Schweiz
Italien

Nach Flüchtlingsdrama: Grenzwachtkorps schliesst Fehler nicht aus – und übergibt Untersuchung der Militärjustiz

Erlittene Fehlgeburt einer Syrerin

Nach Flüchtlingsdrama: Grenzwachtkorps schliesst Fehler nicht aus – und übergibt Untersuchung der Militärjustiz

11.07.2014, 17:4711.07.2014, 18:03
Mehr «Schweiz»

Sieben Tage liess Grenzwacht-Chef Jürg Noth nach dem Tod eines ungeborenen Babys verstreichen, ohne eine unabhängige Untersuchung einzuleiten. Jetzt hat er die Militärjustiz eingeschaltet. Wie die für die Grenzwachtkorps zuständige Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) am Freitag mitteilt, schliesse das Grenzwachtkorps nach einer internen Untersuchung einen Fehler nicht aus und habe das Dossier zur Prüfung der Militärjustiz übergeben. Es sei nun nötig, die schweren Vorwürfe von «einer externen Stelle» prüfen zu lassen.

Militärjustiz-Sprecher Martin Immenhauser hatte zuvor den Eingang des Untersuchungsauftrags bestätigt. «Nun wird ein Untersuchungsrichter eingesetzt, der darüber entscheidet, ob ein Strafverfahren eingeleitet wird», führte Immenhauser dazu aus.

Die in den Fall involvierten Angehörigen des Grenzwachtkorps (GWK) werden nach dem Militärstrafgesetz beurteilt. Dieses ist laut Immenhauser weitgehend deckungsgleich mit dem zivilen Schweizer Strafrecht. Tatbestände wie unterlassene Hilfeleistung seien auch darin aufgeführt, sagte der Militärjustiz-Sprecher. 

Militärjustiz 
Das Grenzwachtkorps (GWK) untersteht dem Militärstrafrecht und damit der Militärjustiz. Diese kann jedoch im Falle des GWK nur dann eine militärstrafrechtliche Untersuchung starten, wenn das GWK dies wünscht. Das GWK muss einen Untersuchungsantrag stellen, worauf der Oberauditor das Verfahren eröffnen und einen militärischen Untersuchungsrichter mit der Untersuchung beauftragt und zur sofortigen Beweisaufnahme losschickt. Jetzt hat das GWK dies getan. (thi)

Strafanzeige von «augenauf»

Die Vereinigung «augenauf» hat derweil bei der Bundesanwaltschaft eine Strafanzeige gegen die Verantwortlichen im Grenzwachtkorps eingereicht, wie sie am Freitag mitteilte. In der Anzeige werden den für die Rückführung verantwortlichen Grenzwächtern und Grenzwächterinnen Amtsmissbrauch, unterlassene Hilfeleistung und mögliche grobfahrlässige oder fahrlässige Tötung vorgeworfen.

Der Fall müsse von einer möglichst unabhängigen Instanz gründlich untersucht werden, teilte «augenauf» dazu mit. Laut Sprecher Rolf Zopfi hatte die Vereinigung bereits Kontakt mit der Syrerin und deren Familie. Die Familie halte sich in Domodossola auf. (dwi/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
SBB-Chef Vincent Ducrot: «Es muss nicht unbedingt alles mit der Bahn erreichbar sein»
Die SBB wollen bis 2040 klimaneutral werden. Konzernchef Vincent Ducrot erklärt im Interview, wie sie das erreichen möchten und weshalb Züge oft nicht mit dem Individualverkehr mithalten können.

Herr Ducrot, die SBB möchten das klimafreundliche Reisen mit über 200 Massnahmen fördern. Welche fällt ins Gewicht?
Vincent Ducrot:
Wir wollen bis 2040 klimaneutral werden. Ohne Kompensation. Das geht nur durch ein Zusammenspiel verschiedener Massnahmen wie neuere und effizientere Züge und die komplette Umstellung auf erneuerbare Energie. Aktuell fahren Züge der SBB zu 90 Prozent mit Strom aus Wasserkraft und zu 10 Prozent aus Kernkraft. Das wird sich bereits 2025 ändern.

Zur Story