Schweiz
Islam

Saudi-Arabien massregelt eigene Genfer Moschee

Aufgebracht über radikalisierte Jugendliche: Saudi-Arabien massregelt eigene Genfer Moschee

04.06.2016, 14:1104.06.2016, 16:37
Mehr «Schweiz»

Saudi-Arabien hat die islamische Kulturstiftung, welche die grosse Genfer Moschee in Petit-Saconnex betreibt, gemassregelt. Die Kritik überbrachte der Generalsekretär der islamischen Weltliga. Diese ist ein religiös-politisches Instrument Saudi-Arabiens.

Mit deren Hilfe finanzieren und kontrollieren die Saudis seit Jahrzehnten Moscheen rund um den Globus, wie der Genfer Politologe Hasni Abidi in einem Interview sagte.

Angereist sei der Generalsekretär der islamischen Weltliga, Abdullah bin Abdel Mohsin al-Turki, ein ehemaliger saudischer Minister, sagte Abidi gegenüber der Zeitung «Tribune de Genève» (TdG) vom Samstag. Al-Turki habe der Leitung der Genfer Moschee «keinen Höflichkeitsbesuch» abgestattet.

Das Innere der Moschee in Genf.
Das Innere der Moschee in Genf.
Bild: KEYSTONE

Zwei von drei Imamen im Visier des französischen Geheimdienstes

Al-Turki, zugleich Präsident der Genfer islamischen Kulturstiftung, habe am Donnerstag Stiftungsrat sowie Geschäftsleitung vorgeladen. Saudi-Arabien sei besorgt über Berichte über Missmanagement in der Moschee, sagte Abidi. Zudem seien die Saudis über die Medienberichte aufgebracht, dass sich einige Jugendliche radikalisiert hätten, die die Moschee besucht hätten.

Vergangenes Jahr hatte die TdG berichtet, dass zwei junge Männer mit engen Verbindungen zur Grossen Moschee nach Syrien gereist seien, um sich den Dschihadisten anzuschliessen.

Gemäss der Zeitung hatten zudem zwei der drei Imame der Moschee eine Fiche beim französischen Geheimdienst. Wer so registriert ist , wird von den französischen Behörden als «potenzielle Gefährdung für die Staatssicherheit» eingestuft.

Dschihadistische Konkurrenz

Saudi-Arabien versucht aber seit einigen Monaten, sich vom Terrorismus der sunnitisch-extremistischen Miliz des sogenannten «Islamischen Staates» («IS») und von dessen «Kalifat» im Irak und in Syrien abzugrenzen, wie Abidi im Interview erklärte. Die islamische Weltliga sei dabei eine der Waffen im «religiös-politischen Arsenal» der saudischen Regierung.

Saudi-Arabien versucht sich vom «IS» und seinen Ablegern abzugrenzen.
Saudi-Arabien versucht sich vom «IS» und seinen Ablegern abzugrenzen.Bild: Uncredited/AP/KEYSTONE

Zum einen wolle Saudi-Arabien mit dem Vorgehen gegen sunnitisch-extremistischen Terror der immer schärfer werdenden Kritik der internationalen Gemeinschaft gegen sich selbst die Spitze nehmen. Zum anderen sehe das Königshaus den Aufstieg der «IS»-Miliz zunehmend als Problem angesichts der vielen saudischen Bürger, die in den Reihen der Miliz in Syrien und im Irak kämpften.

Führungswechsel erwartet

Abidi erwartet, dass es nach dem Besuch al-Turkis bald einige personelle Änderungen geben wird bei der Führungsriege der Genfer Moschee. Der Politologe Abidi leitet des Genfer Forschungszentrum für arabische Länder.

Erst am Freitag hatten die Kantonsbehörden erklärt, bislang seien im Kanton Genf fünf Personen, darunter drei Schweizer, registriert worden, die ins Kampfgebiet in Syrien und im Irak gezogen sind. Weitere potenzielle Dschihad-Reisende würden beobachtet. (leo/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Tiger9
04.06.2016 15:55registriert Januar 2016
Die Geister, die sie schufen, beissen sie nun in den Allerwertesten.
211
Melden
Zum Kommentar
6
Die grosse Flucht vor dem Schnee: Sieben Kilometer Stau vor Gotthard-Nordportal

Die Flucht vor dem Wintereinbruch in den Süden hat am späten Donnerstagnachmittag vor dem Gotthard-Nordportal viel Geduld erfordert. Die Autos stauten sich zwischen Erstfeld und Göschenen UR auf einer Länge von sieben Kilometern.

Zur Story