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Das Bedingungslose Grundeinkommen ist ein Faszinosum. Niemand weiss, wie es finanziert werden soll. Niemand weiss, wie es die Gesellschaft verändern würde. Und vor allem weiss niemand genau, worum es eigentlich geht. Deshalb hier gleich zu Beginn die kürzeste Erklärung in Form der subversivsten Infografik, die sich je eine Infografik-Abteilung eines Mediums zu machen getraut hat. Man beachte unbedingt den letzten Teil.
In Form einer «Good Cop/Bad Cop»-Paarung vertraten die Präsidentin der Luzerner Jungen Grünen, Irina Studhalter, und der Ökonom und Initiant Daniel Straub das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE). Auf der Gegnerseite traten FDP-Präsidentin Petra Gössi und SP-Innenminister Alain Berset an.
Die beiden Grundeinstellungen, entlang derer die Diskussion verlief, sind einfach und ein bisschen simpel:
Gemäss Studhalter und Straub werden die vom Joch der Erwerbsarbeit befreiten Menschen ihr gesamtes Potential ausschöpfen und die Produktivität und Innovationskraft der Schweiz in ungeahnte Höhen schiessen lassen.
Laut den Gegnern hingegen werden mit dem Tag der Einführung des BGE weite Teile der Bevölkerung den Bürosessel mit dem Liegestuhl tauschen und ab sofort das Bruttosozialprodukt in Grund und Boden faulenzen.
Einen grossen Fehler machte daraufhin einer der Studiogäste bei der nichtrepräsentativen Umfrage von Jonas Projer, wer noch arbeiten gehen würde, gäbe es ein BGE. Der junge Mann streckte die Hand auf, als Projer fragte, wer nicht mehr arbeiten würde. Danach grinste er in die Kamera und hofft wohl bereits bei der nächsten Stellensuche, dass es schon ein BGE gäbe.
Danach begannen Studhalter und Straub, Gössi und Berset zu bearbeiten. Die Rollenaufteilung funktionierte dabei folgendermassen: Studhalter stellte Berset und Gössi Suggestivfragen wie etwa «Würden Sie denn selber aufhören, zu arbeiten?» oder «Sie finden doch die AHV auch eine gute Sache?» und strich Berset Honig um den Mund, was für ein toller Bundesrat und Sozialminister er sei. Straub hingegen stellte Berset als ignoranten Apparatschik hin, der nur zwei drei Jahre vorausdenke und intellektuell den grossen Herausforderungen der Zukunft nicht gewachsen sei.
Berset war angesichts der Aussichtslosigkeit der BGE-Initiative fast schon zur Schau getragen unmotiviert und nutzte die Zeit, um Werbung für die Sozialdemokraten und deren Errungenschaften in den Sozialpartnerschaften sowie der Errichtung der Sozialwerke zu machen. Irgendwann hatte er dann aber doch genug von Straubs Lied der geknechteten System-Sklaven und gemahnte die Initianten quasi, mit dem Quatsch aufzuhören, weil es jetzt um die Verfassung gehe und damit langsam zu ernst werde.
Nachdem Berset zum gefühlt neunten Mal danach gefragt hatte, wie denn die Initianten das BGE zu finanzieren gedächten, verlief die Diskussion für kurze Zeit komplett asymmetrisch. Studhalter und Berset verstanden sich in der Mitte bestens und aussen gaben sich Gössi und Straub aufs Dach.
Vom Rest der Sendung blieben vor allem die Statements der Frauen haften, die nach den Sexismusvorwürfen der Juso – sei es zufällig oder nicht – wieder zahlreicher eingeladen worden sind. Leider waren deren Äusserungen eher unvorteilhaft. So packte Gössi einerseits die Sozialtourismus-Keule aus und warnte vor Massen von EU-Ausländern, die in das BGE einwandern würden. Andererseits führte sie aus, die Frauen würden nicht mehr arbeiten gehen, wenn das BGE eingeführt würde.
Erstaunlicherweise wurde sie dabei von der Grünliberalen Nationalrätin Kathrin Bertschy sekundiert. Ausgerechnet die Co-Präsidentin der Alliance F brachte als Hauptargument gegen das BGE vor, die Frauen blieben zu Hause, sobald deren Teilzeitpensen und niedrigen Löhne vom BGE übertroffen würden. Der entstandene Eindruck: Die FDP-Präsidentin und die Co-Präsidentin des grössten Frauenverbandes, gehen a) davon aus, dass Frauen von Natur aus lieber zu Hause blieben, wenn sie das Geld nicht bräuchten und kämpfen b) lieber gegen ein Grundeinkommen, das niedrige Frauenlöhne konkurrenziert, statt für höhere Löhne in Frauenberufen und Teilzeitpensen.
Damit und in Kombination mit der Xenophobie-Keule, genervten Blicken abseits der Kameras und schnoddrigen Antworten auf die differenzierten Ausführungen Straubs, legte Gössi das typische «Arena»-Rüpel-Repertoire der SVP-Exponenten an den Tag. Da ihr Sidekick Berset nur halbherzig gegen Straubs Vision des arbeitsfreien Bürgers protestierte, werden die Stimmen der noch unentschlossenen «Arena»-Zuschauer ans BGE gehen.
Und zwar ziemlich sicher.