Schweiz
Gesellschaft & Politik

«Nazi-Vergleiche gegen die SVP gehen zu weit»

Anti-Rassismuskommission auf Seiten der SVP

«Nazi-Vergleiche gegen die SVP gehen zu weit»

21.09.2014, 06:0921.09.2014, 09:28
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Die Präsidentin der Eidg. Kommission gegen Rassismus, Martine Brunschwig-Graf, verurteilt Rassismusvorwürfe gegen die SVP, wie sie jüngst die Parteipräsidenten der SP und BDP vorgebracht hatten. Das sei kontraproduktiv und verschärfe bloss die Tonart, sagte sie.

«Wir sind nicht im Nationalsozialismus und nicht in den 1930er Jahren. Wenn man weiss, wie es damals war, ist es völlig klar, dass diese Vergleiche zu weit gehen», sagte Brunschwig-Graf in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag».

«Braune Politik», «faschistische Züge»

BDP-Präsident Martin Landolt hatte die SVP bezichtigt, «braune Politik» zu betreiben. Sein SP-Amtskollege Christian Levrat schlug in dieselbe Kerbe, als er bei der Partei angeblich «faschistoide Tendenzen» ausmachte.

Der Freiburger SP-Ständerat Christian Levrat griff in einem Frontalangriff zur Faschistenkeule.
Der Freiburger SP-Ständerat Christian Levrat griff in einem Frontalangriff zur Faschistenkeule.Bild: KEYSTONE

Für das fremdenfeindliche, die Minderheiten diskriminierende Klima in der Schweiz sei nicht nur eine Partei verantwortlich, sagte Brunschwig-Graf. Umso weniger helfe es, «wenn sich die Parteien mit Rassismusvorwürfen eindecken, nur um Wahlkampf zu betreiben».

«Ich wäre froh, wenn sie eine Politik betrieben, in der Probleme angesprochen werden können, aber ohne Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten», sagte die ehemalige Genfer FDP-Nationalrätin. Die Parteien sollen aufzeigen, was sie selbst zu bieten hätten, um bestehende Probleme zu lösen, und nicht auf andere Parteien einschlagen.

Muss sich angesprochen fühlen: BDP-Präsident Martin Landolt, hier an einer Parteiveranstaltung mit BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf.
Muss sich angesprochen fühlen: BDP-Präsident Martin Landolt, hier an einer Parteiveranstaltung mit BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf.Bild: KEYSTONE

Kritik von CVP und FDP

Auch von parteipolitischer Seite kam Kritik an den Rassismusvorwürfen an die Adresse der SVP auf. «Was in letzter Zeit abgeht zwischen gewissen Parteipräsidenten, ist daneben», sagte FDP-Präsident Philipp Müller in der «Schweiz am Sonntag». Der eine schwinge die Nazi-Keule, der andere die Faschisten-Keule.

Das gehe nicht an. «So werden die Ereignisse des letzten Jahrhunderts banalisiert», sagte Müller. Auch CVP-Präsident Christophe Darbellay verurteilte die Äusserungen: «Es ist falsch, die SVP in dieser Art und Weise auszugrenzen», sagte er in der «Zentralschweiz am Sonntag».

Auch wenn die Zusammenarbeit mit der SVP zu Beginn der Legislatur wesentlich einfacher gewesen sei und sich diese seit dem 9. Februar «deutlich radikalisiert» habe, seien solche «Aussagen aus dem Giftschrank» kaum hilfreich. In SVP-Kreisen führe das nur zu einer Verhärtung und zu zusätzlicher Mobilisierung. «Man erreicht also genau das Gegenteil von dem, was man beabsichtigte», sagte Darbellay. (trs/sda)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lowend
21.09.2014 12:34registriert Februar 2014
Auch die NSDAP war eine Partei, die vor allem das kleinkariert Kleinbürgertum ansprach und die SVP tut hier genau dasselbe. Sie hetzen genau so gegen Minderheiten und was bei den Nazis das "Volksfremde" war, ist bei der SVP hält der Ausländer, oder auch die sozial Schwachen, gegen die sich die " echten Schweizer" abgrenzen können, um sich selber zu überhöhen. Wenn man dazu noch bedenkt, dass alle europäischen Neonazis die SVP bewundern und sie als Vorbild benennen, dann darf man getrost sagen, dass diese Politsekte faschistoide Tendenzen hat. Dies ist auf alle Fälle richtiger, als wenn die SP mit den schlimmsten Kommunisten gleichgesetzt wird, was die Vertreter der SVP ja beinahe täglich machen, ohne dass sich jemand dagegen wehrt, obwohl dass dann sogar geschichtlich völlig falsch ist! So lange die SP derart diffamiert werden darf, darf man hoffentlich die SVP auch als dass bezeichnen, was sie ist; Eine populistische und neofaschistoide, totalitäre Partei der Vertreter der Hochfinanz.!
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karl_e
21.09.2014 14:50registriert Februar 2014
Was ist Faschismus?

- Führerkult
- Verherrlichung des "Volkes" und Populismus
- Rassismus, Fremdenfeindlichkeit
- Verteufelung aller Linken und Netten
- Feindlichkeit gegenüber Gewerkschaften
- Stigmatisierung der Armen

Das alles passt doch recht gut auf unsere SVP.
2010
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