Schweiz
Interview

Interview: Was Projer an der Como-Arena gar nicht gefiel

Jonas Projer
Redaktionsleiter und Moderator Arena
2015

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Die Veröffentlichung im Zusammenhang mit Hinweisen auf die Programme von Schweizer Radio und Fe ...
Gönnt sich nach der Como-Arena fünf Wochen Vaterschaftsurlaub: Jonas Projer. bild: SRF/Gian VAITL
Interview

«Das war ein frustrierender Moment» – was Jonas Projer an der Como-Arena gar nicht gefiel

28.08.2016, 06:1614.02.2017, 10:38
pascal ritter / schweiz am sonntag
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Ein Artikel von Schweiz am Sonntag
Schweiz am Sonntag

Jonas Projer, sind Sie zufrieden mit der Asyl-«Arena» aus dem Wegweisungszentrum Rancate bei Mendrisio?
Jonas Projer: Mir gefiel, dass die Diskussion nahe an der Praxis war, nahe an der konkreten Arbeit des Grenzwachtkorps, nahe an der Realität des Tessins. Die grosse ideologische Debatte hingegen wurde für einmal zurückgestellt. Das gilt in meiner Erfahrung für die meisten Diskussionen: Je mehr Praktiker dabei sind, desto weniger ideologisch verläuft das Gespräch.

Ideologische Debatten müssen nicht schlecht sein. Wenn man zu nahe an der Praxis ist, sieht man die grossen politischen Fragen nicht mehr.
Ja, da ist tatsächlich ein Risiko. Wir suchen deshalb in der «Arena» immer den richtigen Mix: Für die grossen politischen Forderungen war diesmal zum Beispiel der grüne Politiker Balthasar Glättli eingeladen oder Miriam Behrens von der schweizerischen Flüchtlingshilfe.

Sie wollten zu den Betroffenen, nun waren Sie in einer Fabrikhalle, wo kein einziger Flüchtling war. Ist der Schuss nach hinten losgegangen?
Ich glaube nicht. Wir wollten eine Verankerung in der Realität, um die Flüchtlingsdebatte zu versachlichen. Die Räume, in denen wir gedreht haben, sind ein Teil dieser Realität: Anständig und korrekt, aber trostlos. Es war sehr warm, es war staubig, es roch wie in einem Zivilschutzkeller. Die Halle steht in einem gesichtslosen Industriequartier, rundherum ein hoher Zaun, Polizisten patrouillieren. Ich glaube, dass diese Atmosphäre ihre Wirkung zeigte auf alle, die an der Sendung teilnahmen, auch auf die Politiker. Auf dem Boden der Realität, in dieser Industriehalle in Rancate, lagen deren Positionen gar nicht mehr so weit auseinander.

Es gab ein Verwirrung über die Frage, ob Grenzwächter jedes Mal die Asylbehörde SEM beiziehen müssen oder ob sie auch selber abweisen können, wenn Gesuche unglaubwürdig sind. Was war da los?
Da gab es leider eine faktische Verwirrung, und es gelang mir nicht, sie völlig zu klären – ein frustrierender Moment als Moderator. Soviel ich weiss, war die in der Sendung gegebene Erklärung aber korrekt: Die Grenzwache darf nur prüfen, ob jemand wirklich und ehrlich ein Asylgesuch stellen will. Mehr nicht. Sobald eine Person Asyl verlangt, übernimmt das SEM. Es entscheidet, ob jemand dann auch wirklich bleiben darf.

Sie verabschiedeten sich mit dem Hinweis auf Ihre fünf Wochen Vaterschaftsurlaub. Wir gratulieren. War das auch ein politisches Statement für den Vaterschaftsurlaub?
Das war kein politisches Statement, sondern einer dieser Momente, wo sich das Private nicht vollständig vom Beruflichen trennen lässt. Das SRF finanziert seinen Mitarbeitern übrigens nicht fünf Wochen Vaterschaftsurlaub, sondern ich ziehe Ferien ein, die ich als Korrespondent in Brüssel wegen der Eurokrise nicht nehmen konnte. Die nächsten Wochen aber gehören nun ganz der Familie.

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