Nach den herben Abstimmungsklatschen in Zürich und Winterthur ist klar: Die SVP muss ihre Strategie in den Städten überdenken. Während die FDP, die ebenfalls empfindliche Rückschläge erlitt, mit dem Label «urban» reagiert, steht für Parteipräsident Albert Rösti fest: «Es gibt nur eine SVP».
Im Interview mit «Blick» betreibt der Architekt des Wahlsiegs 2015 zaghafte Aufarbeitung. Es gelinge der SVP bei Wahlen in den Städten nicht, «die Leute hinter dem Ofen hervorzuholen». Rösti sieht das Problem aber nicht nur in den eigenen Reihen, sondern vor allem bei den anderen: den Linken, der Wirtschaft und der urbanen Realität.
«Wir haben in den Städten nicht genügend gutes Personal», gibt Rösti im Interview unumwunden zu. Es brauche bekannte und profilierte Köpfe, um Wahlen zu gewinnen. Mit nationalen Aushängeschildern wie Natalie Rickli oder Hans-Ueli Vogt in den Wahlkampf zu ziehen, könne aber nicht die Lösung sein. Vielmehr sei es an der Basis, die entsprechenden Kandidaten zu präsentieren.
Die herben Niederlagen Zürich und Winterthur seien nicht nur auf die eigenen Schwächen zurückzuführen– es sei auch eine «gewisse Logik» dahinter, so Rösti. In den Städten leben überdurchschnittlich viele Personen, die vom Staat abhängig sind, Staatsangestellte, Sozialhilfe-Empfänger und Arbeitslose. Diese Klientel werde von der Politik der Linksparteien angesprochen.
Wenn einer verliert, gewinnt meist ein anderer, in diesem Falle: die Linken und die Grünen. Diese haben «unbestrittenermassen» besser mobilisiert, gibt Rösti zu.
Im Hinblick auf die Wahlen im Kanton Bern am kommenden Wochenende habe man deshalb mit einer Premiere reagiert: Telefonaktionen. 5000 Mitglieder und Sympathisanten hätten so erreicht werden können, sagt Rösti.
Diese Wahl werde zeigen, wo die SVP derzeit steht.
Rösti ist überzeugt: Wenn die Wirtschaft brummt, profitieren die Linken. Das Lob gebühre allerdings nicht der Linken, die in vielen Städten seit Jahren die Regierung stellt, sondern der Wirtschaft, stellt Rösti klar. In magereren Jahren profitiere dann wieder die SVP: «In schwierigen Zeiten legen Personen ihren Fokus auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und wählen darum SVP.» Forderungen nach einem Vaterschaftsurlaub oder «teure staatliche Regulierungen um die Lohnungleichheit zu bekämpfen», rückten dann in den Hintergrund.