Schweiz
Tessin

Tessiner Polizist verteidigt tödlichen Schuss auf Asylsuchenden

«Es gab keine andere Handlungsmöglichkeit»: Tessiner Polizei verteidigt tödlichen Schuss

07.10.2017, 18:0808.10.2017, 00:00
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In der Tessiner Grenzgemeinde Brissago hat ein Polizist während eines Einsatzes in der Nacht einen Asylsuchenden erschossen. Der 38-jährige Mann aus Sri Lanka war mit zwei Messern bewaffnet. Die Tessiner Behörden verteidigen das Vorgehen des Polizisten.

«Es gab für den Polizisten keine andere Handlungsmöglichkeit in dieser Situation», betonte Matteo Cocchi, Kommandant der Tessiner Kantonspolizei, am Samstagnachmittag vor den Medien in Noranco TI. Es sei ein Moment grosser Gefahr gewesen. Rückendeckung erhielt der Polizist auch vom zuständigen Regierungsrat Norman Gobbi, der mit Cocchi vor die Medien trat.

Matteo Cocchi, Kommandant der Tessiner Kantonspolizei, beantwortet die Fragen der Journalisten, am Samstag, 7. Oktober 2017, in Lugano. In der Tessiner Grenzgemeinde Brissago hat ein Polizist waehrend ...
Matteo Cocchi, Kommandant der Tessiner Kantonspolizei, beantwortet Fragen der Journalisten nach den tödlichen Schüssen auf einen Asylsuchenden in Brissago.Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

So lief der Einsatz gemäss Polizei ab:

  • Die Polizei wurde kurz vor 2 Uhr nachts wegen einer Auseinandersetzung unter mehreren Personen alarmiert.
  • Mehrere Polizisten begleiteten zwei Asylsuchende aus Sri Lanka in ein Gebäude, wo sich ihnen eine «noch nicht geklärte» Situation bot.
  • Dort sei ein dritter Asylsuchender auf die beiden Asylbewerber gestürmt, welche die Polizisten begleiteten.
  • Der 38-jährige Mann, der ebenfalls aus Sri Lanka stammte, fuchtelte mit zwei Messern herum.
  • Darauf feuerte einer der Polizisten mit seiner Pistole auf den Angreifer. Dies sei zum Schutz aller Anwesenden geschehen.
  • Die Kugel verletzte den Asylsuchenden so schwer, dass er noch vor Ort verstarb.
  • Die anderen Beteiligten wurden nicht verletzt.
Untersuchungsbeamte der Tessiner Polizei betreten am Samstag, 7. Oktober 2017, die Asylunterkunft in Brissago, wo ein Polizist waehrend eines Einsatzes in der Nacht einen Asylsuchenden erschossen hat. ...
Untersuchungsbeamte der Tessiner Polizei betreten die Asylunterkunft in Brissago.Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Das Motiv für das aggressive Verhalten des 38-jährigen Sri Lankers ist laut Polizeikommandant Cocchi weiterhin unklar. In der Schweiz kommt es nur selten zu Schussabgaben durch die Polizei.

In dem privaten Gebäude sind gemäss seinen Angaben rund ein Dutzend Asylsuchende aus Sri Lanka seit mehreren Jahren untergebracht. Es steht direkt neben dem Rathaus von Brissago.

Polizist befragt

Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet und klärt namentlich ab, ob der Polizist zur Verantwortung gezogen wird. Auch die kriminaltechnischen Ermittlungen sind am Samstag aufgenommen worden. Um Neutralität zu garantieren, sind Spezialisten aus dem Kanton Zürich damit beauftragt worden.

Der Polizist, der geschossen hatte, sowie weitere beteiligte Personen sind mündlich befragt worden. Aufgrund der Erkenntnisse hätten sich keine Massnahmen gegen die Befragten aufgedrängt, schreibt die Polizei. (meg/sda)

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Namenloses Elend
07.10.2017 22:40registriert Oktober 2014
Nun anhand der Infos die zur Zeit vorliegen, erscheint die Schussabgabe meiner Meinung nach gerechtfertigt. Aber die genauen Details werden von der Staatsanwaltschaft untersucht und die wird dies entsprechend ahnden, oder eben nicht. Ich vertraue da auf unser Rechtssystem, bzw. das Urteilsvermögen unserer Polizei. Auch wenn ich nun wirklich nicht immer auf deren Seite stehe was gewisse Aktionen angeht.
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sambeat
07.10.2017 22:49registriert März 2014
Eigentlich kann man kurz zusammengefasst sagen: Der Polizist hat gehandelt, und zwar richtig! Analysen finden immer statt und behandeln die Theorie, aber unsere Polizeileute müssen in solchen Situationen schnell entscheiden!
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auf den Punkt gebracht
07.10.2017 20:12registriert Oktober 2016
Beruflich bedingt verfolge ich seit vielen Jahren solche Geschehnisse. Es ist immer das gleiche, grosses gejaule bei den Gutmenschen, wenn eine Amtsperson oder auch andere Leute sich verteidigen.

Die Gutmenschen sind genau die Jammerlappen, welche wenn sie selber betroffen sind, sofort nach der Kavallerie schreien.

Brutal für den Polizisten, welcher jetzt erfahren muss, dass er von seinen Vorgesetzten keine Rückendeckung bekommen wird.

Nur noch jämmerlich, was sich viele Leute in den Kommentaren erlauben!

Das ist unsere ach so tolle Wellness- und Spassgesellschaft!
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