Die Schweizer Behörden haben in den vergangenen Wochen Hunderte illegal eingereiste Menschen im Tessin aufgegriffen und an der Grenze zurückgewiesen. Nun will die italienische Stadt Mailand Zelte für die 3300 Flüchtlinge aufstellen, die sich dort aufhalten.
Die Möglichkeit einer Unterbringung in Zelten werde mit der Präfektur geprüft, da es keine freien Plätze in den Flüchtlingseinrichtungen mehr gebe, sagte der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala.
Fast 400 Migrantinnen und Migranten sitzen seit einem Monat an der italienisch-schweizerischen Grenze fest. Die meisten stammen vom Horn von Afrika und wurden am Grenzposten von Chiasso abgewiesen. Unterstützung und Essen erhalten sie von Freiwilligen aus Italien und dem Tessin.
Samstagmorgen, 11 Uhr, in Chiasso: Rund 20 Freiwillige – Frauen und Männer, Junge und Ältere – beladen Autos mit Proviant, Klapptischen und anderen Gegenständen. Wie jeden Morgen seit fast drei Wochen machen sie sich für die Reise nach Como bereit, wo sie etwa 400 Mittagessen verteilen werden. Im italienischen Como – rund zehn Minuten von der Schweizer Grenze entfernt – ist für Dutzende Menschen die «Reise der Hoffnung» in Richtung Norden vorerst zu Ende gegangen.
«Es gibt Eintopf, dazu Brot und eine Frucht. Wenn es die Lebensmittelspenden zulassen, die wir täglich erhalten, ergänzen wir das Menü mit etwas Süssem», erklärt Luana Papagno, Freiwillige bei der Associazione Firdaus. Die Organisation wurde vor zwei Jahren von der Tessiner Kantonsrätin Lisa Bosia Mirra gegründet, um Menschen auf der Flucht zu helfen. Freiwillige aus dem ganzen Tessin wechseln sich ab, um täglich ab 8.30 Uhr die Mahlzeiten zuzubereiten.
Die nötigen Räumlichkeiten werden von der Kirchgemeinde Chiasso zur Verfügung gestellt. «Heute gibt es Maccaroni mit Tomatensauce», sagt Luana. Die Solidarität und Grosszügigkeit im Kanton sei gross. «Das Tessin ist mehr als die Lega!», fügt sie hinzu.
Auch unweit des Mailänder Hauptbahnhofes sind über 400 Migranten in einem Flüchtlingslager eingepfercht, in dem es eigentlich nur Schlafmöglichkeiten für 100 Personen gibt. Dabei handelt es sich vor allem um Migranten aus Eritrea, Äthiopien, Somalia und dem Sudan, darunter viele Minderjährige, die allein unterwegs sind. Sie wollen nach Deutschland weiterreisen, doch die Schweizer Grenze ist auch für sie gesperrt. (leo/sda/apa)