«Früher hab ich selber geschwungen, mittlerweile bin ich über den Fussball aufs Thaiboxen gekommen. Ich war kein besonders talentierter Schwinger, im Gegensatz zu meinem Kollegen Pellet Markus hier drüben. Den hätten Sie sehen sollen, also eigentlich vor allem seinen Bruder, den Hanspeter Pellet, den Kugelblitz aus dem Sensebezirk. Ich stamme auch aus dem Sensebezirk, da gibt es einen unglaublichen Zusammenhalt. Du musst dir vorstellen: wir sind fast alleine in einem vom Französischen dominierten Kanton. Und die Welschen, nun ja, denen fehlt halt einfach die Disziplin (lacht).
Ans Schwingfest gehe ich regelmässig, dieses Mal als Helfer. Ich mag die Atmosphäre hier, wo sonst kann man an einem Sportanlass Bier im Glas trinken? So wie hier sollte es überall sein, auf der ganzen Welt. Auch wenn ich die Stimmung in der Patinoire, wo Gottéron spielt, natürlich auch liebe.
Willst du meine Tattoos sehen? Ich hab eins von Gottéron, eins von AC/DC und eins von Che Guevara. Und am Bauch lasse ich mir grad eine Ente stechen, aber es ist erst das Arschloch zu sehen (zieht das T-Shirt hoch und zeigt auf seinen Bauchnabel).
«Ein Foto? Klar kannst du ein Foto machen, ich trag nur noch schnell Sonnencrème auf. Unglaubliche Hitze hier. Um 18 Uhr spielen wir in der Arena auf, ich bin Alphornbläser, seit zweieinhalb Jahren. Vorher habe ich Blasinstrumente gespielt, das ist fast ein nahtloser Übergang (lacht).
Schwingen gefällt mir, aber ich bin nicht angefressen. Ich bin – wie sagt man? – polysportiv veranlagt. Wenn was im Fernsehen läuft, dann schaue ich es. Alles hat seinen Reiz. Wobei mir Fussball und Eishockey schon am ehesten zusagen. Hab ich früher übrigens selber einmal gespielt, Eishockey, zum SCB hat's leider nicht ganz gereicht (lacht). Was ich von Beruf mache? Siehst du doch, ich bin Rentner. Jetzt muss ich los, wir müssen noch einspielen.»
«Hast du mich was gefragt? Willst du ein Bier? Hier hast du ein Bier.»
«Mösch Anton mein Name, googeln Sie mich, dann wissen Sie alles. Ich war 28 Jahre lang im Gemeinderat von Frick, davon 24 Jahre als Gemeindeammann. Für welche Partei? Für die SVP natürlich. Mein erstes Eidgenössisches erlebte ich vor genau 30 Jahren, 1986 in Sitten. Als Jodler interessiere ich mich fürs Schwingen, das ist nur normal, umgekehrt genauso. Wir leben in einer Symbiose, die Jodler und die Schwinger. Selber auf dem Sägmehl gestanden bin ich nur am Nationalturnen. Das kennen Sie nicht?
Wir, der Hansjörg und ich, sind am Samstagmorgen um 5 Uhr in Frick losgefahren. Und jetzt sind wir immer noch hier. Gestern Abend mussten wir die Segel streichen, da hat es nur noch für den ÖV gereicht. Welche Marke ich rauche? Villiger. Aber nur noch eine pro Tag, ich bin am reduzieren.»
«Alles prächtig, aber darf ich etwas sagen? Dass das von den SBB gestern während der Hitzewelle verteilte Mineralwasser aus Deutschland kommt, sternesiech, das ist schon allerhand.»
«Wir sind aus dem Sensebezirk, klar kannst du ein Foto machen.»
«Ich hab's in den Knien und vor kurzem ist auch noch eine Diskushernie dazugekommen. Eigentlich wäre ich jetzt im Stadion, meine Tochter hat mir ein Ticket geschenkt, aber ich halte das nicht aus, so lange zu sitzen, ohne die Beine strecken zu können. An Schwingfeste gehe ich eher selten, auch wenn mich der Sport gäng fasziniert hat. Ich hab' Viecher oben auf dem Berg, die kann ich nicht so lange alleine lassen.
Womit machen Sie das Foto? Ich hatte auch mal so ein Ding, aber ich bin damit nicht klargekommen, mit meinen Tööpen habe ich immer drei Tasten aufs Mal verwütscht. Jetzt hab ich so ein AHV-Telefon. Aber nützlich wär's schon, wegen der neuen Tierverkehrsdatenbank braucht man auch als Bauer einen Internet-Zugang. Ich sage immer: Man kann alles lernen, wenn man will. Ich will halt einfach nicht. Das sollen die Töchter für mich machen.»
«Zwei Tage Stumpen, Krumme und Zigarillos verkaufen, bei 35 Grad im Schatten und du fragst, ob wir erledigt seien? Witzbold. Aber es läuft gut, Raucherwaren ziehen hier. Ob wir auch sonst ans Schwingfest gegangen wären? Was willst du jetzt hören? Eigentlich ist das ja nicht unsere Welt, wir studieren beide in Basel, bewegen uns in anderen Kreisen, aber interessant ist es schon, mal einen Einblick zu bekommen. Was uns sonst so gefällt? Zuckerwatten und Strassenkatzen. Und Einhörner natürlich.»
«Wir hatten bisher kaum Zeit, das Schwingen zu verfolgen, gerade eben waren wir noch im Radio. Wir spielen für die Alphornbläservereinigung Deutschfreiburg. Das ist unser erstes Eidgenössisches und es steht den Jodelfesten in nichts nach: Friedlich, tolle Atmosphäre, schöne Gesänge und Musik. Jetzt gibt's noch rasch eine Wurst und dann müssen wir wieder ins Stadion, «Ranz de Vaches» blasen. Wie, du kennst die Freiburger-Hymne nicht?»
«Ich bin ohne Ticket angereist, dass ich das Schwingen in der Arena verpasse, ist nicht so tragisch. Hauptsache, ich bin dagewesen. Ich finde, so einen grossen Anlass sollte man nicht verpassen – die Leute, das Bier, die Stimmung.»
Protokoll: William Stern