse am hiesigen Industrie- und Finanzsektor sowie an innovativen Unternehmen. Denn die Schweiz ist weltweit führend in Bereichen, in denen China Nachholbedarf hat.»