Es ist ein grossartiges Derbyfest am Samstagabend in Langenthal: Der SCL feiert das 70-jährige Bestehen, der EHC Olten bejubelt den ersten Saisonsieg (3:2).
Und dennoch bleibt nach Spielschluss ein schaler Beigeschmack. Verursacht von Einzelmasken in den Reihen des EHCO. Sie halten in der 46. Minute ein Transparent in die Höhe mit den Worten: «Mer boxxe üch in Rollstuehl. Ihr Wixxer!»
Einige Klubmitglieder reagieren auf der Tribüne umgehend und sorgen dafür, dass das Spruchband nach rund 40 Sekunden nicht mehr zu sehen ist. Die Meinungen sind trotzdem gemacht, die Reaktionen in beiden Fanlagern harsch.
Was hat es mit dem niveaulosen Spruchband auf sich? Am 5. März 2013 verunfallt im Derby zwischen Olten und Langenthal der damalige EHCO-Verteidiger Ronny Keller nach einem Check in die Bande schwer – er ist seither querschnittgelähmt.
Hinter dem Transparent, so wird unter EHCO-Fans erzählt, soll mehr stecken: Am 19. August bestritt Langenthal gegen Kloten – ein ehemaliger Verein von Keller – ein Testspiel, in dem SCL-Fans Fangesänge skandiert haben sollen mit den Worten: «Wer ned gumpet, esch de Ronny Keller.» Als Reaktion darauf soll dann das Transparent entstanden sein.
Am Sonntagmorgen schlägt der Vorfall solch grosse Wellen, dass sich der EHC Olten zu einer Stellungnahme verpflichtet fühlt und sich in aller Deutlichkeit und Schärfe von dieser Peinlichkeit distanziert: «Ungeachtet von der Vorgeschichte, verurteilt der EHC Olten diese Aktion scharf. In Zusammenarbeit mit Sicherheitskräften und Fans, die vor Ort waren, werden wir alles daransetzen, die Urheber zu eruieren und die nötigen Konsequenzen zu ziehen.»
Auch beim offiziellen Fanklub «EHC Olten 1934» hält man fest, dass die Aktion nicht abgesprochen worden sei und man solche Choreografien verurteile. Man werde sich daran beteiligen, die Macher ausfindig zu machen.
Bereits gemeldet haben sich Fans beim Klub, die unbeabsichtigt Teil der Aktion wurden. Sie halfen mit, das Banner in die Höhe zu halten, ohne sich im Klaren darüber zu sein, was darauf geschrieben stand. Beim EHCO heisst es, man sei auf gutem Weg, die Urheber in den nächsten Tagen ausfindig zu machen.
EHCO-Präsident Benvenuto Savoldelli ist derart wütend und enttäuscht, dass er die klubinternen Ermittlungen gleich selber an die Hand nehmen will: «Das ist unentschuldbar. Ich weiss nicht, wie man auf eine solch primitive Idee kommen kann, ein solches Transparent zu kreieren.»
Der NLB-Klub will mit der Schweizer Eishockeyliga, die sich bereits eingeschaltet hat, kooperieren und die Schuldigen mit einem Stadionverbot bestrafen.
Im Kreise des Klubs denkt man ausserdem an Konsequenzen, die über ein Stadionverbot hinausgehen. Beispielsweise in Form einer Art Sozialdienst im Paraplegikerzentrum in Nottwil. Vielleicht hätte das ja einen gewissen Lerneffekt.
Wer aber das Plakat kreiert hat, soll hart bestraft werden!
Alles in allem schade um eines der besten Derbys der Schweizer Eishockeylandschaft.