Schweiz
Konsum - Detailhandel

Nutella für Zwerge: Die Mini-Packungen boomen – und das ist nicht nur positiv

Auch der Getränkehersteller Coca Cola verkleinert seine Dosen. Ab April 2018 gibt es in der Schweiz die 0,15-Liter Dose im Einzelhandel zu kaufen. 
Auch der Getränkehersteller Coca Cola verkleinert seine Dosen. Ab April 2018 gibt es in der Schweiz die 0,15-Liter Dose im Einzelhandel zu kaufen. Bild: watson

Mini-Packungen boomen – und das ist nicht nur positiv

Nutella im Mini-Glas und Coca Cola aus der 0,15-Liter Dose: Immer mehr Detailhändler bieten ihre Produkte in Kleinstmengen an. Das hilft zwar gegen Foodwaste, bringt aber zwei andere grosse Nachteile mit sich. 
04.04.2018, 10:2705.04.2018, 06:19
Helene Obrist
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Coca Cola in der Mini-Dose, ein 25 Gramm schweres Nutella-Glas oder Lachs in der 50 Gramm-Packung: Die Verpackungen, in denen man Lebensmittel kaufen kann, schrumpfen. Mini- und Single-Verpackungen boomen. 

Den Trend spüren auch die grossen Detailhandelsunternehmen Migros und Coop. «Wir haben den Anteil an Kleinpackungen oder kleineren Produkten in den letzten Jahren erhöht», sagt Ramon Gander, Mediensprecher von Coop auf Anfrage von watson. Und auch Patrick Stöpper, Mediensprecher der Migros, bestätigt den Trend: «Wir prüfen fortlaufend, welche Produkte sich eignen würden, um sie zusätzlich auch in kleineren Portionen anzubieten.» 

Immer mehr Single-Haushalte

Verantwortlich für den Trend ist allen voran die steigende Anzahl an Single-Haushalten und Senioren in der Schweiz. Ende 2016 waren laut Bundesamt für Statistik rund ein Drittel der 3,7 Millionen Privathaushalte Einzelhaushalte. «Für diese Haushalte ist es beispielsweise praktischer, wenn sie abgepacktes Fleisch für eine Person kaufen können», erklärt Walpen von der Stiftung für Konsumentenschutz.  

Das «Happy Bread» der Migros wurde extra für Singles entwickelt. Es ist vorgeschnitten und soll fünf Tage lang frisch bleiben. 
Das «Happy Bread» der Migros wurde extra für Singles entwickelt. Es ist vorgeschnitten und soll fünf Tage lang frisch bleiben. bild: screenshot/migros.ch

Es sind aber nicht nur die Single-Haushalte, die den Trend zu Mini-Packungen antreiben. Die steigende Mobilität, die Ausser-Haus-Verpflegung und das damit verbundene Bedürfnis, sich gesund und massvoll zu ernähren, sind ebenso mitverantwortlich. Immer mehr Lebensmittelläden weiten daher das Angebot an frischen Snacks wie Salaten oder Sandwiches aus.  

Weniger Foodwaste, mehr Abfall

Die kleineren Verpackungen bringen einen grossen Vorteil: Sie verhindern, dass unnötig Essen weggeschmissen wird. Josianne Walpen von der Stiftung für Konsumentenschutz nennt einen weiteren positiven Aspekt: die Gesundheit. «Übersüsste Getränke sind ein grosses Problem in Bezug auf Übergewicht und werden sehr oft in Halbliterflaschen verkauft.» Kleinere Mengen seien daher begrüssenswert.

Was hältst du vom Trend der Mini-Packungen?

Mit 0,15 Liter-Dosen, wie sie Coca Cola seit April auch in der Schweiz im Einzelhandel anbietet, sei der Bogen aber überspannt. «Hier wird zu viel Abfall produziert», so Walpen. Tatsächlich ist der Abfall die Kehrseite der Medaille. Die Abfallmenge pro Person hat sich in der Schweiz seit den 1930er Jahren fast versechsfacht. Laut den neusten Erhebungen des Bundesamt für Umwelt (BAFU) produziert Herr und Frau Schweizerin rund 742 Kilogramm Abfall pro Kopf und Jahr. Und der Trend der Mini-Packungen wirkt dem alles andere als entgegen. Denn kleinere Verpackungen bedeuten mehr Verpackungsabfall.  

Kritisiert werden die Mini-Packungen von der Stiftung für Konsumentenschutz auch noch aus einem anderen Grund: «Man muss sich bewusst sein, dass mit kleineren Packungen der Preis sehr oft proportional höher ist als bei grösseren Mengen», sagt Walpen. Sie empfiehlt daher, die Grundpreise der verschiedenen Packungsgrössen miteinander zu vergleichen um preisliche Nachteile verhindern zu können.  

In der Tat steigen die Grundpreise an, wenn die Verpackung kleiner wird, wie die folgenden drei Beispiele zeigen:

Wer Nutella in den Mini-Packungen kauft, zahlt rund 7.25 Franken mehr pro Kilogramm.
Wer Nutella in den Mini-Packungen kauft, zahlt rund 7.25 Franken mehr pro Kilogramm.bild: screenshot migros.ch/bearbeitung watson
Auch bei Wurst- und Fleischwaren zeigt sich der Preisnachteil bei kleinen Packungen deutlich. 
Auch bei Wurst- und Fleischwaren zeigt sich der Preisnachteil bei kleinen Packungen deutlich. bild: screenshot migros.ch/bearbeitung watson
Obwohl in der normalen Packung nicht gehobelt, kostet die Mini-Packung rund 22.50 Franken mehr pro Kilogramm.  
Obwohl in der normalen Packung nicht gehobelt, kostet die Mini-Packung rund 22.50 Franken mehr pro Kilogramm.  bild: screenshot migros.ch/bearbeitung watson

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103 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Posersalami
04.04.2018 11:40registriert September 2016
Und was hindert die Detailhändler daran, Verpackung einzusparen? Wieso sind zB. die Landjäger in der kleinen Packung alle noch mal einzeln verpackt? Hallo? Wieso muss ein Landjäger überhaupt in Plastikfolie eingeschweisst in den Verkauf? Wieso wird generell kein Plastik verwendet, der abbaubar ist? Wieso kommt Gemüse immer noch oft in Plastik eingeschweisst, anstatt das Zeugs einfach offen zu verkaufen? usw.

Ich verstehe es nicht.
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Judge Dredd
04.04.2018 11:35registriert April 2016
Nein wirklich? Kleinmengen sind proportional teurer als grössere Mengen?
Das ist ja DIE Erkenntnis!

Was kommt als nächstes? Am Ende kauft der Grossverteiler die Waren sogar noch günstiger ein als der Endverbraucher, weil er mehr Masse bezieht?

Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt.
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El Vals del Obrero
04.04.2018 10:33registriert Mai 2016
Was nützt es mir, wenn bei einer Jumbo-XXL-Familien-Packung der Preis pro kg zwar günstiger ist, aber dafür die Hälfte fortgeworfen werden muss?
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