Der Aargauer SVP-Nationalrat zog im Mai dieses Jahres einen Shitstorm auf sich, als er auf Facebook über das Aussehen zweier Frauen herzog, mit denen er sich auf Twitter einen Schlagabtausch geliefert hatte.
Die zwei Twitter-Nutzerinnen hatten Glarner die Verbreitung von Falschinformationen vorgeworfen.
Aber nicht wieder durch Charme glänzen 😉 wie hier, @andyglarner pic.twitter.com/9XQ0x4GcZu
— (((Moni Nielsen))) (@moninielsen) 12. Juni 2016
Dass ihn das die Wahl zum US-Präsidenten gekostet hat, ist wohl eher unwahrscheinlich. Trotzdem: Als im September 2012 ein heimlich aufgenommenes Video auftauchte, welches Romney bei einer Rede an einer Spenden-Gala zeigte, musste der republikanische Präsidentschaftskandidat doch einige Seitenhiebe einstecken.
In der Rede lästerte er ungehemmt über seine Mitbürger und bezeichnete 47 Prozent der Menschen als «Opfer», die glauben, «dass der Staat die Verantwortung hat, sich um sie zu kümmern.» Jene selbsterklärten «Opfer» glaubten, sie hätten Anspruch auf «Gesundheitsversicherung, Lebensmittel, sozialen Wohnungsbau, was auch immer». Sie würden aber keine Einkommensteuer zahlen. Romney entschuldigte sich im Nachfeld für seine Äusserungen.
Eigentlich wollte sich der damalige französische Präsident von seiner bürgernahen Seite zeigen, als er im Februar 2008 eine Landwirtschaftsmesse in Paris besuchte. Er schüttelte Hände und klopfte Schultern – bis sich ein älterer Besucher nicht von Sarkozy anfassen lassen wollte. Daraufhin verlor der Politiker seine Contenance und beschimpfte ihn als Idioten.
Dumm nur: Selbstverständlich wurde der kurze Wortwechsel auf Film festgehalten.
Bereits im Vorfeld kämpfte der amtierende Präsident mit sinkenden Popularitäts-Zahlen. Grund war unter anderem ein heftiger Wortwechsel mit demonstrierenden Fischern in der westfranzösischen Hafenstadt Le Guilvinec.
Wie Sarkozy versuchte auch der britische Premier Gordon Brown sich volksnah zu zeigen. Und wie bei Sarkozy ging auch hier der Schuss nach hinten los. Knapp einen Monat vor der Parlamentswahl im Mai 2010 lästerte der Labour-Politiker über die 71-jährige Wählerin Gillian Duffy, mit der er sich zuvor unterhalten hatte.
Seine verhängnisvolle Aussage machte Brown, nachdem er in seinen Wagen gestiegen war und nicht bemerkte, dass er noch ein Mikrofon eines Rundfunksenders am Hemd hatte.
Duffy sei «bigoted» führte Brown fort, was im Sprachgebrauch borniert und menschenfeindlich heisst.
Die blossgestellte Duffy reagierte entsprechend empört und verlangte von Brown eine Entschuldigung. Diese kriegte sie dann auch: Erst bat Brown im BBC-Radio um Entschuldigung, meldete sich telefonisch bei Duffy und besuchte sie schlussendlich höchstpersönlich bei ihr zu Hause.
Stinkefinger zeigen scheint zur Tradition der deutschen SPD-Partei zu gehören. Angefangen hatte der frühere Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens Wolfgang Clement im Oktober 2000 auf der Expo in Hannover. Adressaten waren einige Jugendliche, welche den Politiker fragten, wer er sei, woraufhin er mit der Mittelfinger-Geste reagierte.
Rund 13 Jahre später sorgte der damalige Kanzlerkandidat Peer Steinbrück auf dem Cover des «SZ Magazins» für Wirbel.
@welt Peer Steinbrück kennt sich da Gut aus - Wenn um Mittelfinger-Debatte geht. pic.twitter.com/8vMySR7Q5t
— Dindar Demircioglu (@demircoglu45) 17. März 2015
Schliesslich führte Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel vergangenen August die Stinkefinger-Tradition fort. Während einer Wahlkampfveranstaltung in Salzgitter (Niedersachsen) platzte Gabriel der Kragen, nachdem ihn Neonazis der Gruppierung «Junge Nationale Braunschweig» wiederholt beleidigten und ihn als «Volksverräter» beschimpften.
Verbale Aussetzer vom ehemaligen italienischen Regierungschef gab es einige. Einmal nannte er Italien ein «Scheissland», dann erklärte er das gesamte deutsche Volk zu kollektiven Holocaust-Leugnern.
2009 redete sich Berlusconi aber besonders in Rage und beschimpfte seine eigenen Wähler:
Grund für seinen Ausraster waren heftige Buh-Rufe während einer Wahlkampfveranstaltung in Cinisello Balsamo bei Mailand.
"...ihre Wähler beleidigen" Ich glaube kaum, dass die Nazis im obigen Beispiel zu den Wählern von Sigmar Gabriel gehören und genausowenig wird der stramme Eidgenoss Simon S. Philipp Müller gewählt haben.
Aber wehe einer von denen wagt es, mal Paroli zu bieten und einen Analphabeten auch einen Analphabeten zu nennen. Dann Gnade dir Gott, dann hast du dir das Unverzeihlichste des Unverzeihlichen geleistet.