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Im Detail kann man natürlich alles kritisieren. Im Detail könnte man sagen, dass der Text des Dramatikers Lukas Bärfuss in der FAZ vom Donnerstag ein bisschen klingt, als wäre er von einem empörten alten Mann geschrieben. Dass ein coolerer Stil wirklich cooler wäre. Dass es ein paar grobe Fehler (der Mann versteht nichts von Wirtschaft!) und verdammt viele Rechtschreibfehler hat. Und dass Künstler sowieso nichts anderes sind als übersubventionierte Kulturpessimisten.
Im Detail könnte man sagen, dass der Text von Pedro Lenz vom Freitag irgendwie schief ist, weil da ausgerechnet der Autor, der so beliebt ist wie sonst vielleicht nur noch Franz Hohler und Peter Bichsel, seinen Kollegen Bärfuss davor warnt, dass es huerehart ist, wenn man von allen Seiten gebasht wird. Im Detail könnte man sagen, dass der offene Brief, den Melinda Nadj Abonji am Mittwoch an die Chefredaktion von «20 Minuten» schrieb, überflüssig ist.
Niemand findet es gut, wie «20 Minuten» das von Donat Kaufmann via Crowdfunding gesammelte Geld für ein politisch unabhängiges «20 Minuten»-Cover eingestrichen hat. Im Detail könnte man sagen, dass die Aktion von Kaufmann vielleicht etwas schlicht war. So, wie vor drei Monaten die Deutschland-Kritik von Til Schweiger etwas schlicht war. Aber korrekt. Und waren wir da nicht alle ganz betört? Und hat Schweiger seither nicht auf bewundernswerte Weise Wort gehalten?
Im Detail könnte man auch sagen, dass die Liste 23, also die Liste «Kunst und Politik» in den Nationalratswahlen sowieso nichts bringt. Diese Liste, die übrigens von Melinda Nadj Abonji angeführt wird, der Frau also, die 2010 mit ihrem Migrationsroman «Tauben fliegen auf» das Unfassbare schaffte und den Schweizer und den deutschen Buchpreis zusammen gewann.
Hinter der Liste steht auch Ruth Schweikert, die 2015 mit ihrem packenden Familienroman «Wie wir älter werden» das beste Schweizer Buch des Jahres geschrieben hat. Und die mit «Kunst und Politik» vor allem eines will, nämlich, dass die Kulturschaffenden endlich den Finger aus dem Arsch nehmen und sich ernsthaft und ganz real mit Politik befassen. Anstatt sich immer darüber zu beklagen.
Wenn man nur auf die kleinen Dinge blickt, kann man vieles sagen. Und darin, da hat Lukas Bärfuss recht, ist die Schweiz gross. Im Tüpflischiissen. In der Swissminiatur. In der Suisse Mania. Selbstzerfleischung, bis nur noch Ghackets mit Hörnli übrig bleiben.
Aber darum geht es gar nicht. Denn das Grossartige ist doch, dass diese Woche so unterschiedliche Leute wie Kaufmann, Nadj Abonji, Bärfuss und Lenz aufstehen und gemeinsam mit ihren Manifesten und Interventionen sagen: «Mir langet's!»
Und so schmeissen sie sich denn mit grossen symbolischen Aktionen (Kaufmann), genauen, kleinen Analysen (Nadj Abonji), grosser (Bärfuss) und selbstkritischer (Lenz) Klappe mitten hinein in die öffentlichen Debatten. Mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen: Vom Crowdfunding über soziale und andere Medien bis zu den Abstimmungsunterlagen.
Weil das bei uns möglich ist. Und weil sie unzufrieden sind. Weil sie sich denen, die die Unzufriedenheit verursachen, stellen wollen. Man nennt das auch: Verantwortung übernehmen. Aus eigenen Stücken. Nicht, weil einem jemand dafür Geld bezahlt. Kaufen lassen sich nur die Verantwortungslosen.
Man vermeidet aber tunlichst den INHALT der Botschaft zu debattieren, z.B.
- EU ist kein Thema im Wahlkampf
- Linke und Gewerkschaften befinden sich in einer Starre
- die Medien nehmen ihr Aufgabe nicht wahr oder sind gekauft
und einiges mehr.
Dieses Verhalten bestätigt eigentlich die Kritik von Lukas Barfuß!