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SP-Präsident Levrat fährt seinen eigenen Leuten an den Karren

Der Praesident des SP Schweiz Christian Levrat bei seiner Rede anlaesslich der Delegiertenversammlung der SP Schweiz vom Samstag, 14. Oktober 2017 im Stadttheater Olten. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
Christian Levrat bei seiner Rede anlässlich der Delegiertenversammlung der SP am 14. Oktober 2017.Bild: KEYSTONE

«Eigengoal des Jahrhunderts»: SP-Präsident Levrat fährt seinen Leuten an den Karren

14.10.2017, 12:0914.10.2017, 14:26
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SP-Parteipräsident Christian Levrat fuhr bei seiner Eröffnungsrede zur Delegiertenversammlung in Olten SO für einmal nicht den anderen Parteien an den Karren, sondern übte Kritik an den eigenen Reihen. Er kritisierte jene SP-Kreise, die mitgeholfen hatten, die AHV-Revision zu versenken.

«Einige von uns haben vor drei Wochen das Eigengoal des Jahrhunderts geschossen. Sie haben die Erwartungen ihrer Mitglieder oder ihrer Wählerschaft nicht erfüllt», sagte Levrat. Die SP hätte ohne die Gegnerschaft aus den eigenen Reihen die Abstimmung gewonnen.

Verbündete der Rechtsaussen-Parteien

Sie, die Gegner in den eigenen Reihen, hätten nicht begriffen, dass man das Leben der sozial Schwächsten hätte verbessern können, indem die AHV gestärkt worden wäre. Diese Leute hätten die Chance, die sich geboten hat, nicht gepackt. Sie seien im Stillstand verharrt und hätten sich sich zu Verbündeten der Rechtsaussen-Parteien gemacht.

Der Praesident des SP Schweiz Christian Levrat anlaesslich der Delegiertenversammlung der SP Schweiz vom Samstag, 14. Oktober 2017 im Stadttheater Olten. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
Bild: KEYSTONE

Als Präsident der SP Schweiz steht es ihm jedoch nicht zu, gute oder schlechte Noten zu verteilen, sagte Levrat weiter. Jeder solle sein Gewissen selbst prüfen, er werde weder den Schulmeister für die Kantonalparteien noch den Papa für die JUSO spielen, meinte er an die Adresse der Abweichler.

Der 24. September bleibe als schwieriger Tag in Erinnerung, sagte Levrat auch mit Blick auf die Wahlen in Deutschland und die Abstimmung im Kanton Zürich zur Kürzung der Sozialhilfe für vorläufig Aufgenommene.

Einen Seitenhieb auf andere Parteien konnte sich Levrat dennoch nicht verkneifen. Er attackierte die FDP: Isabelle Moret sei bei den Bundesratsersatzwahlen nur eine Alibikandidatur gewesen, begründet er die Tatsache, dass die SP auf Pierre Maudet statt auf eine Frau gesetzt habe. Die FDP habe nicht, wie von der SP gefordert, zwei Frauen vorgeschlagen.

99%-Prozent-Initiative im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt der DV steht die von den Jungsozialisten vor Kurzem lancierte Volksinitiative «Löhne entlasten, Kapital gerecht besteuern». Diese sogenannte «99%-Initiative» möchte, dass Kapitaleinkommen von über 100'000 Franken eineinhalbmal so stark wie Arbeitseinkommen besteuert werden.

Die Forderung findet bei der Geschäftsleitung Gehör und wird zur Unterstützung empfohlen. SP-Präsident Christian Levrat hat sogar Einsitz im Initiativkomitee genommen. Liberalere SP-Kreise lehnen die Initiative hingegen ab.

Um wirtschaftspolitische Grundsätze geht es auch bei der Fortsetzung der vor knapp einem Jahr begonnenen Diskussion über ein Arbeitspapier, das eine ökologische und solidarische Wirtschaft fordert. Den Delegierten liegt zudem ein Manifest der SP-Frauen vor, das eine «konsequent feministische Sozialdemokratie» verlangt.

Schliesslich setzen sich die Delegierten mit dem Konzeptpapier Luftwaffe auseinander. Die Partei anerkennt darin die Existenz einer Schweizer Luftwaffe zur Sicherung des Luftraums, will diese Aufgabe aber nicht mit neuen, sondern mit den bestehenden Jets aufrecht erhalten. (viw/sda)

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71 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Grundi72
14.10.2017 13:30registriert Dezember 2015
Geld der anderen in den eigenen Sack umverteilen wollen..? Was für eine grandiose Idee...

Ich empfehle: Geht arbeiten oder wandert aus!
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Angelo C.
14.10.2017 12:58registriert Oktober 2014
Man wird auch ohne Brille immer mehr gewahr, wie zersplittert die Linke intern geworden ist 🤔.

Oftmalige Auseinandersetzungen mit und wegen den irrealen Vorstellungen von Funiciellos' Juso, sehr nachhaltige politische Ausrichtungsprobleme mit den fortschrittlicheren Kräften rund um Jositsch, Mario Fehr und Pascal Bruderer, sowie unübersehbaren Verlusten an Basiswählern, die ebenfalls - gemäss Levrat - offensichtlich eine andere Meinung wie die Parteileitung vertreten, wie auch jetzt wieder bei der AHV-Reform...
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CASSIO
14.10.2017 12:48registriert Februar 2014
Isabelle Moret einfach nur als "Alibi-Frau" zu bezeichnen, ist sexistisch und entwertend. Die "Genossen" sollten ihr Frauenbild gründlich überdenken!
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