Nebel
DE | FR
Schweiz
Medien

«Das ist Hokus, Pokus, Fidibus!» – Schawinski verliert ob Bigler fast die Nerven

Hans-Ulrich Bigler bei «Schawinski».
Hans-Ulrich Bigler bei «Schawinski».bild: screenshot watson

«Das ist Hokus, Pokus, Fidibus!» – Schawinski verliert ob Bigler fast die Nerven

Roger Schawinski seziert in seiner Sendung SGV-Direktor Hans-Ulrich Biglers «Plan B» für die SRG im Falle einer Annahme der No-Billag-Initiative. Man muss anerkennen: Schawinski versucht mit allem, was er hat, Bigler in die Enge zu treiben. Man muss erkennen: Bigler bleibt unverrückbar und kühl wie ein Betonblock.
15.01.2018, 23:3116.01.2018, 14:23
Daria Wild
Folge mir
Mehr «Schweiz»

Auch so ein Duo, mit dem man lieber nicht in einem Lift steckenbleiben will: Roger Schawinski und Hans-Ulrich Bigler. Der Talkmaster hat den Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes (SGV), bekannt für seine aggressiven Kampagnen, in seine Sendung «Schawinski» eingeladen. Um die No-Billag-Initiative soll es gehen, die Schawinski vehement bekämpft und für deren Annahme Bigler weibelt, und vor allem soll's um Biglers «Plan B» gehen, jener Plan, der beweisen soll, dass die SRG auch bei Annahme der No-Billag-Initiative überleben würde.

Es wird schnell klar: Für Schawinski, der die Initiative als «Mutter aller Abstimmungen» bezeichnete, Schawinski, der in aller Eile ein knapp 180-seitiges Buch über die Initiative geschrieben hat, für ihn geht es auch heute Abend um alles: Die Sendung dauert dieses Mal länger, «weil es so ein wichtiges Thema ist» und statt mit der sonst typischen Frage «Wer bist du?» einzusteigen, siezt der Moderator seinen Gast und wirft sich ohne Umschweife sofort in den Kampf. Es wird ein fast aussichtsloser.

Wie ein unermüdlicher Fechter tänzelt Schawinski vor Bigler herum, Hieb da, Stich dort, mal frontal, mal seitlich, mal nett, mal nicht so nett. Und Bigler? Bewegt sich einfach nicht. Stoisch verteidigt er seine Argumente, als wären sie aus dem härtesten Holz gezimmert, das es gibt und zeigt sich immun gegen Schawinskis Expertise. Dem Moderatoren will es einfach nicht gelingen, Bigler ein Zugeständnis zu entlocken. Das führt dann dazu, dass die meisten Diskussionen (frei zitiert) etwa so enden: Schawinski: «Ihr Argument geht nicht auf!», Bigler: «Doch.», Schawinski: «Nein.», Bigler: «Doch»., Schawinski: «Ach lassen wir das.»

«Ich mache keinen Businessplan»

Ein bisschen genauer, aber so kurz und schmerzlos wie möglich: Schawinskis erster Angriffsversuch, den SGV-Slogan «Ja zu No Billag, Ja zur SRG» als irreführend zu entlarven, endet damit, dass Bigler sagt: Die Initiative ermögliche eine Diskussion über «den echten Service Public» und der SRG, sich nach einem Ja endlich «der Kritik entziehen, ein Staatssender zu sein.» 

Wenn das schon so beginnt, lass ich das besser bleiben, scheint Schawinski zu denken, blitzartig startet er die nächste Offensive: Machtfrage klären. Wie denn einer wie Bigler überhaupt darauf komme, einen Plan für die SRG zu erstellen, das sei ja wie wenn einer, der nichts von Flugzeugen verstehe, plötzlich ein Flugzeug bauen wolle. Bigler: «Ich mache keinen Businessplan, ich mache einen Plan B.», ausserdem habe er «überrascht festgestellt», dass dann Marchand (der SRG-Generaldirektor, Anm. d. Red.) auch über einen Plan B nachgedacht habe.

Schawinski winkt ab, im dritten Angriffsversuch hält er dem SGV-Direktor den Plagiatsvorwurf vor die Nase, der «Plan B» sei abgekupfert von der «Weltwoche». Die Chose ist schnell abgehandelt. Frei zusammengefasst: Bigler: «Nein, nein», Schawinski: «Doch», Bigler: «Nein», Schawinski: «Doch, ihr habt das ja so geschrieben», Bigler: «Nein», vonseiten Schawinskis ein kleiner Seitenhieb gegen Kurt W. Zimmermann und schon ist man wieder bei einem anderen Thema.

Video: streamable

Schawinskis vierter Versuch, sein Steckenpferd: die Radiogebühren. Wie sich Bigler denn vorstelle, Abogebühren von Radionutzern einzuholen, das sei schon technisch nicht möglich, «weil Radio kommt aus der Luft» und schliesslich habe der SGV in seinem Positionspapier Radio- und TV-Nutzer in zwei (getrennte) potenzielle Abonnenten-Gruppen geteilt. Bigler verneint, Schawinski zückt das SGV-Positionspapier («Doch, hier steht es ja!»), Bigler beharrt, zückt ebenfalls das Positionspapier: «Nein» (es war das gleiche Papier, Anm. d. Red., und zu den Fakten, siehe hier). Es ist trostlos.

