Frisch sah er aus, mit wachen Augen und mal ernster mal strahlender Miene. 58 Jahre alt ist Portmann heute und durfte vor kurzem nach langer Zeit seine ersten Schritte in die Freiheit nehmen. Das habe sich phänomenal angefühlt, sagte Portmann. Kaum beschreiben könne er das. «Ich geniesse jede Minute.»
Nach 35 Jahren im Gefängnis sei ihm draussen als erstes aufgefallen, dass alle Leute mit einem elektronischem Gnom namens Handy verbunden seien. «Die sind ja selbst alle eingesperrt», so Portmann. Das Telefon diktiere ihnen den Tagesablauf, das sei ein bisschen wie eine kleine Zwangstherapie. Er sagte: «Ich will kein Handy haben, ich will frei sein.»
Portmann hat sich im Gefängnis stets mit grosser Vehemenz gegen jegliche Therapie gewehrt. Er hat immer betont, er sei nicht krank und müsse darum auch nicht behandelt werden. In der Sendung auf «Tele Züri» kritisierte er denn auch den Strafvollzug, insbesondere den Zürcher Strafvollzug scharf. Dort würden Leute fertig gemacht. Es sei nicht möglich, dass die Menschen so zurück ins Leben fänden.
Moderator Gilli wollte von seinem Interviewpartner wissen, wie es dazu kam, dass er auf die schiefe Bahn geriet. War es die Fremdenlegion in Frankreich? Portmann flüchtete ins Nachbarland, nachdem er den Tresor seines damaligen Arbeitgebers aufgebrochen hatte. Er war 24 Jahre alt.
In Frankreich schloss er sich der Fremdenlegion an, erhielt eine professionelle Ausbildung, blieb aber nicht lange. Zurück in der Schweiz habe er sich auf verschiedene Jobs beworben, aber immer nur Absagen erhalten. «Ich sagte mir damals: Wenn die Gesellschaft mich nicht will, dann führe ich halt ein Leben ausserhalb der Gesellschaft.» Heute sagt er dazu: «Ich war ein Narr.»
Portmann betonte, er habe sich das Geld nur dort geholt, wo es versichert gewesen sei. Niemals hätte er in private Häuser einsteigen wollen. Er habe aber gewusst, dass er in den Banken das Geld freipressen musste. Bei der Geiselnahme habe er sich nicht gut gefühlt. «Ich habe mich geschämt, dass ich diese Leute als Mittel zum Zweck benutzt habe», sagte er. Er habe immer versucht, sie anständig zu behandeln.
Gilli warf ein, er habe aber auch geschossen. Ja, aber nur auf Panzerglas. Und er habe gewusst, dass er keine Menschenleben gefährdet. «Ich wusste, wie man Menschen tötet. Darum habe ich es nicht gemacht.» Gilli wollte wissen, ob Portmann anders gehandelt hätte, wenn ihn jemand aufgehalten hätte. Mit entsetztem Gesicht sagte Portmann: «Ich kann doch nicht einen Mensch töten, nur um meine Freiheit zu erhalten!»
Wie sieht das Leben des Hugo Portmanns ausserhalb der Gefängnismauern aus? «Sie sind jetzt, 58 Jahre alt, ein Alter, in dem es nicht leicht ist, einen Job zu finden: Haben Sie Existenzängste?», fragte Gilli. Er arbeite als Müllmann und Müll werde es immer geben, so Portmann. Angst, dass ihm bei diesem Job langweilig werden könnte, habe er nicht. «Wissen Sie, Freiheit kann man mit keinem Geld kaufen. Und ich würde jeden Job machen, um in Freiheit leben zu können.»