Es war Christoph Blocher, der 2007 mit «Teleblocher» das Videozeitalter in der SVP einläutete. Inzwischen setzt der Doyen mit seinen lokalen Gratiszeitungen einen Trend sogar gegen die eigene Partei. Die Gratisblätter sollen zwar Geld bringen. Gleichzeitig sollen sie aber auch die lokale, dezentrale und föderale KMU-Schweiz stärken.
In den letzten Monaten war der SVP-Doyen ausgesprochen fleissig. Über seine Zeitungshaus AG kaufte er im September 25 Gratis-Wochenblätter der Verlagsgruppe Zehnder auf. Sie kommen zusammen auf eine Auflage von rund 750'000 Exemplaren.
Im April wurde dann bekannt, dass Blocher die «Basler Zeitung» an die Tamedia verkauft. Im Gegenzug erhält er von ihr die 65-Prozent-Beteiligung am «Tagblatt der Stadt Zürich». Das Tagblatt ist die älteste Zeitung der Schweiz und hat eine Auflage von 128'000 Exemplaren. Damit erreicht Blocher in den Regionen neuerdings gegen 900'000 Leser.
Während Blocher Printtitel sammelt, verabschiedet sich seine Partei weitgehend vom Print. Vieles deutet darauf hin, dass die SVP für die Wahlen 2019 vor allem auf multimediale Inhalte setzt, die über Social-Media-Kanäle wie Youtube, Facebook, Twitter und Instagram ausgespielt werden sollen.
Dazu passt, dass die Partei eine(n) Social Media Manager(in) sucht. Er oder sie soll Websites und Social-Media-Auftritte der Partei weiterentwickeln und Online-Kampagnen umsetzen.
«Das Inserat betrifft eine normale Pendenz, die wir haben», sagt SVP-Präsident Albert Rösti. Doch er bestätigt, dass die Partei hier einen Sprung machen will. «Die Jungen erreicht man heute besser über Social Media und elektronische Medien», sagt er. «Sie lesen praktisch keine Zeitungen mehr.» Die Kompetenzen in diesem Bereich seien sehr wichtig. «Dafür braucht man die entsprechenden Spezialisten.»
Es ist davon auszugehen, dass die SVP für die Wahlen 2019 stark auf Videos setzt. «Videos sind wichtig», sagt Rösti. Ein bewegtes Bild erreiche auf Social Media immer höhere Aufmerksamkeit als ein Text oder Bild. «Das sehe ich auf meinem eigenen Facebook-Profil. Integriere ich Bewegtbilder in meine Posts, erreiche ich rund 6000 statt 3000 Klicks, unabhängig vom Thema.»
Mehrere SVP-Nationalräte arbeiten bereits regelmässig mit Videobotschaften. Thomas Matter hat eben Episode 25 seiner Serie «In den Sümpfen von Bern» veröffentlicht. «Weltwoche»-Verleger und Nationalrat Roger Köppel produziert sein Format «Weltwoche daily». Auch Nationalrat Claudio Zanetti arbeitet mit Videobotschaften. Und Nationalrat Franz Grüter nahm gestern mit einem eigenen Video-Team und einer HD-Kamera die erste Sendung seines neuen Formats «Vier Fragen, vier Antworten» auf. Zum Thema E-Voting.
Thomas Matter sagt, er komme mit seinen Videobotschaften im Schnitt auf 40'000 Views, je zur Hälfte auf Facebook und Youtube. Dank den Videos sei sein Traffic auf Facebook «massiv grösser» geworden. Matter betont, er werde sich dafür einsetzen, dass die SVP für die Wahlen 2019 stärker auf Facebook und online generell werbe. Rösti selbst lässt sich noch nicht in die Karten blicken. «Wir müssen bereit sein mit diesen Instrumenten», sagt er nur. «Wie wir sie dann einsetzen, hängt aber auch von der Budgetsituation ab.
Klar ist inzwischen, wer neuer Generalsekretär der Partei wird. «Wir sind in der Endphase des Prozesses», sagt Rösti. Namen will er noch keinen nennen. Was die Themen betrifft, wird die SVP auf die Selbstbestimmung der Schweiz, die Zuwanderung und die Kostenbelastung setzen. «Die Frage der Heimat ist sehr wichtig», sagt Rösti. «Die Schweiz soll als Land eigenständig und selbstbestimmt erhalten bleiben.» Sie soll sich weder von internationalem Recht einschränken lassen noch einem EU-Rahmenvertrag zustimmen, der die Souveränität beeinträchtige.
Ein Familienministerium, wie es in Deutschland existiert, ist für Rösti aber kein Thema. «Heimat oder Werte müssten im Gegensatz zu heute in jedem Departement gelebt werden», sagt er. «Es braucht keine spezifische Administrationsstelle, die über Heimat philosophiert, während an anderen Orten zum Beispiel das Geld lieber für die Integration von vorläufig Aufgenommenen Asylanten anstelle der stellenlosen über 50-jährigen Schweizer eingesetzt wird.»
Nicht gelöst ist für Rösti die Frage der Zuwanderung. «Wir sind der festen Überzeugung, dass die Personenfreizügigkeit beseitigt werden muss». Als dritten Schwerpunkt will die SVP thematisieren, dass «die Belastung jener immer grösser wird, die den Staat tragen»: Familien, KMU, Mittelstand.
(aargauerzeitung.ch)