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Aderlass bei der SRG: Bis zu 250 Stellen werden abgebaut

Wegen Ausfällen bei der Mehrwertsteuer und Ja zum RTGV: SRG muss ab 2016 jährlich 40 Millionen Franken sparen. 
Wegen Ausfällen bei der Mehrwertsteuer und Ja zum RTGV: SRG muss ab 2016 jährlich 40 Millionen Franken sparen. 
Bild: KEYSTONE

Aderlass bei der SRG: Bis zu 250 Stellen werden abgebaut

40 Millionen Franken muss die SRG ab 2016 jährlich sparen. Davon betroffen sind vorrangig Mitarbeiter in Verwaltung, Informatik und Produktion. Auch Abstriche am Programm sind unvermeidlich.
06.10.2015, 10:3206.10.2015, 12:54
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Die SRG rechnet mit einem Abbau von 250 Stellen, wie sie am Dienstag mitteilte. Vorrangig seien Stellen in Verwaltung, Informatik und Produktion betroffen. Auch Abstriche im Programm seien unvermeidlich. Die SRG bot 2014 schweizweit 5'253 Vollzeitstellen an – 1622 beim Schweizer Radio und Fernsehen, 1584 beim französischen RTS und 1100 beim italienischen RSI. 

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Die SRG reagiert damit auf Einsparungen von 40 Millionen Franken, die sie ab 2016 jährlich infolge der wegfallenden Mehrwertsteuern und wegen des höheren Gebührenanteils von Regionalsendern vornehmen muss, den die Schweizer Stimmbürger mit der Annahme des RTGV im letzten Frühling beschlossen haben.

Darauf weist auch das Schweizer Syndikat der Medienschaffender (SSM) in ihrem Communiqué vom Dienstagmorgen hin: «Nun ist es offiziell: Unglaubliche 250 Stellen sind von den Sparmassnahmen bei der SRG bedroht. Sparmassnahmen welche notabene nicht die SRG mit unsorgfältigem Wirtschaften verschuldet hat, sondern fremdbestimmt sind», schreibt die Gewerkschaft.

Das SSM werde bis zum 6. November 2015 in Absprache mit den Mitarbeitenden Alternativvorschläge prüfen, um möglichst viele Stellen und Arbeitsplätze zu retten, teilt das Syndikat mit. 

Journalisten befürchten Qualitäts-Verlust
In einer ersten Stellungnahme zeigt sich der Journalistenverband Impressum schockiert und besorgt.
Impressum bezeichnete die Massnahme am Dienstag als «drakonisch». «Wir sind sehr besorgt um die Arbeitsplätze von Journalistinnen und Journalisten sowie um die journalistische Qualität», wird Geschäftsführer Urs Thalmann in einer Mitteilung zitiert. Die Medienschaffenden der SRG stünden schon heute unter sehr hohem Druck. Der Verband fordert die Unternehmensleitung auf, keine Ressourcen zu streichen, welche die redaktionelle Qualität und Vielfalt in Frage stellen. (sda)

102 Vollzeitstellen in der Deutschschweiz betroffen

In der Deutschschweiz dürften bei SRF und der Tochtergesellschaft TPC zusammen voraussichtlich 102 Vollzeitstellen betroffen sein, bei RTS in der französischen Schweiz 74 Stellen, bei RSI in der italienischen Schweiz 49 Stellen, bei der Generaldirektion 20 Stellen. Die kleinen Unternehmenseinheiten – das rätoromanische RTR und die Internet-Auslandplattform SWI swissinfo.ch – tragen mit eingehenden betrieblichen Massnahmen zum Sparprogramm bei; ein allfälliger Stellenabbau soll minim bleiben.

Die Gründe des Sparprogramms sind die Mehrwertsteuer und der höhere Anteil von Lokal- und Regionalsendern an den Gebühreneinnahmen. Das Bundesgericht hatte am 13. April 2015 entschieden, die Gebührenzahler müssten keine Mehrwertsteuer zahlen. Künftig muss die SRG die Mehrwertsteuer aus eigenen Mitteln begleichen. Das kostet die SRG jährlich 35 Millionen Franken.

Das revidierte Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) sieht zudem vor, dass der Anteil der Lokal- und Regionalsender an den Gebühreneinnahmen von heute 4 auf bis zu 6 Prozent steigt. Das UVEK hat angekündigt, dass diese privaten Anbieter rasch mehr Geld erhalten, wenn Mitte 2016 das Gesetz in Kraft tritt; offen ist die genaue Höhe. Das mindert die SRG-Einnahmen jährlich um mindestens 5 Millionen Franken, wie die SRG schreibt. (rar/sda)

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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airflow
06.10.2015 11:27registriert Februar 2014
1'100 Stellen bei RSI für 350'000 Tessiner.
1'622 Stellen bei SRF für 4'550'00 Deutschschweizer.

Sparpotenzial ist somit offensichtlich.
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Nicht Roger Federer
06.10.2015 11:18registriert Februar 2014
Warum werden nicht einfach teure Produktionen gestrichen? Oder die Formel 1, die kostet Millionen, hat keine direkt involvierten Schweizer und läuft auch beim ORF und RTL. Ähnlich ist es mit der Tour de France: Hat zwar Schweizer, läuft aber auf mehreren andeeren Sendern.
Lieber die Vielfalt und den Umfang des Programms, als die Mitarbeiter und somit die Qualität des Programms reduzieren, liebe SRG.
PS: Aber bitte trotzdem Oliver Borer auch gerade entlassen, auch wenn er wohl eine Sparmassnahme ist (billig). Seit er den Sport moderiert, lese ich lieber Bücher.
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Bürgerliche wollen nur Steuergeschenke für Reich
06.10.2015 12:25registriert Mai 2015
Ich finde SRF toll, weil sehr hohe Qualität und finde es daneben, dass die Werbe-Verkäufer (Goldbach Media) es schaffen, Wutbürger gegen SRF aufzuhetzen.
Konsequenz: Noch mehr nervende Werbung und noch mehr Trash-TV.
So und jetzt: Her mit den Blitzen!!! 😜
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