Schweiz
Rassismus

Für dunkle Hauttypen gibt es in der Schweiz keine Pflaster

Keine Pflaster für dunkle Hauttypen – «Sie müssen mit einem beigen Punkt rumlaufen»

Fällt auf: beiges Pflaster auf dunkler Haut. bild: shutterstock
Ob rund, lang, mit Tiermuster oder Star-Wars-Charakteren – Pflaster gibt es für fast jeden Stil und jede Schramme. Dunkelhäutige Menschen aber gehen leer aus: Pflaster in der Farbe ihres Teints gibt es in den hiesigen Apotheken nicht. Das sorgt für Kritik.
09.07.2017, 11:4410.07.2017, 06:24
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Zieht man sich eine Brand- oder Schnittwunde zu, gilt der erste Griff oftmals dem Pflaster, das die Wunde vor Bakterien schützen und wenn nötig Blut stoppen soll. Heftpflaster gibt es in jeglichen Formen, meistens sind sie beige gefärbt, für Kinder gibt es solche mit Tiermuster. Nur für eine Personengruppe gibt es hierzulande keine passenden Pflaster: dunkelhäutige Menschen.

Die wenigsten hiesigen Apotheken haben Pflaster im Sortiment, die braun oder schwarz sind und auf dunkler Haut diskret wirken. Das Schweizer National Coalition Building Institute, das sich gegen Rassismus stark macht, kritisiert diesen Umstand.

«So lässt man ihnen keine andere Wahl, als mit einem beigen Punkt auf dem Arm rumzulaufen.»
Ron Halbright, Schweizer National Coalition Building Institute

Der Leiter der Zürcher Sektion des Instituts, Ron Halbright, sagt: «Es gibt zwar Themen wie Diskriminierung bei der Wohnungs- oder Jobsuche, die eher im Zentrum stehen, aber dass es nur beige Pflaster gibt ist symptomatisch für die Diskriminierung in unserer Gesellschaft.» Niemand denke daran, für dunkelhäutige Menschen passende Pflaster zu kommerzialisieren. «So lässt man ihnen keine andere Wahl, als mit einem beigen Punkt auf dem Arm rumzulaufen.» 

Fischhaut heilt Brandwunden 

Video: watson/Nico franzoni

Die Debatte um die politisch korrekten Heftpflaster wurde in Schweden bereits geführt. Die Gründerin der schwedischen Website vardagsrasismen.nu (Alltags-Rassismus) hat die staatliche Apothekenkette 2015 aufgefordert, ihr hautfarbenes Heftpflaster in mehr Farbnuancen, sprich Hautfarbtypen, anzubieten. Folge davon war, dass die Apothekenkette versprach, nach Produkten zu suchen, die zu dunkleren Hauttypen passen, wie die «NZZ» damals schrieb.

Das Schicksal, dass ein Pflaster sichtbar ist, teilen sämtliche Menschen, unabhängig ihrer Hautfarbe.
DermaPlast-Produzent IVF Harmann

«Kein Zusammenhang» mit Hautfarbe

Das für die Pflastermarke DermaPlast verantwortliche Unternehmen IVF Harmann erklärt auf Anfrage, die Farbe ihrer Pflaster stehe gar nicht in Zusammenhang mit einer Hautfarbe. Pflaster, die in Westeuropa als «hautfarbig» bezeichnet würden, seien auch bei hellhäutigen Menschen alles andere als unsichtbar. «Das Schicksal, dass ein Pflaster sichtbar ist, teilen sämtliche Menschen, unabhängig ihrer Hautfarbe», so ein Sprecher.

Marktleader Hansaplast führt auch keine dunkelbraunen oder schwarzen Pflaster in seinem Sortiment. Zur Thematik will bei der Muttergesellschaft Beiersdorf jedoch niemand Stellung nehmen. 

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82 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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marco_pollo_loco
09.07.2017 12:26registriert Oktober 2015
Irgendwo sterben menschen, weil sie keinen zugang zu medizinischer versorgung haben... Und wir haben keine politisch korrekte pflästerlifarben.

Momol, ein riesenproblem!

Ron halbright sollte echten rassismus bekämpfen und nicht zusätzlich 'probleme' schaffen. Der hat seinen job um 180°verfehlt. Menschen mit anderer hautfarbe solten einfach als normal wahrgenommen werden. Nicht als die, welche ihre eigene pflästerli brauchen!
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Phil.A
09.07.2017 15:20registriert März 2017
Wow. Man stelle sich dass noch in der Praxis vor. Ein Afrikaner geht in eine Drogerie und verlangt Pflaster. Ist es dann nicht auch Rassistisch wenn ihm dann extra die Dunklen Pflaster gegeben wird oder eben nicht?!
Wieder etwas dass mehr Probleme verursacht als sie lösen.
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Harri Hirsch
09.07.2017 12:04registriert September 2015
First world Problems....

Wenn es nur noch um die Farbe des Pflasters geht haben wir ja bezüglich Rassismus offensichtlich keine Probleme mehr...
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