Die Schweizer Medien berichten immer weniger über relevante Themen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Reduziert hat sich auch die Leistung, Ereignisse einzuordnen. Zu diesem Schluss kommt das Jahrbuch 2014 Qualität der Medien Schweiz.
Insgesamt sei die Qualität in den Schweizer Medien 2013 weiter erodiert, lautet – nicht zum ersten Mal – der Hauptbefund des Jahrbuches, dessen fünfte Ausgabe am Montag vorgestellt wurde. Grund dafür seien die sinkenden finanziellen Mittel für vielfältigen Informationsjournalismus. «Qualität wird ökonomisch nicht belohnt.»
Die Medienbudgets der Konsumenten wachsen laut den Studienautoren zwar, die Ausgaben für rein journalistische Produkte dagegen sinken. Diese «ausgeprägte Gratiskultur» zeige sich auch darin, dass die Schweiz bei der Einführung von Bezahlschranken («Paywalls») weit zurückliege.
Unter dem Druck der Sparrunden in Medienhäusern sinke auch die Einordnungsleistung. Bei den Abonnementszeitungen zeige sich der finanzielle Aderlass darin, dass sowohl der Umfang der Blätter als auch der Anteil der Eigenleistungen schrumpfe.
Stattdessen setzten Medien immer stärker auf sogenannte Soft- statt auf Hardnews. Sport- und Human-Interest-Geschichten verdrängten sachliche Berichte von politischer oder wirtschaftlicher Relevanz. Begünstigt werde die Entwicklung durch den wachsenden mobilen Konsum, bei dem Softnews klar im Vordergrund stünden.
Die Forscher haben Medien aller Gattungen auf die Qualitätskriterien Vielfalt, Relevanz, Aktualität und Professionalität untersucht.
Am besten schneidet in dieser Hinsicht das öffentliche Radio ab. Dahinter folgen überregionalen Abonnementszeitungen wie die «Neue Zürcher Zeitung» und «Le Temps», die Sonntagszeitungen und das öffentliche Fernsehen. Schlechte Noten geben die Autoren erneut den Online-, Boulevard- und Gratiszeitungen.
Das Jahrbuch 2014 «Qualität der Medien Schweiz Suisse Svizzera» wurde vom Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich um den Soziologen Kurt Imhof verfasst. Es ist in der Medienbranche umstritten. So erklärte der Verband Schweizer Medien letztes Jahr, das Jahrbuch stelle kein «brauchbarer Gradmesser» für den Zustand der Medien dar. (wst/sda)