Der Abstimmungskampf um die umstrittene Ecopop-Initiative läuft auf Hochtouren. Die Befürworter befürchten, keine Chance mehr zu haben und die Gegner fahren das Budget hoch, um die Initiative zu bodigen. Sie verlangt eine Begrenzung der jährlichen Zuwanderung auf 0,2 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung. Das entspricht noch etwa 16'000 Personen. Derzeit liegt die jährliche Nettozuwanderung bei rund 80'000 Personen.
Die untenstehende Karte zeigt, wo die Ecopop-Befürworter keinen grossen Abstimmungskampf führen müssen und es sich für die Gegner wahrscheinlich nicht lohnt, in die Mobilisierung zu investieren.
In den Grundfarben ist der Wanderungssaldo der einzelnen Gemeinden zwischen den Jahren 2000 und 2010 dargestellt. Sprich: Ob und wie viel die ständige Wohnbevölkerung der Gemeinde aufgrund von Wanderungsbewegungen gewachsen oder geschrumpft ist. Es sind sämtliche Migrationen berücksichtigt, also auch diejenigen von Schweizer Bürgern.
Die roten und grünen Kreise zeigen alle Gemeinden an, die der Masseneinwanderungs-Initiative (MEI) am 9. Februar mit einem Ja-Anteil von über 75 Prozent zugestimmt haben. Fahren Sie mit der Maus über die Karte, um die detaillierten Daten abzurufen.
Insgesamt haben 37 Gemeinden, die zwischen 2000 und 2010 eine teils starke Zuwanderung erfahren haben, der MEI klar zugestimmt.
Umgekehrt haben allerdings in 39 Gemeinden mit einem negativen Wanderungssaldo über drei Viertel der Stimmbürger der MEI zugestimmt – in Gemeinden also, die im letzten Jahrzehnt eine Bevölkerungsabnahme zu verzeichnen hatten. So etwa die Walliser Gemeinde Zwischbergen. Von 2000 bis 2010 ist die Bevölkerung in dem Dorf um rund einen Drittel geschrumpft (28,3 Prozent). Dennoch haben mehr als drei Viertel der Einwohner der MEI zugestimmt (78 Prozent).
Diejenige Gemeinde, die bei der Abstimmung zur MEI mit einen der höchsten Ja-Anteile erreicht hat, war Horrenbach-Buchen (BE), wo 93,6 Prozent der Stimmbürger gegen die Personenfreizügigkeit gestimmt haben. Zwischen 2000 und 2010 hat die Gemeinde migrationsbedingt aber 6,6 Prozent an Wohnbevölkerung verloren. Migrationsdruck oder Dichtestress spielen dort also bei der politischen Meinungsfindung in Sachen Migration sicher eine untergeordnete Rolle.
Anders sieht das in vielen Tessiner Gemeinden aus. Mezzovico-Vira hatte zwischen 2000 und 2010 ein migrationsbedingtes Bevölkerungswachstum von 28,2 Prozent und stimmte der MEI mit rund 80 Prozent zu. Die beiden anderen Top-3-Gemeinden in Sachen Zuwanderung und MEI-Zustimmung sind Tessiner Gemeinden. Miglieglia hatte im genannten Zeitraum einen Bevölkerungszuwachs von 22,6 Prozent (78 Prozent MEI-Zustimmung), Monteceneri einen von 24,1 Prozent (79 Prozent MEI-Zustimmung). (thi)