Video: streamable

Die Sache mit dem «Audience Flow»

Schawinski fackelt nicht lange, nächster Versuch: belehren. «Kommen wir zum TV», setzt der Moderator an, ob Bigler wisse, was ein «Audience Flow» sei. Biglers schwurblige Antwort quittiert Schawinski mit einem verärgerten «Das ist etwas ganz anderes!» und beginnt, zu erklären. Es ist entlarvend, aber trotzdem aussichtslos. Genau so aussichtslos, wie Bigler zu sagen, dass das Argument, die SRG könne, auch wenn die Zuschauer- und Zuhörer-Reichweite um 50 Prozent zurückgehe, 50 Prozent mehr Werbeeinnahmen erwirtschaften, Schwachsinn sei, oder, in Schawinskis Worten: «das ist Hokus Pokus Fidibus!».

Video: streamable

Bigler wolle ja gar keine eigenfinanzierte SRG, versucht es Schawinski, und blendet den Wortlaut der Initiative ein: das, was der Gewerbeverband wolle, sei nicht mit diesem Text vereinbar. Bigler wiederholt stoisch die SGV-Parole, es gehe um die Frage, welchen Service Public man wolle, «wir sind der Meinung, dass man sehr wohl einzelne Sendegefässe unterstützen kann.» Dazu verweist er auf zwei Gesetzesartikel (Sprachförderung und Filmförderung). Schawinski bleibt nur ein genervtes «HERR BIGLER!». Das mit den Gesetzesartikeln sei zwar richtig, Radio und TV seien davon aber ausgeschlossen.

«Wir müssen nicht die Verantwortung beurteilen»

Schawinski sieht, mit Fakten kommt er in diesem Gespräch nirgendwohin, Stiche ins Herz müssen her. Doch auch dass regionale Gewerbeverbände, Gastrosuisse und der Bauernverband die Nein-Parole beschlossen haben, dass man doch eigentlich, ganz in der SVP-Terminologie (Schawinski: «die Sie ja gut kennen») die heimische SRG gegen die ausländischen Sender beschützen müsse, dass das Paket, das Bigler geschnürt habe, eine Mogelpackung sei, überhaupt, warum man ihm eigentlich noch glauben solle, er habe schon einmal mit einer SRG-Gebührenrechnung gelogen, all das lässt Beton-Bigler genauso kalt, wie Schawinskis gemässigtes Appellieren an Herz und Verstand: «Sind Sie jetzt sicher, wenn Sie auf ihr Herz hören, dass sie im richtigen Lager sind? Wollen Sie wirklich das Kind mit dem Bade ausschütten»?

Video: streamable

Die Sendezeit neigt sich dem Ende zu, als es Schawinski dann doch noch schafft, Bigler einen ungeschickten Satz zu entlocken: «Ob die Initiative – in ihrer Radikalität – nicht unverantwortlich sei?», fragt der Moderator. Bigler: «Wir müssen nicht die Verantwortung der Initianten beurteilen. Wir haben beschlossen, wir unterstützen sie». Schawinski versucht noch nachzuhaken, doch das war's dann auch schon: Es sei wohl das erste Mal, dass Initianten vor der Abstimmung sagen würden, sie hofften auf eine Nichtumsetzung, sagt Schawinski. Bigler: «Das haben sie von mir so nicht gehört.»

Video: streamable

Doris Leuthard über die neue Billag-Gebühr

Video: undefined/SDA

No Billag: Diese Promis kämpfen gegen die Initiative

1 / 11
No Billag: Diese Promis kämpfen gegen die Initiative
Viktor Giacobbo.
quelle: thomas schlittler
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
320 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Raembe
16.01.2018 06:08registriert April 2014
Schon vor der Initiative war mir Bigler nicht sympathisch. Wirkte für mich immer als Paradebeispiel für den schleimigen Typ, der Dir im Nachhinein mehr schadet als bringt.

Wie gesagt das ist meine Meinung, ihr dürft gerne ne andere haben ;)
36982
Melden
Zum Kommentar
avatar
ChlyklassSFI // FCK NZS
16.01.2018 03:26registriert Juli 2017
Wenn man Bigler über den Plan B reden hört, kann man nicht mit gutem Gewissen für diese Initiative stimmen.
36179
Melden
Zum Kommentar
avatar
dorfne
16.01.2018 00:26registriert Februar 2017
Schawinski: ob die Initiative in ihrer Radikalität nicht unverantwortlich sei. Darauf Bigler: Wir müssen nicht die Verantwortung der Initianten beurteilen, wir haben beschlossen, wir unterstützen sie. Also ist es egal wenn die Initiative unverantwortlich ist. Und: Wenn die SRG 50% ihrer Reichweite verliert, kann sie unmöglich 50% mehr Werbeeinnahmen generieren. So what! Schlussfolgerung: Wir behaupten einfach mal "unverantwortlich" irgend etwas. Ja nicht auf die gegnerischen Argumente eingehen. Alternative-Fakten nach Schweizer Art? Wirklich unverantwortlich.
11016
Melden
Zum Kommentar
320
Schwerverletzter nach Unfall mit Tram in Basel – Polizei sucht Zeugen

Am frühen Montagmorgen ist an der Güterstrasse in Basel ein Fussgänger von einem Tramzug angefahren worden. Der 55-jährige Mann musste schwer verletzt in ein Spital gefahren werden, wie die Basler Kantonspolizei mitteilte.

Zur Story