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Erleichterte Einbügerung für die dritte Generation: Die SVP ist im Zwiespalt

Ein Mann haelt einen biometrischen Schweizer Pass in der Hand, aufgenommen am 10. Februar 2014 in Bern. (KEYSTONE/Christian Beutler)

A man holds a Swiss biometric passport, pictured in Bern, Switzerl ...
Schweizer Pass: Soll er für Ausländer der dritten Generation leichter zu haben sein?Bild: KEYSTONE

Erleichterte Einbügerung für die dritte Generation: Die SVP ist im Zwiespalt

Die SVP ist gegen die erleichterte Einbürgerung der dritten Generation. Doch ob sie dagegen auch eine Kampagne macht, ist offen.
23.11.2016, 05:1723.11.2016, 08:02
doris kleck / Aargauer Zeitung
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Das Pro-Komitee für die erleichterte Einbürgerung von jungen Ausländern der dritten Generation kann auf prominente Unterstützung zählen. Die Alt-Bundesräte Eveline Widmer-Schlumpf, Ruth Dreifuss und Pascal Couchepin setzen sich für die Vorlage ein, über die am 12. Februar 2017 abgestimmt wird.

Menschen, deren Eltern und Grosseltern bereits hier gelebt haben, sollen das Bürgerrecht zwar nicht automatisch bekommen, aber in einem vereinfachten Verfahren. Wegfallen sollen etwa Auflagen wie die Mindestdauer des Wohnaufenthalts in einer bestimmten Gemeinde. Zudem wird vermutet, dass sie integriert sind.

Jetzt auf

Nein-Kampagne fraglich

Vertreter aller grossen Parteien ausser der SVP haben gestern ihre Ja-Kampagne lanciert. Fraglich ist indes, ob es überhaupt zu einem Abstimmungskampf kommen wird. Die SVP hat im Parlament die Vorlage fast einstimmig abgelehnt, doch ob sie eine Nein-Kampagne fahren wird, entscheidet die Partei erst am nächsten Montag.

Der Aargauer Nationalrat Andreas Glarner, in der Partei verantwortlich für das Migrationsdossier, wünscht sich ein Engagement: «Wenn wir die Vorlage aktiv bekämpfen, können wir sie auf die Kippe bringen», sagt Glarner. Er räumt zwar ein, dass mit der aktuellen dritten Generation von Ausländern keine Probleme bestehen: «Doch was ist mit Ausländern, die heute in die Schweiz kommen und sich nicht integrieren?»

Andreas Glarner, SVP-AG, spricht an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 14. September 2016, im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Andreas Glarner: «Wir könnten die Initiative auf die Kippe bringen.»Bild: KEYSTONE

Die Zürcher SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann schrieb jüngst von «Segregationstendenzen», die sich bei der zweiten wie bei der dritten Ausländergeneration zunehmend feststellen liessen.

Innerhalb der Partei gibt es jedoch Stimmen, die ein Nein zur Vorlage nicht für erklärbar halten. Sie sprechen zwar von einem grundsätzlichen Problem, dass nach der «Masseneinwanderung» die «Masseneinbürgerungen» kommen.

Doch mit der aktuellen Vorlage habe dies nichts zu tun. Diese Erkenntnis und andere Prioritäten lassen vermuten, dass der Abstimmungskampf im Gegensatz zu früheren Einbürgerungsvorlagen lau wird.

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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giguu
23.11.2016 06:17registriert Dezember 2015
Also wer nach der 3. (!!!!!!!!!!!!!!!!!!!) Generation jemanden noch nicht einbürgern will und noch Argumente dagegen findet, der sollte mal zum Arzt mit Geisteswissenschaftlicher Spezialisierung
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Thomas_54
23.11.2016 08:14registriert November 2015
"Er räumt zwar ein, dass mit der aktuellen dritten Generation von Ausländern keine Probleme bestehen: «Doch was ist mit Ausländern, die heute in die Schweiz kommen und sich nicht integrieren?»"

Ich mag Äpfel, aber was ist mit den Birnen?!
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Keller Baron
23.11.2016 09:31registriert Juni 2014
Was ich zum Teil auch fragwürdig finde, sind die enormen kosten die auf einen zukommen. Bei unserer Familie hat es damals ungefähr Zehntausend Franken gekostet. Ich verstehe ja dass viel administrativer Aufwand dahinter steckt, aber ich möchte den Schweizerpass nicht kaufen müssen sondern ihn bekommen weil man sich integriert hat und ihn auch verdient.
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