Zur Mordwaffe der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) will das Oberlandesgericht München zwei wichtige Zeugen in der Schweiz vernehmen. Dabei geht es um eine Ceska-Pistole, mit der zwischen 2000 und 2006 neun Einwanderer erschossen worden sein sollen. Einer der beiden Männer soll die Pistole 1996 in der Schweiz gekauft und sie dem anderen übergeben haben. Ende 1999 oder Anfang 2000 sei die Waffe schliesslich über Mittelsmänner zu den NSU-Mitgliedern Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe gelangt, berichtet das Nachrichtenmagazin «Fokus».
Die beiden Zeugen sollen per Video Auskunft über die Tatwaffe geben. Eine Gerichtssprecherin bestätigte am Sonntag einen entsprechenden Bericht. Der genaue Weg sei aber bislang ungeklärt. Sollte eine Videovernehmung scheitern, rege das Oberlandesgericht München eine Befragung der Zeugen durch ein Schweizer Gericht an. Laut «Focus» haben die Münchner Juristen für diesen Fall einen Katalog mit mehr als 250 Fragen an das Bundesamt für Justiz in Bern geschickt.
Ein ehemaliger Waffenhändler aus der Schweiz hatte bereits im Oktober in dem Prozess um die Morde des NSU in München ausgesagt. Er hatte die spätere Tatwaffe an einen Kunden in der Schweiz weiterverkauft, von wo die Waffe über Mittelsmänner zu den Terroristen gelangte. Der NSU wird für insgesamt zehn Morde, zwei Sprengstoffanschläge und rund 15 Banküberfälle verantwortlich gemacht. Mordopfer waren acht Einwanderer aus der Türkei, ein griechischstämmiger Migrant und eine deutsche Polizistin. Erst Ende 2011 flog die Terrorzelle auf. Hauptbeschuldigte in dem Verfahren ist die mutmassliche Neonazi-Terroristin Zschäpe. Ihr wird unter anderem Mittäterschaft bei den Morden und sämtlichen anderen Verbrechen des NSU zur Last gelegt. (oku/sda)