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8 Fakten zur Mekka-Pilgerfahrt musst du kennen

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Pilger am Donnerstag in Arafat, rund 25 km von Mekka entfernt.Bild: EPA/EPA

Du fragst dich, wo dein Nachbar ist? Vielleicht in Mekka! 7 Fakten zur Moslem-Pilgerfahrt

In der saudi-arabischen Stadt Mekka hat die muslimische Wallfahrt Hadsch begonnen. Nach offiziellen Angaben sind rund zwei Millionen Gläubige in die Stadt gereist – auch aus der Schweiz. Das musst du über die Pilgerfahrt wissen. 
01.09.2017, 12:1101.09.2017, 21:33
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Der religiöse Höhepunkt eines Muslims

Die Hadsch-Wallfahrt gehört zu den fünf Grundpflichten des Islam. Jeder fromme Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, sollte einmal im Leben nach Mekka pilgern – die Pilgerfahrt ist im Koran als Pflicht verankert und ist der religiöse Höhepunkt im Leben eines Muslims. Mit der Wallfahrt nach Mekka wird er auf die Ursprünge des Islam verwiesen und dorthin geführt, wo die koranische Offenbarung herabgesandt worden sein soll. 

Der Zutritt nach Mekka ist ausschliesslich Muslimen vorbehalten. Bei diesem einzigartigen Ereignis kommen Millionen Muslime aus allen Ländern zusammen.

Nägel schneiden verboten 

Vor Beginn der eigentlichen Wallfahrt vollziehen die Pilger eine rituelle Waschung und legen ihr Pilgergewand an: Sie treten in den Weihezustand ein. Männer tragen zwei ungesäumte, weisse Tücher, Frauen bedecken ihren Körper und ihre Haare, die Hände und das Gesicht müssen frei bleiben. Durch diese einheitliche, einfache Kleidung soll die Gleichstellung aller Gläubigen vor Gott und dem Jüngsten Gericht symbolisiert werden. Während des gesamten Hadsch ist es verboten, sich zu rasieren, das Haar und die Fingernägel zu schneiden und Parfüm zu benutzen. Während des Weihezustands bis zum Ende des Hadsch dürfen Muslime unter anderem auch nicht heiraten und keinen Geschlechtsverkehr haben. 

Strenger Ablauf inklusive Steinigung des Teufels

Der Hadsch beginnt am 8. Dhu l-Hiddscha (zwölfter und letzter Monat im Jahreskreislauf des islamischen Kalenders) in Mekka. Sein Ablauf ist haargenau vorgeschrieben. Ein Zug verbindet die wichtigsten Orte der Wallfahrt.

Die eigentliche Zeremonie, deren Wurzeln weit in vorislamische Zeiten zurückreichen, beginnt mit dem siebenmaligen Umwandern der Kaaba im Zentrum der Moschee von Mekka. Dabei legen viele Gläubige ihre Hände auf den Schwarzen Stein oder küssen ihn. Danach sprechen die Pilger persönliche Gebete. Im Anschluss müssen sie siebenmal im Laufschritt den Weg zwischen den nahegelegenen Hügeln Safa und Marwa zurücklegen, womit des verzweifelten Umherirrens von Abrahams Frau Hagar auf der Suche nach Wasser für ihren Sohn Ismael gedacht werden soll. Dann trinkt man aus einem geheiligten Brunnen namens Zamzam, den Gott laut Überlieferung seinerzeit zur Rettung der beiden aus dem Wüstensand sprudeln liess.

epa06170907 Muslim worshippers pray around the holy Kaaba at the Grand Mosque in Mecca, Saudi Arabia, 29 August 2017. Around 2.6 million Muslims are expected to attend this year's Hajj pilgrimage ...
Die Kaaba im Zentrum der Moschee von Mekka.Bild: EPA/EPA

Am nächsten Tag versammeln sich die Pilger in der 25 Kilometer ausserhalb von Mekka gelegenen Ebene am Berg Arafat, wo sie die Zeit von Mittag bis nach Sonnenuntergang mit Meditationen und Gebeten verbringen. In erster Linie bitten sie dort um die Vergebung ihrer Sünden.

Am 10. des Monats feiern die Pilger im benachbarten Ort Mina wie Moslems auf der ganzen Welt das Opferfest. Dabei wirft jeder Pilger sieben Steinchen auf drei Steinsäulen, die den Teufel symbolisieren.

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Pilger vollziehen die symbolische Steinigung Satans.Bild: EPA/EPA
FILE- This Sunday, Dec. 31, 2006 file photo, shows an aerial view of one of three huge stone pillars as Muslim pilgrims are seen casting stones at it in the symbolic stoning of the devil for the secon ...
Eine der drei Steinsäulen, die die Gläubigen bewerfen.Bild: AP/AP

Dann schlachtet man ein Tier in Erinnerung an Abrahams Bereitschaft, einen seiner Söhne Gott zu opfern. Gewöhnlich schlachten die Pilger beim Hadsch heute selbst keine Tiere mehr, sondern bezahlen Firmen dafür, die das Fleisch anschliessend unter bedürftigen Muslimen verteilen.

