Schweiz
Musik

PNOS-Präsident rechtfertigt nächstes Rechtsrockkonzert

Dominic Lüthard, Präsident der PNOS, wurde 2002 wegen Landfriedensbruch verurteilt.
Dominic Lüthard, Präsident der PNOS, wurde 2002 wegen Landfriedensbruch verurteilt.bild:zvg

«Nur ein Balladeabend» – PNOS-Präsident rechtfertigt nächstes Schweizer Rechtsrock-Konzert

Die PNOS spricht von einem «Balladeabend». Der Flak-Sänger ist jedoch bekannt.
19.10.2016, 04:4819.10.2016, 11:57
doris kleck / Aargauer Zeitung
Mehr «Schweiz»

6000 Rechtsextreme besuchten am Samstag ein Konzert im toggenburgischen Unterwasser. Die Schweiz ist schockiert – doch eine deutsche Rechtsband namens «Flak» kann das nicht verstehen. «Die Schweiz steht kopf – ohne Grund», postete die Band heute Abend auf Facebook. Und: «Danke für die Werbung». Sie machte sich nicht nur lustig über die «schreibende Gutmenschen-Brigade», die «keine Beweise» für Straftaten habe.

Die Band ruft auch noch auf, am Samstag wieder in die Schweiz zu reisen für einen «sympathischen Balladeabend von Phil». Aus der Nachricht wird deutlich, dass Phil am letzten Abend auch in Unterwasser war.

Bild
bild: facebook/flakdieband

Kein Bewilligungsgesuch

Phil, das ist der Sänger der Band Flak. Er tritt am Samstag an einer Veranstaltung der PNOS (Partei national orientierter Schweizer) auf. Gemäss der Organisation Antifa findet der Anlass in Rapperswil statt. PNOS-Präsident Dominic Lüthard will diese Information weder bestätigen noch dementieren. Er sagt nur, dass der Anlass in der Ostschweiz durchgeführt werde. Lüthard kann nicht verstehen, dass die Veranstaltung für Schlagzeilen sorgt. Sie sei nicht mit dem Konzert in Unterwasser vergleichbar – ausser dass es um ein ähnliches Gedankengut gehe. Die PNOS feiere die Gründung von fünf neuen Sektionen in der Ostschweiz.

Bild
bild: facebook/pnos

Für den musikalischen Rahmen sei der Sänger von Flak verantwortlich: «Es handelt sich nicht um ein Rockkonzert, sondern um einen Balladeabend.» Gemäss Lüthard wird die Veranstaltung in einem privaten Rahmen durchgeführt. Deshalb erstaunt es auch nicht, dass in Rapperswil-Jona kein Bewilligungsgesuch der PNOS eingegangen ist, wie Stadtschreiber Hansjörg Goldener sagt.

Dominic Lüthard
Der 33-jährige Dominic Lüthard kommt aus dem Oberaargau und ist Präsident der PNOS (Partei national orientierter Schweizer). 2002 wurde er wegen Landfriedensbruch verurteilt. Lüthard fiel mehrfach durch seine Äusserungen auf. Die ehemalige Miss Schweiz Whitney Toyloy bezeichnete er etwa als «Geschwür». 2011 hetzte er auf dem Rütli gegen «ausländisches Lumpenpack». Gemäss Lüthard hat die PNOS 400 Mitglieder: «Wir sind Eidgenossen und unser Ziel ist, dass in 50, 70 oder 100 Jahren in der Schweiz die Eidgenossen immer noch in der Mehrheit sind.»

Vorverkauf im Toggenburg gestartet

In den Augen des PNOS-Präsidenten, er bezeichnet die Berichterstattung um das Neonazi-Konzert im Toggenburg als «Hexenjagd», handelt es sich bei Phil also um einen harmlosen Balladensänger. Indes: Er ist in der rechtsextremen Szene ein beschriebenes Blatt. So ist der Sänger involviert in einen der grössten Neonazi-Prozesse in Deutschland. Am Landgericht Koblenz wird seit vier Jahren der Prozess gegen das Aktionsbündnis Mittelrhein verhandelt. Die Staatsanwaltschaft wirft den 26 Angeklagten unter anderem die Bildung einer kriminellen Vereinigung, Körperverletzung, schwerer Landfriedensbruch und Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen vor.

Jetzt auf

Die Band Flak hatte ihr erstes Album 2010 veröffentlicht, es wurde in Deutschland auf den Index gesetzt. Seit der Razzia gegen das Aktionsbündnis Mittelrhein im 2012 hat die Band keine Konzerte mehr gegeben. Im letzten Jahr hat sie nun ihr zweites Album veröffentlicht und im November wird die Band ihr erstes Konzert seit vier Jahren spielen: An einem Neonazi-Event in Deutschland – zusammen mit Frontalkraft, eine Rechtsrockband, die in Unterwasser auf der Bühne stand. Aus Facebook-Einträgen von Flak lässt sich schliessen, dass der Vorverkauf für den Event am letzten Samstag gestartet wurde – im Toggenburg.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
73 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
zombie woof
19.10.2016 06:03registriert März 2015
Ein Balladeabend macht Sinn, denn ursprünglich war gemeinsames Stricken und Häkeln geplant. Man hat aber bereits bei früheren Anlässen sehr schnell erkannt, dass ein solches Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist. Durch eine besondere Eigenschaft der Teilnehmer, nämlich das ständige aufspringen, den rechten Arm hochreissen und unverständliches Zeugs schreien, ist es zu schweren Verletzungen gekommen. Viele haben vergessen, die Stricknadel aus der Hand zu legen, und haben dabei das Gegenüber erstochen.....
1275
Melden
Zum Kommentar
avatar
Dummbatz Immerklug
19.10.2016 07:17registriert Februar 2016
Balladenabend 😂😂😂 Und der Storch bringt die Kinder...
916
Melden
Zum Kommentar
avatar
a-n-n-a
19.10.2016 07:17registriert Oktober 2015
Sein Blick! Solche Leute machen mir Angst. Nach den neuesten Erkenntnissen zum Fall Peggy (Böhnhart, NSU..) noch mehr..
7920
Melden
Zum Kommentar
73
Die Patrouille Suisse steht vor dem Aus – das sind die Gründe
Sie sind laut, unökologisch – und begeistern die Massen. Die Schweizer Jet-Formation stand schon ein paar Mal politisch unter Druck. Noch nie aber zeichnete sich ihr Ablaufdatum so deutlich ab wie jetzt.

Wer schon einmal an einem Fliegerschiessen auf der Axalp war, kennt die kerosinschwangere Luft - und die Ohs und Ahs, wenn endlich die Helden der Lüfte auftauchen. Obwohl nicht einmal die einzige Kunstflugstaffel der Schweizer Armee, so ist die Patrouille Suisse doch ihr Aushängeschild und das Highlight jeder Flugshow im Land. Da können die Super-Puma noch so elegant Feuer löschen und die Fallschirmspringer noch so tollkühn aus dem Flieger springen. Selten sorgt eine Schweizer Fahne für so viel Entzücken wie auf der Unterseite der Flieger.

Zur Story