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Einbürgerungs-Arena: Von SVP-Terroristen und Fondue-Secondos

Einbürgerungs-«Arena»: Lukas Reimann verliert eine absurde Debatte um SVP-Terroristen und Fondue-Secondos

In der «Arena» diskutierten die bekannten Gesichter Humbel, Wasserfallen, Wermuth und Reimann über Einbürgerungs-Erleichterungen. Das endete wenig erkenntnisstiftend in absurden Diskussionen über «Rütli-Schwiizer» und die Integration eines Aarauers in St.Gallen.
18.06.2016, 00:2814.02.2017, 10:42
Daria Wild
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Diese Woche hat der Ständerat über das Schweizer Bürgerrecht verhandelt – die kleine Kammer will Einbürgerungen für Ausländer der dritten Generation erleichtern. Menschen, die in der Schweiz geboren und aufgewachsen sind, sollen einfacher zum Schweizer Pass kommen. Darum, um Fondue und das Rütli, Terroristen und Secondos, und natürlich die Europameisterschaft, dreht sich die «Arena» an diesem Freitagabend.

Es werde eine spannende, eine emotionale Sendung, verspricht «Arena»-Moderator Jonas Projer dem Publikum im Studio zu Beginn. Passieren tut dann aber eine Stunde lang dasselbe: SVP-Nationalrat Lukas Reimann schwingt erfolglos seine Anti-Islam-Keule, Gegenspieler Cédric Wermuth schwadroniert über die Definition von Demokratie, CVP-Ständerätin Ruth Humbel betont die Vorteile der ständerätlichen Einbürgerungs-Vorlage, und FDP-Vizepräsident Christian Wasserfallen gibt Ruth Humbel recht.

Und das geht so.

Reimann schiesst sich bereits in einem seiner ersten Statements ins Abseits: Es sei nicht gut, diese Menschen erleichtert einzubürgern, schliesslich sei die dritte Generation oft radikalisiert. Humbel verschwendet nicht eine Sekunde daran, auf Reimanns Provokation einzugehen und bringt die Diskussion auf ein sachliches Niveau:

Video: streamable

Der Politiker versucht es kurz darauf ein zweites Mal mit absurden Argumenten, wird aber von Christian Wasserfallen dermassen in die Schranken gewiesen, dass der SVP-Sprössling ein bisschen mit den Armen rudern muss.

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Wermuth, im Gegensatz zu Humbel nicht der Rationalität, sondern der Emotionalität verschrieben, bringt seine Tochter ins Spiel. Reimann beschuldigt Wermuths Partei daraufhin, mit der Einbürgerung von «Drittgeneratiönlern», nur neue Wähler rekrutieren zu wollen, und Humbel muss erneut beide Polemiker auf den Kern der Vorlage hinweisen.

Video: streamable

Das Gespräch setzt sich im gleichen Muster fort und erlebt nach knapp der Hälfte der Sendezeit schliesslich den Höhepunkt, als Reimann plötzlich schwer betupft Wermuth beschuldigt, er hätte gerade alle SVPler mit Terroristen verglichen.

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An Absurdität kaum mehr zu überbieten dreht sich der Rest der «Arena» darum, ob Bürgerrechte am Anfang der Integration stehen oder die Folge von Integration sein sollen (finden alle ausser Wermuth), ob es gerecht war, dass Einstein den Schweizer Pass erhielt (Humbel: Nein), wie Reimann sich als Aarauer in St.Gallen integrierte und wer von der Nationalmannschaft bei der Hymne mitsingt. Letzteres hingegen beschäftigt eigentlich nur Reimann, der übrigens lieber Frauen-Handball als Fussball schaut.

Vielleicht ist es der Tatsache geschuldet, dass die Einbürgerungs-Vorlage nur 6000 Menschen betrifft: Weder ist diese Ausgabe der «Arena» relevant, noch erkenntnisstiftend. Wermuths Ruf nach Ausländer-Stimmrecht verhallt genau so wie Reimanns Angst vor «Pass-Verschenkis» nur Kopfschüttler provoziert.

Einer der Zuschauer im Publikum verwirft beim Apéro nach der Aufzeichnung die Hände und sagt das, was wohl alle denken: «Es wurde nichts gesagt, was ich wissen müsste!»

Deshalb hier, für alle, die zwei wichtigsten Ausschnitte der Arena:

1. Frau Humbel hat recht

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2. Lukas Reimann hat keine Ahnung

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142 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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kurt3
18.06.2016 08:12registriert Juni 2014
Dieser dauerpubertierende Reimann geht mir richtig auf den Sack. Seine blödsinnigen , nutzlosen Motionen , wie den Rückzug des schon lange gegenstandslosen EU - Gesuches . Kostet nur Zeit und Geld . Dann die peinlichen Anbiederungen an europäische Rechtsparteien : Selfie mit Frauke Petry , Selfie mit Nigel Farage usw. So etwas sitzt im Nationalrat .
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Nick Graf
18.06.2016 07:12registriert Februar 2016
Während der ganzen absurden Sendung habe ich mich vor allem eins gefragt:

Was kann der Lukas Reimann denn dafür hier geboren zu sein? Der spricht von Stolz und Bedingungen.. Die Geburt war eine ziemlich kleine Hürde für diesen Pass..

(Auch ich bin Schweizer und bin sehr froh hier geboren zu sein, aber stolz? Nicht meine Errungenschaft!)
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Sigmund Freud
18.06.2016 07:59registriert Dezember 2014
In andern Ländern hätte es nach diesen sinnfreien, offen rassistischen und teils hasserfüllten Aussagen von Herrn Reimann eine Welle der Empörung gegeben. Warum nehmen wir das in der Schweiz einfach so hin? Als Ausländer in der dritten Generation würde ich mich zutiefst beleidigt fühlen, wenn mir da jemand im TV vorwerfen würde, dass ich Frauen steinigen und in den Djihad ziehen wollte.
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