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Ultraläufer aus Würenlos rennt mit 13 Kilo Gepäck 250 Kilometer durch die chilenische Wüste

Einmal quer durch die Atacama-Wüste: Distanz, Temperaturen und Höhenlage machen den Läufern zu schaffen.
Einmal quer durch die Atacama-Wüste: Distanz, Temperaturen und Höhenlage machen den Läufern zu schaffen.
bild: AZ Archiv

Ultraläufer aus Würenlos rennt mit 13 Kilo Gepäck 250 Kilometer durch die chilenische Wüste

Consuelo Senn startet am Sonntag zu einem sechstägigen Rennen durch die chilenische Atacama-Wüste. Es ist ein äusserst anspruchsvoller Wettkampf, der dem 52-Jährigen alles abverlangen wird.
03.10.2015, 06:5603.10.2015, 14:53
Fabio Baranzini / Aargauer Zeitung
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In sechs Tagen quer durch die Atacama-Wüste in Chile – und das erst noch rennend. Dies ist die grösste sportliche Herausforderung, der sich Consuelo Senn bisher gestellt hat. Die 250 Kilometer bei bis zu 35 Grad gelten selbst in der Ultraszene – der kleinen Familie der Extremsportler – als eines der anspruchsvollsten Rennen.

Denn nicht nur die Gesamtdistanz, die Temperaturen und die Landschaft – diese besteht ausschliesslich aus Felsen, Geröll und Sand – sind grosse Hürden, die es zu überwinden gilt, sondern auch die Höhenlage wird eine entscheidende Rolle spielen. 

Kurze Verschnaufpause auf einer Düne. Consuelo Senn aus Würenlos. 
Kurze Verschnaufpause auf einer Düne. Consuelo Senn aus Würenlos. 
bild: az Solothurner Zeitung

Das gesamte Rennen wird auf 2400 bis 3200 Metern über Meer stattfinden. «Es ist ganz klar, dass auf dieser Höhe die Leistungsfähigkeit nachlassen wird und einem alles etwas schwerer fällt», ist sich Senn bewusst.

Am vergangenen Mittwoch ist der 52-Jährige aus Würenlos nach Chile geflogen. In den Tagen vor dem Rennstart am Sonntag versucht er, sich so gut wie möglich an die besonderen Bedingungen zu gewöhnen.

Senn, der seit rund zwanzig Jahren als Ausdauerläufer unterwegs ist, hat in der Schweiz die meisten Extremläufe bereits mehrmals absolviert und hat sich auf das Abenteuer in der chilenischen Wüste mit sechs Trainingseinheiten pro Woche minuziös vorbereitet. Aber trotzdem: Ein Restrisiko bleibt.

Nur das Nötigste dabei

Alle 170 Teilnehmer sind während des Rennens auf sich allein gestellt. Sie erhalten eine genaue Streckenbeschreibung, haben einen Kompass und eine Karte, sowie genügend Verpflegung dabei, müssen aber die schnellste Route selbst suchen.

Im Falle eines Sturzes oder eines Unfalles sind die Athleten in den ersten Stunden auf sich allein gestellt. Die Läufer werden von den Organisatoren bloss per GPS-Tracker überwacht.

Check-in-Posten gibt es lediglich im Abstand von zwei bis drei Rennstunden. «Im Notfall hätte ich alles dabei, um eine Nacht im Freien zu verbringen», sagt Senn. Alles, das sind Verbandsmaterial, ein Spiegel, um mithilfe der Sonnenreflexion auf sich aufmerksam zu machen, eine Wärmedecke aus Alu und ein Schlafsack.

Mehr Material möchte Senn nicht mitnehmen, denn beim Rennen durch die Atacama-Wüste müssen die Läufer – bis auf das Zelt – ihre gesamte Ausrüstung und Verpflegung für die sechs Renntage in einem Rucksack mittragen.

Und da wird Gewicht gespart, wo es nur geht. Auf jedes Detail wird geachtet. «Ich habe beispielsweise meine Zahnbürste halbiert, weil sie sonst zu viel Platz braucht», meint Senn lachend.

Täglich über die Grenzen gehen

Jetzt auf

Nur bei einer Sache macht der Würenloser eine Ausnahme: bei seiner Kamera. «Die muss auf jeden Fall dabei sein und ich werde unterwegs auch das eine oder andere Mal anhalten, um ein Bild zu schiessen. Schliesslich steht für mich das Abenteuer im Vordergrund und da will ich auch schöne Bilder nach Hause nehmen.» So wird Senn insgesamt 13 Kilogramm Gepäck durch die Atacama-Wüste tragen. Immerhin: Das Gewicht wird täglich kleiner, denn Senn verbraucht rund ein Kilogramm Verpflegung pro Tag.

Bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Warum um alles in der Welt tut sich der 52-jährige Bauingenieur und zweifache Familienvater diese Strapazen überhaupt an? Consuelo Senn muss nicht lange überlegen: «Ich will meine Komfortzone verlassen. Es fasziniert mich, sechs Tage aus dem Rucksack zu leben, alles selber tragen zu müssen und dabei jeden Tag über die eigene Grenze gehen zu müssen, um am Ende das Ziel zu erreichen.» 

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