Am 12. Dhu l-Hiddscha beenden die Pilger ihren Weihezustand, indem sie sich die Haare schneiden lassen. Anschliessend kehren sie nach Mekka zurück, können baden und sich reinigen und wieder normale Kleidung tragen. An den beiden letzten Tagen kehren viele Gläubige nochmals nach Mina zurück, um weitere Steinchen zu werfen. Üblich ist zum Abschluss die erneute siebenmalige Umwanderung der Kaaba. 

1200 Gläubige aus der Schweiz

Nach offiziellen Angaben sind rund zwei Millionen Gläubige in die für Muslime heilige Stadt gekommen. Um den riesigen Ansturm auf die heiligen Stätten bewältigen zu können, verlangen die saudischen Behörden eine minutiöse Vorbereitung. Aus diesem Grund haben sie auch die Anzahl Personen, die am Hadsch teilnehmen können, kontingentiert.

Aus der Schweiz dürfen rund 1200 Muslime nach Mekka reisen. Dieses Kontingent teilen sich mehrere Veranstalter von Hadsch-Reisen untereinander auf.

Teure Reise 

Die Wallfahrt muss man sich leisten können. Die Reise ist wegen der grossen Nachfrage alles andere als billig. Zwischen 4000 und 7000 Franken müssen die Schweizer Pilger laut Fernsehsender SRF dafür bezahlen.

Streit zwischen Saudi-Arabien und Katar

Überschattet wird die Wallfahrt in diesem Jahr von der diplomatischen Krise zwischen Katar und seinen Nachbarstaaten am Golf. Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten Anfang Juni die Grenze zu Katar geschlossen. Sie werfen dem Emirat die Unterstützung von Terror vor. Pilger aus Katar dürfen nach einem Erlass des saudischen Königs Salman dennoch zur Hadsch-Wallfahrt. Für die Anreise stellte der König gar Privatjets zur Verfügung.

Angst vor Massenpanik

Etwa 100’000 Sicherheitskräfte sollen für einen störungsfreien Verlauf sorgen. Vor zwei Jahren waren bei einer Massenpanik während der Wallfahrt nach offiziellen Angaben 769 Pilger ums Leben gekommen. Inoffizielle Berechnungen gehen von rund 2000 Toten aus. Auch Jahre zuvor war es zu mehreren Vorfällen gekommen. Am 12. Januar 2006 starben bei einer Massenpanik in Mina mindestens 362 muslimische Pilger. Auch 1990 kam es zu einer Massenpanik. In einem Fussgängertunnel wurden damals 1427 Pilger von fliehenden Menschenmassen totgetrampelt.

Die Pilgerfahrt stellt aufgrund der enormen Teilnehmerzahlen stetig wachsende Anforderungen an die Veranstalter des religiösen Grossereignisses. Vor allem müssen Trinkwasser und Unterkünfte bereitgestellt werden, denn rund um Mekka herrschen Temperaturen bis zu 40 Grad. Die Infrastruktur der Region ist während des Hadsch immer wieder überlastet.

Für ein offenes Frauenbild. Und zwar mit Kopftuch und Rap!

Video: srf

Mekka Reloaded – Gott, Kommerz und Grössenwahn

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Mekka Reloaded - Gott, Kommerz und Grössenwahn
Das moderne Mekka ist in Beton gegossener Grössenwahn. Neben der Grossen Moschee, die wieder einmal erweitert wird, ragt eine Kopie des Big Ben in die Höhe – sechs Mal so gross wie das Original.
quelle: ap / mosa'ab elshamy
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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mr.Bean
01.09.2017 16:38registriert November 2016
Ich bin überhaupt nicht religiös und habe nicht vor dies zu ändern. Die Bilder von Menschenmenge die um diesen Würfel drehen, haben aber dennoch sowohl etwas suspektes wie auch eindrückliches an sich.
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Regas
01.09.2017 14:12registriert September 2016
Wenn ich die Bilder mit der Menschenmasse so betrachte komme ich zum Schluss, das Allah bei der Festlegung der Wallfahrt wohl nicht damit gerechnet hat, das der Islam bis ins 21zigste Jahrhundert überlebt und eine so grosse Verbreitung erfährt. Besonders wenn man berücksichtigt das sich die meisten Gläubigen eine Wallfahrt nie im leben leisten können.
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Normi
01.09.2017 14:10registriert April 2016
Wären diese Reisen nicht eine gute Möglichkeit nicht anpassungsfähige nicht wieder in Land zu lassen ?🤔
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