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Hanspeter Krüsi hat alles richtig gemacht und trotzdem kam alles falsch heraus. Der Medienchef der Kantonspolizei St.Gallen stand Kräften gegenüber, gegen die er nichts ausrichten konnte.
Bereits wenige Stunden nach dem Angriff am Samstagabend durch einen 27-Jährigen in einem Regionalzug bei Salez hat Krüsi klar, nüchtern und so detailreich es der Ermittlungsstand eben zuliess, informiert.
Eines betonte er nur kurz nach dem Vorfall im Interview mit watson besonders: «Es handelt sich um einen 27-jährigen Schweizer mit einem typisch schweizerischen Namen.» Krüsi bat um etwas Zeit für die Ermittlungen: «Nur ein Beispiel», sagte der erfahrene Mediensprecher, «finden wir heraus, dass unter den Opfern seine Ex-Freundin war, sieht die Tat ganz anders aus, als viele jetzt denken.»
Doch die Leute dachten und viele dachten nur an eines: «TERROR». «Jetzt sind die Islamisten in der Schweiz angekommen», wirbelte es durch die Köpfe. «Das haben wir jetzt davon», «Zur Hölle mit der Willkommens-Kultur», «Das war's nun mit der sicheren Schweiz».
Social Media, beziehungsweise allen voran das ungarische Online-Portal Meteon.org, sorgte für den Rest. Aus unerklärlichen Gründen brachte es das Bild eines Brandstifters aus Louisiana mit dem Angriff in Salez in Verbindung. Da war er, unser Täter, dunkelhäutig, böse, mit Bart – perfekt! «TERROR!»
Schnell war dann auch der Chef der privaten Sicherheitsfirma Securitrans: «24-Stunden Präsenz an den Bahnhöfen», forderte er wohl nicht ganz uneigennützig. Der Präsident des Lokführer-Verbandes zog nach: «Einen Begleiter in jedem Zug!»
Auch die Politik liess nicht auf sich warten: «Mehr Polizisten einstellen!», forderte Sicherheitspolitikerin Chantal Galladé.
In den Kommentarspalten der Zeitungen fordern die Leser nach mehr Informationen zum Täter. «Bei den Informationen über den Täter, die die Polizei bekannt gibt, ist es nicht erstaunlich, dass im Internet falsche Täterbilder im Umlauf sind», heisst es da beispielsweise. Und: «Wann bekommen wir mehr Infos? Islamist?»
Doch Hanspeter Krüsi hat bereits so weit informiert, wie er informieren kann: Beim mutmasslichen Täter handelt es sich um einen 27-jährigen Schweizer, der durchgedreht ist. Nicht um einen Terroristen mit radikalislamischem Hintergrund.
Und trotzdem scheinen genau die ihr Ziel erreicht zu haben: Sie haben uns die Angst eingepflanzt. Sie terrorisieren uns, auch wenn sie es gerade nicht tun. Sondern wenn ein junger Mann, aus welchen Gründen auch immer, beschliesst zu töten.