Die Altstadt von Zürich sieht aus wie ein Kiffer-Paradies. In gefühlt jedem zweiten Schaufenster wird Werbung für Hanf gemacht. Schweizer Hanf. Das selbe Bild auch in Genf, Basel, Bern und an vielen Orten mehr. Sogar die ersten Schweizer Coffee-Shops haben ihre Tore geöffnet. Und neuerdings gibt es Hanf auch ganz legal im Denner und im Spar zu kaufen.
Etwas über ein Jahr ist es her, seit in der Schweiz der Markt für CBD-Gras so richtig anzog. Auslöser war ein Merkblatt des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), das die rechtlichen Bedenken der Vertreiber und Produzenten aus dem Weg räumte. Es war der Startschuss zu einem regelrechten Boom, zu einer Marktöffnung, wie sie in der Schweiz nur selten vorkommt.
Diesem Boom wollen nun einige Politiker entgegen wirken. Die Allianz wird angeführt von SVP-Hardlinerin Verena Herzog (TG, 61), besser bekannt als «No-Drugs-Herzog». Das Ziel der Hanf gegner: Den CBD-Markt auszutrocknen.
Neben den SVP-Urgesteinen, Albert Rösti und Heinz Brand unterstützen das Vorhaben auch Christian Wasserfallen, Doris Fiala von der FDP sowie Marco Romano und Ruth Humbel aus der CVP.
Verena Herzog sagt gegenüber dem Blick: «Dass eine CBD-Zigarette nicht psychoaktiv wirken soll, ist ein fadenscheiniges Argument.» Wenn jemand beispielsweise fünf Zigaretten rauche, «wird er vermutlich auch benebelt sein».
Für die Thurgauerin schaffe die in der Schweiz geltende Grenze von einem Prozent THC-Gehalt darum Probleme, die nur mit einer Angleichung wie die im umliegenden Ausland geltende THC-Obergrenze von 0,2 Prozent gelöst werden könne. Die heutige Regelung biete zu viele Schlupflöcher.
Die Widersprüchlichkeiten bei der Verkehrssicherheit sind für Herzog am auffälligsten. Vom Fahren unter CBD werde schliesslich auch abgeraten, die Armee hat kürzlich ein Verbot ausgesprochen, sagte sie dem Blick. «Dies zeigt, dass das heutige Regime mit einem hohen Schwellenwert nicht funktioniert», ergänzt Herzog. Und weiter führe sie «zu einer bewussten Verwischung der Grenzen zwischen legal und illegal, zwischen nicht schädlich und schädlich respektive gefährlich».
Herzog stört sich auch an der Werbung für das legale Gras. «Mit Fabelfiguren und knallbunten Verpackungen wird für CBD-Zigaretten geworben. Durch die attraktive, die Kinder und Jugend ansprechende Werbung werden diese Suchtmittel angeworben. Das ist unverantwortlich und zu unterbinden», sagt sie. In diesem Punkt fehle ihr jedoch gemäss «Blick» die Unterstützung von CVP und FDP.
Nun will die Thurgauerin per Interpellation vom Bundesrat wissen, was er zu unternehmen gedenke um bei «Werbung für Suchtmittel, den Kinder- und Jugendschutz gewährleisten zu können.» Für die «Bauernpartei» liess die Kindergärtnerin im Vorstosstext festhalten, dass Schweizer Hanfbauern weiterhin zu legalen Zwecken Hanf anbauen dürften. Für die Kosten der Überprüfung des THC-Wertes müsse aber der Hersteller aufkommen.