Schweiz
SBB

Bahn-Mitarbeitende demonstrieren gegen Sparpläne der SBB

Bahn-Mitarbeitende demonstrieren gegen Sparpläne der SBB

22.11.2016, 18:1622.11.2016, 18:35
Mehr «Schweiz»
Manuel Avallone, Vizepraesident SEV, geht in den SBB Hauptsitz, um mit der SBB Fuehrung zu verhandeln, waehrend einer Demonstration von SBB-Angestellten beim SBB Hauptsitz in Bern, am Dienstag, 22. No ...
Proteste vor dem SBB-Sitz in BernBild: KEYSTONE

Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV hat am Dienstag zu einer Protestkundgebung gegen das Sparprogramm «RailFit20/30» der SBB aufgerufen. Zeitgleich mit der Demonstration vor dem Berner Hauptsitz des Unternehmens fanden Verhandlungen mit der SBB-Direktion statt.

Der Protest der Sozialpartner richtet sich insbesondere gegen den geplanten Abbau von 1400 Stellen bis im Jahr 2020. Dies gefährde die Sicherheit des Betriebes ernsthaft und verschlechtere die Qualität des Service public, schreibt die SEV in einer Medienmitteilung.

Die Forderungen des SBB-Personals seien klar: Es brauche wieder Menschen in den Bahnhöfen und in den Zügen. Mit der Streichung von 1400 Stellen verfolge die SBB eine Strategie der Entmenschlichung. Ausserdem werde mit dem Personalabbau die Sicherheit des Bahnnetzes und die Qualität des Service aufs Spiel gesetzt, da in den nächsten Jahren mit einer Verkehrszunahme zu rechnen sei.

Kritisiert wurde auch die vorgesehene Lohnsenkung für alle Angestellten. Die Direktion will dem Personal ab 2017 0.8 Prozent des Lohnes abziehen. Das bedeute mehrere hundert Franken pro Jahr. «Diese Senkung trifft die Mitarbeitenden mit tiefen Löhnen mit voller Wucht, also jene, für die jeder Franken zählt», wird SEV-Vizepräsident Manuel Avallone im Communiqué zitiert.

Nach Angaben der SEV nahmen rund 300 Personen an der Kundgebung in Bern-Wankdorf teil. Ob es zu weiteren Aktionen komme, hänge davon ab, wie entgegenkommend sich die SBB-Direktion zeige.

Demo im Tessin

In den vergangenen Wochen fanden laut der SEV in der ganzen Schweiz insgesamt acht Personalversammlungen und Kundgebungen statt. So etwa vergangene Woche in Airolo TI, wo Bahnmitarbeitende gegen Einsparungen demonstrierten. Der Tessiner Sektion ist ein Dorn im Auge, dass die Züge auf der alten Gotthard-Bergstrecke in Zukunft ohne Begleitpersonal auskommen sollen.

Dies ist in den Augen der SEV unverantwortlich, weil so bei Notfällen wie Bränden oder Pannen in Tunneln nicht mehr die Sicherheit der Bahnreisenden garantiert werden könne.

Abbau bei Sozialleistungen

Die SBB stellte ihr Sparprogramm «RailFit20/30» Ende September vor. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, will die Bahn langfristig die Preise senken. Dafür muss sie jetzt schon kräftig sparen: 1400 Stellen sollen bis 2020 abgebaut und die Kosten jährlich um 1.2 Milliarden Franken gesenkt werden.

Trotzdem will der «RailFit»-Projektleiter nicht von einem Ab- sondern von einem Umbau sprechen. Denn gleichzeitig würden auch 200 neue Stellen geschaffen, vor allem bei der Reinigung und beim Zugpersonal. Entlassungen soll es nur wenige bis keine geben.

Um die SBB für die Zukunft fitzumachen, sollen jedoch alle SBB-Mitarbeitenden zur Kasse gebeten: Denn zum «RailFit»-Programm gehört auch ein Abbau der Sozialleistungen: Die Angestellten sollen in Zukunft die Hälfte der Risikobeiträge für die Pensionskasse selber übernehmen. Dadurch erhielten sie Netto 0.8 Prozent weniger Lohn. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Nach gigantischem Bergsturz im Engadin: «Der ganze Tschierva-Gletscher ist abrasiert»
Ein gigantischer Bergsturz in der Berninagruppe hat am vergangenen Wochenende Millionen Tonnen Gestein ins Tal befördert. Glaziologe Matthias Huss erklärt die Folgen für den Tschierva-Gletscher, der unter den Geröllmassen liegt.

«Das betroffene Gebiet ist gut einsehbar, unter anderem von einem Ski-Gebiet. Es ist gewaltig. Deswegen machten die Bilder so schnell die Runde.» Das sagt Martin Keiser. Er ist Regionalforstingenieur und Naturgefahrenspezialist beim Amt für Wald und Naturgefahren des Kantons Graubünden. Keiser wurde am Sonntag kurz nach 7 Uhr von den Einsatzkräften über den riesigen Bergsturz informiert, der sich wenige Minuten zuvor am Piz Scerscen im Engadin ereignet hatte.

Zur Story