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Islam

Umstrittener Imam Abu Ramadan – «Ich fühle mich in der Schweiz gut integriert»

Imam Abu Ramadan an einer Kundgebung in Bern.
Imam Abu Ramadan an einer Kundgebung in Bern.bild: Screenshot SRF

Bieler Hassprediger will von Hass nichts wissen: «Wer Hass verbreitet, sind Sie!»

01.09.2017, 08:2401.09.2017, 11:24
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Abu Ramadan war letzte Woche in der Schweizer Presse omnipräsent. Der 64-jährige Libyer soll in der Bieler Ar’Rahman-Moschee gegen Andersgläubige gehetzt haben. Dies ergaben Recherchen des «Tages-Anzeigers» und von SRF.

Abu Ramadan reiste 1998 als Flüchtling in die Schweiz ein, erhielt 2001 den Asylstatus und soll während 13 Jahren 600'000 Franken Sozialhilfe bezogen haben. Er besitzt eine Niederlassungsbewilligung (C-Ausweis).

Nun hat sich der Imam gegenüber dem Tages-Anzeiger zu den Vorwürfen geäussert. Er verwahrt sich mit Nachdruck gegen den Vorwurf, er sei ein Hassprediger, der auf Kosten der Steuerzahler in der Schweiz lebe. Des Weiteren bestreitet er, in der Ar’Rahman-Moschee in Biel Allah angerufen zu haben, er möge Juden, Christen, Hindus, Russen und Schiiten vernichten.

Die Sache mit der Sprache

Das Zitat sei falsch aus dem Arabischen übersetzt und aus dem Zusammenhang gerissen worden, so Abu Ramadan. Er habe nicht alle Christen gemeint, sondern nur die US-Regierung. «Ich rede über Leute wie Rumsfeld, Bush, Blair. Sie töteten über 1,5 Millionen Menschen», sagt er.

Auf die Frage, warum er nie längere Zeit gearbeitet habe, antwortet er: «Ich hätte gerne gearbeitet. Ich bin gesund, mir geht es gut. Ich probierte immer wieder, Arbeit zu finden. Aber niemand wollte mich anstellen.»

Der Libyer mit der C-Bewilligung räumte hingegen ein, dass er auch nach 20 Jahren in der Schweiz keine Landessprache beherrsche. So erstaunte es dann auch nicht, dass er das Interview mit dem «Tages-Anzeiger» auf Englisch führte.

Die Schuld an seinen nicht ausreichenden Sprachkenntnissen sieht der Libyer nicht bei sich. Er habe früher einen Französischkurs besucht, der aber leider nur einmal pro Woche stattgefunden habe; auch die Lehrer hätten zu oft gewechselt. Im übrigen habe er kein Studium an einer Schweizer Uni finanziert bekommen. Und mit 64 Jahren sei er nun zu alt, um Französisch oder Deutsch zu lernen.

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Trotz der Sprachbarriere wolle er richtigstellen, dass er in der Schweiz gut integriert sei. Er kenne seine Nachbarn in Nidau, und auch in Biel grüssten ihn viele Leute. Er würde auch arbeiten, habe jedoch nie eine feste Stelle gefunden.

Abu Ramadan war immer wieder in Libyen

Im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» gibt Abu Ramadan zu, dass er in den vergangenen sechs Jahren etwa zehn- bis zwölfmal in sein Herkunftsland Libyen gereist ist. Dass ihm das als anerkanntem Flüchtling in der Schweiz verboten sei, habe er nicht gewusst. Nun wurde ihm durch das Staatssekretariat für Migration der Asylstatus aberkannt. Dies will Abu Ramadan jedoch nicht akzeptieren und wehrt sich vor dem Bundesverwaltungsgericht dagegen.

Eine Ausschaffung nach Libyen schildert er als lebensgefährlich, und auch auch in keinem anderen muslimischen Land sei er sicher. Als Reiseleiter habe er an Pilgerreisen nach Mekka und zu anderen heiligen islamischen Stätten teilgenommen. Bei den Reisen habe er jedoch kein Geld verdient, lediglich die Flüge und Übernachtungen seien ihm bezahlt worden.

Zu den über 600’000 Franken Sozialhilfe, die er während 13 Jahren an seinem Wohnort Nidau BE bezogen hatte, wollte sich Abu Ramadan gegenüber dem «Tages-Anzeiger» nicht detailliert äussern. Nur soviel: die publizierten Zahlen seien falsch und das Geld vom Staat sei Privatsache.

Und zum Schluss kontert er: «Es ist schlecht von Ihnen, so etwas zu fragen. Sie werfen mir vor, ich sei ein Hassprediger. Doch wer Hass verbreitet, sind Sie.» (nfr)

«Historisches Verbrechen»

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87 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fulehung1950
01.09.2017 09:19registriert Juni 2014
Wenn der alte Mann für Pilgerreisen und Ferien gefahrlos nach Libyen reisen kann, ist auch eine Abschiebung dorthin gefahrlos. Also: tschüss!
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Der Rückbauer
01.09.2017 09:35registriert September 2015
Raus, aber subito!
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gnp286
01.09.2017 09:18registriert Oktober 2016
Weiterhin: Wenn er 10x in der Heimat war, wieso sollte ihm dann Lebensgefahr drohen? Ich verstehe den Fall hinten und vorne nicht. Und dann fragt sich die politische Linke, wieso plötzlich Krethi und Plethi das Vertrauen ins Asylwesen verlieren. Genau solche Fälle (Mangelnde Integration, Heimreisen und Sozialhilfebezüge jenenseits von Gut und Böse) sorgen für Unmut und treiben der SVP die Wähler in die Arme. Ich frage mich wirklich, welche Staatsbediensteten einem solchen Treiben zusehen. Andere werden trotz Lehrstelle ausgeschafft, weil die Mutter zuviel Soz.Hilfe bezogen hat...?
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