Die Hadsch-Wallfahrt gehört zu den fünf Grundpflichten des Islam. Jeder fromme Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, sollte einmal im Leben nach Mekka pilgern – die Pilgerfahrt ist im Koran als Pflicht verankert und ist der religiöse Höhepunkt im Leben eines Muslims. Mit der Wallfahrt nach Mekka wird er auf die Ursprünge des Islam verwiesen und dorthin geführt, wo die koranische Offenbarung herabgesandt worden sein soll.
Der Zutritt nach Mekka ist ausschliesslich Muslimen vorbehalten. Bei diesem einzigartigen Ereignis kommen Millionen Muslime aus allen Ländern zusammen.
Vor Beginn der eigentlichen Wallfahrt vollziehen die Pilger eine rituelle Waschung und legen ihr Pilgergewand an: Sie treten in den Weihezustand ein. Männer tragen zwei ungesäumte, weisse Tücher, Frauen bedecken ihren Körper und ihre Haare, die Hände und das Gesicht müssen frei bleiben. Durch diese einheitliche, einfache Kleidung soll die Gleichstellung aller Gläubigen vor Gott und dem Jüngsten Gericht symbolisiert werden. Während des gesamten Hadsch ist es verboten, sich zu rasieren, das Haar und die Fingernägel zu schneiden und Parfüm zu benutzen. Während des Weihezustands bis zum Ende des Hadsch dürfen Muslime unter anderem auch nicht heiraten und keinen Geschlechtsverkehr haben.
Der Hadsch beginnt am 8. Dhu l-Hiddscha (zwölfter und letzter Monat im Jahreskreislauf des islamischen Kalenders) in Mekka. Sein Ablauf ist haargenau vorgeschrieben. Ein Zug verbindet die wichtigsten Orte der Wallfahrt.
Die eigentliche Zeremonie, deren Wurzeln weit in vorislamische Zeiten zurückreichen, beginnt mit dem siebenmaligen Umwandern der Kaaba im Zentrum der Moschee von Mekka. Dabei legen viele Gläubige ihre Hände auf den Schwarzen Stein oder küssen ihn. Danach sprechen die Pilger persönliche Gebete. Im Anschluss müssen sie siebenmal im Laufschritt den Weg zwischen den nahegelegenen Hügeln Safa und Marwa zurücklegen, womit des verzweifelten Umherirrens von Abrahams Frau Hagar auf der Suche nach Wasser für ihren Sohn Ismael gedacht werden soll. Dann trinkt man aus einem geheiligten Brunnen namens Zamzam, den Gott laut Überlieferung seinerzeit zur Rettung der beiden aus dem Wüstensand sprudeln liess.
Am nächsten Tag versammeln sich die Pilger in der 25 Kilometer ausserhalb von Mekka gelegenen Ebene am Berg Arafat, wo sie die Zeit von Mittag bis nach Sonnenuntergang mit Meditationen und Gebeten verbringen. In erster Linie bitten sie dort um die Vergebung ihrer Sünden.
Am 10. des Monats feiern die Pilger im benachbarten Ort Mina wie Moslems auf der ganzen Welt das Opferfest. Dabei wirft jeder Pilger sieben Steinchen auf drei Steinsäulen, die den Teufel symbolisieren.
Dann schlachtet man ein Tier in Erinnerung an Abrahams Bereitschaft, einen seiner Söhne Gott zu opfern. Gewöhnlich schlachten die Pilger beim Hadsch heute selbst keine Tiere mehr, sondern bezahlen Firmen dafür, die das Fleisch anschliessend unter bedürftigen Muslimen verteilen.
Am 12. Dhu l-Hiddscha beenden die Pilger ihren Weihezustand, indem sie sich die Haare schneiden lassen. Anschliessend kehren sie nach Mekka zurück, können baden und sich reinigen und wieder normale Kleidung tragen. An den beiden letzten Tagen kehren viele Gläubige nochmals nach Mina zurück, um weitere Steinchen zu werfen. Üblich ist zum Abschluss die erneute siebenmalige Umwanderung der Kaaba.
Nach offiziellen Angaben sind rund zwei Millionen Gläubige in die für Muslime heilige Stadt gekommen. Um den riesigen Ansturm auf die heiligen Stätten bewältigen zu können, verlangen die saudischen Behörden eine minutiöse Vorbereitung. Aus diesem Grund haben sie auch die Anzahl Personen, die am Hadsch teilnehmen können, kontingentiert.
Aus der Schweiz dürfen rund 1200 Muslime nach Mekka reisen. Dieses Kontingent teilen sich mehrere Veranstalter von Hadsch-Reisen untereinander auf.
Die Wallfahrt muss man sich leisten können. Die Reise ist wegen der grossen Nachfrage alles andere als billig. Zwischen 4000 und 7000 Franken müssen die Schweizer Pilger laut Fernsehsender SRF dafür bezahlen.
Überschattet wird die Wallfahrt in diesem Jahr von der diplomatischen Krise zwischen Katar und seinen Nachbarstaaten am Golf. Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten Anfang Juni die Grenze zu Katar geschlossen. Sie werfen dem Emirat die Unterstützung von Terror vor. Pilger aus Katar dürfen nach einem Erlass des saudischen Königs Salman dennoch zur Hadsch-Wallfahrt. Für die Anreise stellte der König gar Privatjets zur Verfügung.
Etwa 100’000 Sicherheitskräfte sollen für einen störungsfreien Verlauf sorgen. Vor zwei Jahren waren bei einer Massenpanik während der Wallfahrt nach offiziellen Angaben 769 Pilger ums Leben gekommen. Inoffizielle Berechnungen gehen von rund 2000 Toten aus. Auch Jahre zuvor war es zu mehreren Vorfällen gekommen. Am 12. Januar 2006 starben bei einer Massenpanik in Mina mindestens 362 muslimische Pilger. Auch 1990 kam es zu einer Massenpanik. In einem Fussgängertunnel wurden damals 1427 Pilger von fliehenden Menschenmassen totgetrampelt.
Die Pilgerfahrt stellt aufgrund der enormen Teilnehmerzahlen stetig wachsende Anforderungen an die Veranstalter des religiösen Grossereignisses. Vor allem müssen Trinkwasser und Unterkünfte bereitgestellt werden, denn rund um Mekka herrschen Temperaturen bis zu 40 Grad. Die Infrastruktur der Region ist während des Hadsch immer wieder überlastet.