Sag das doch deinen Freunden!
57 Prozent Ja zur zweiten Gotthard-Röhre: Das ist ein deutliches Resultat in einer Abstimmung, deren Meinungsbildung weitgehend im Windschatten des emotional geführten DSI-Abstimmungskampfes stattgefunden hat.
Die Auseinandersetzung um die Gotthardsanierung hätte zum grossen symbolischen und polemisch umstrittenen Zankapfel zwischen Rechts und Links, Bürgerlich und Grün werden können, doch die Gegenkampagne hat nie richtig Fahrt aufgenommen, da die linken Kreise zu sehr damit beschäftigt waren, die Durchsetzungsinitiative abzuwehren.
Das gewichtigste und fast einzige Argument der Gegnerschaft, das wahrgenommen worden ist, war dasjenige, dass die dritte und vierte Spur auch bald für den Verkehr geöffnet würden, was mit einer grossen Belastung für die Umwelt einhergehe. Damit basierte die Kampagne der Gegnerschaft auf einer , da schlicht nicht vorhersagbar ist, welche politische oder welche Verkehrssituation in 15 Jahren am und um den Gotthard herrscht. Glaubensfrage
Aber auch auf Befürworterseite war das am häufigsten gehörte, weil populistischste Argument, das schwächste. Der Sicherheitsgewinn bei richtungsgetrennter Verkehrsführung ist minimal und ganz sicher zu klein, um die milliardenteure Investition zu rechtfertigen, mit der anderswo viel mehr Leben gerettet werden könnten.
So haben letztlich die technokratischen Argumente des Bundesrats und insbesondere der Verkehrsministerin Doris Leuthard verfangen, die, immer sachlich vorgetragen, die Stimmbevölkerung letztlich überzeugten: Kein Abschneiden des Tessins vom Strassenverkehr während zweier Jahre, Vermeiden von ebenfalls teuren temporären Verladelösungen und langfristige Garantie einer offenen Nord-Süd-Achse auf der Strasse auch bei künftigen Sanierungen.
Die 2,8 Milliarden Franken, die für den Bau des zweiten Strassentunnels budgetiert sind, sind kein Riesenposten. Jedenfalls nicht angesichts der Summen, die jährlich in die immer noch überdimensionierte Armee und die abgeschottete und übersubventionierte Landwirtschaft fliessen.
Deswegen und weil das gesamte Emotionalisierungs-Potenzial im Abstimmungskampf von der DSI absorbiert worden ist, ist die symbolisch so aufgeladene zweite Röhre am Gotthard im Windschatten der DSI durchgerutscht.