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Ich schwitze immer, wenn ich Angst habe. Also schwitze ich ein bisschen in den Zugsitz. In einen nach Olten. Das ist der Grund meiner ganzen Verschüchterung. Weil kurz davor der Artikel Don't fuck with Olten – oder warum Satire nicht alles darf auf der Facebookgruppe Olten gepostet wurde. Ich erwarte Hass. Und jetzt fahre ich auf direktem Wege in die Höhle des Löwen, um zu erfahren, was die Oltner an ihrer Stadt denn eigentlich mögen.
Dann höre ich den jungen Mann im Abteil neben mir lachen. Er schaut in sein Handy und sagt zu seinem Freund: «Haha, schau, Olten ist so hässlich, dass es nicht einmal Terroristen sprengen wollen. Und jetzt sind die Oltner wieder hässig, steht auf watson.» Und schon habe ich meine ersten Humans of Olten gefunden.
Das ist der märchenhafte Anfang meiner Liebesgeschichte mit Olten. Mirko und Andrin heissen die beiden Jungs, die mir die Angst vor dieser Stadt aus der Seele jagten. Mirko ist auch in der Oltner Facebookgruppe. Andrin nicht, aber nur weil er kein Facebook hat. Er merkt schnell, dass er dadurch sehr viel verpasst. Denn diese Facebookgruppe ist etwas Besonderes.
Olten hat rund 18'500 Einwohner. Das ist sehr wenig, die meisten Leute denken wahrscheinlich, Olten müsse wegen seines mächtigen Bahnhofs irgendwie grösser sein. Und das Erstaunlichste an der ganzen Sache ist, dass ein Viertel der Oltner Bevölkerung Mitglied in besagter Facebookgruppe ist.
Ich glaube nicht, dass eine andere Schweizer Stadt von sich behaupten kann, derart viel Aufmerksamkeit von seinen Einwohnern zu bekommen. Diese Menschen lieben ihren Flecken Heimat, und sie diskutieren über alles, was darin so passiert:
Der Geruch komme natürlich aus der Lindt-Fabrik, wird die Kommentatorin aufgeklärt. Er ergiesst sich über die kleine Stadt, begleitet die Kinder in die Schule, die Jugendlichen beim Erwachsenwerden, die Senioren ins Heim und am Ende weht er wahrscheinlich auch ein bisschen über die Gräber.
Aktuell beschäftigt Olten aber gerade etwas sehr Unschönes: Ein Sex-Grüsel treibt sein Unwesen in der Stadt:
Umso dringlicher also, dass zwischendurch auch einfach mal gesegnet wird:
Ich schliesse mich diesem Segen an. Die Oltner sind ein lustiger Haufen. Diejenigen, die mir an diesem schönen Sommerabend begegnet sind, haben alle sofort ihre zärtlichen Gefühle für die Heimat aufs Papier geschrieben. Für uns, die Olten vielleicht unterschätzt haben. Und natürlich für die Oltner selbst. Denn nichts geht über Selbstliebe.