Schweiz
Leben

«Luisa» ist da – aber funktioniert das Codewort auch?

Ausgang in den Stadtkreisen 4 und 5 in Zuerich im Maerz 2011. (KEYSTONE/Ueli Christoffel)
Belästigungen kommen im Zürcher Nachtleben vor – «Luisa» soll helfen.Bild: KEYSTONE

«Luisa» ist da – aber in den Clubs benutzt das Codewort gegen sexuelle Belästigung niemand

Seit Februar ist in Zürich das Projekt «Ist Luisa da?» angelaufen, das Frauen in Nachtclubs Soforthilfe bei sexueller Belästigung leisten soll. Eine erste Bilanz zeigt: es erfüllt seinen Zweck nur halb.
20.02.2018, 10:3321.02.2018, 03:27
Mehr «Schweiz»

«Ist Luisa da?» Mit dieser Frage sollen sich Frauen ans Clubpersonal wenden können, wenn sie belästigt werden. Das Personal bringt die betroffene Person daraufhin sofort an einen sicheren Ort, von dem aus zum Beispiel ein Taxi oder die Polizei gerufen werden kann. Soweit zumindest die Theorie. 

Das Projekt «Luisa» gibt es seit Anfang Februar in elf Zürcher Nachtclubs. Olivia Deppe ist Mitinhaberin des «Minirocks» und Eventmanagerin im «Plaza». Beide Clubs sind beim «Luisa»-Projekt dabei. «Wir haben uns dem Projekt angeschlossen, weil wir mit beiden Betrieben ein Zeichen gegen sexuelle Gewalt in jeglicher Form setzen wollen», sagt Deppe. Plakate auf den Toiletten oder am Eingang machen die Gäste darauf aufmerksam. Ziel ist es, mit «Luisa» konkrete Soforthilfe bei sexueller Gewalt leisten zu können. Doch funktioniert das?

In den beiden Clubs, in denen Deppe arbeitet, wurde bisher nicht nach Luisa gefragt. Auch Marco Diener, Geschäftsführer des «Spacemonki» berichtet, dass «Luisa» in seinem Club noch nie zum Einsatz gekommen sei. 

Auch der Schwulen-Club «Heaven» macht beim Projekt mit. Das Angebot richte sich aber auch dort an Frauen. «Als Gayclub verstehen wir uns nicht als reiner Männerclub und es ist kein Geheimnis, dass sich Frauen bei uns wohlfühlen und reichlich vertreten sind», sagt Marco Uhlig, Geschäftsleiter vom «Heaven». Allerdings sei es auch hier noch zu keiner Verwendung von «Luisa» gekommen. 

Im Dynamo kann man noch nicht abschätzen, ob das Angebot  genutzt wird: «Ob es in der Praxis tatsächlich angewendet wird von den Betroffenen, oder ob sich potenzielle Übergriffe reduzieren, wird sich zeigen», sagt Vera Egloff. Luisa habe aber ohnehin schon etwas bewirkt. «Wir selber verstehen das Projekt vor allem als Sensibilisierung auf das Thema. Diese Sensibilisierung finden wir wichtig und deshalb unterstützungswürdig. Alleine, dass erneut darüber diskutiert wird, ist ein Erfolg, sagt Egloff. 

Ein Blick nach Winterthur, wo es das Projekt schon länger gibt, bestätigt den Verdacht, dass Luisa eher als Kampagne, denn als Soforthilfe funktioniert. «Das Angebot wurde in Winterthur bis anhin nahezu nicht genutzt», sagt Kajo Böni vom «Salzhaus». Was aber nicht heisse, dass die Kampagne wirkungslos sei. 

Findest du Luisa sinnvoll?

«Die Kampagne wird sexuelle Belästigungen im Nachtleben leider nicht beseitigen können. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass das Bewusstsein der Partybesuchenden gestärkt wird. Einerseits, dass Frauen wissen, dass sie sich in Situationen in denen sie sich nicht wohl fühlen Unterstützung beim geschulten Personal holen können. Andererseits, dass Männer für das Thema sensibilisiert werden oder gar ihr eigenes Handeln hinterfragen», so Böni.

«Luisa» regt zum Nachdenken an und würde grundsätzlich als richtig empfunden – auch von männlichen Gästen, so Deppe. «Negatives Feedback war sehr selten. Es gab vereinzelt die Meinung von Frauen, die das Projekt Luisa als unnötig empfanden, weil sie sich in solchen Situationen selber zu helfen wüssten», sagt sie gegenüber watson. 

Full Moon Party in Thailand

1 / 11
Full Moon Party, Thailand (Teil 3)
Ein stiller Moment inmitten des Tumults.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
76 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ChefS
20.02.2018 11:00registriert Dezember 2015
Wieso erfüllt es seinen Zweck nur halb? Vielleicht ist die fast nicht existente Nutzung auch ein Zeichen dafür, dass es doch nicht so schlecht um das Verhalten des männlichen Geschlechts steht, wie allgemein verbreitet wird..
Und um nicht falsch verstanden zu werden: Ich finde das Projekt „Luisa“ absolut gerechtfertigt. Doch die Aussage „nicht Zweck erfüllend“ bedeutet für mich, dass von einem grundsätzlichen Fehlverhalten der Männer ausgegangen wird, was aber eine sehr gefährliche und vor allem auch nicht korrekte Verallgemeinerung darstellt.
51028
Melden
Zum Kommentar
avatar
j0nas
20.02.2018 11:29registriert Juni 2015
Das Nottelefon an vielen Brücken wird auch selten benutzt und ist trotzdem eine gute Sache.
4421
Melden
Zum Kommentar
avatar
Milhouse
20.02.2018 11:12registriert Oktober 2017
Gute Idee - aber wozu braucht es ein Codewort? Einfacher ist doch gleich Klartext: "Der Typ dort belästigt mich!"
30224
Melden
Zum Kommentar
76
5 Gründe, warum es eine super giga geile Idee ist, dass Logan Paul Papi wird 🥰
Logan Paul wird im Herbst Papi. Warum es eine super Idee ist, dass sich Menschen wie er fortpflanzen.

Der Youtube-Star Logan Paul wird Papa. Das haben der 29-Jährige und seine Verlobte Nina Agdal gestern via Instagram mitgeteilt.

Zur Story