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Die Schweizer Armee kaufte beim Pferde-Quäler Ulrich K. ein

Das Militaer sichert die Pferde vom Hof von Ulrich K., der unter dem Verdacht der Quaelerei von Pferden steht, aufgenommen am Dienstag, 8. August 2017, in Hefenhofen. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Die Pferde wurden am Dienstag durch die Armee vom Hof in Hefenhofen weggebracht.Bild: KEYSTONE

Die Schweizer Armee kaufte beim Pferde-Quäler Ulrich K. ein

Rund 300 Tiere wurden am Dienstag in Hefenhofen evakuiert. Die Armee half. Es war nicht ihr erster Besuch auf dem Quäl-Hof.
09.08.2017, 04:5609.08.2017, 12:09
Pascal Ritter / Nordwestschweiz
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Neunzig Pferde, achtzig Schweine, fünfzig Kühe, 25 Schafe, drei Geissen und zwei Hunde. Es gab einiges zu tun, als die Kantonspolizei Thurgau am Dienstagmorgen den Hof von Ulrich K.* in Hefenhofen räumte. Dem Pferdezüchter und Landwirt wird Tierquälerei vorgeworfen. In den letzten Tagen waren Bilder ausgemergelter Pferdekörper aufgetaucht. Jemand hat die Bilder verdeckt auf dem Hof aufgenommen (die «Nordwestschweiz» berichtete). Eine vom Kanton Thurgau eingesetzte Arbeitsgruppe hält die Bilder für echt, entzog Ulrich K. die Bewilligung, Tiere zu halten, und liess die Tiere schliesslich abtransportieren.

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Auch Fahrzeuge der Armee waren im Einsatz. Um 13 Uhr fuhren Tiertransporter des Kompetenzzentrums Veterinärdienst und Armeetiere auf und begannen Pferde einzuladen. Die Armee kümmert sich nun um einen grossen Teil der Tiere. Es kommen auch Rekruten der RS 57 2 zum Einsatz.

Strafanzeige gegen Kantonstierarzt eingereicht
Der Verein gegen Tierfabriken (VgT) hat gegen den Thurgauer Kantonstierarzt eine Strafanzeige wegen Amtsmissbrauchs eingereicht. Der Verein wirft der Behörde vor, sie habe den mehrfach vorbestraften Tierhalter von Hefenhofen jahrelang gewähren lassen.Die Thurgauer Staatsanwaltschaft bestätigte am Mittwoch den Eingang einer Strafanzeige von Erwin Kessler, Präsident des VgT. (sda)

Ulrich K. wollte weiter liefern

Recherchen zeigen nun: Es war nicht das erste Mal, dass Angehörige der Armee bei Ulrich K. vorstellig wurden. Die Armee kaufte früher bei ihm Freiberger-Pferde. Wie viele es waren, wie lange er den Auftrag hatte und wie viel Geld Ulrich K. damit verdiente, konnte die Armee auf Anfrage nicht beziffern. Der damals zuständige Chefveterinär sei inzwischen in Pension gegangen und die einschlägigen Akten stünden nicht zur Verfügung.

 

Sicher ist nur, dass die Zusammenarbeit mit Ulrich K. im Jahr 2008 beendet wurde, weil er die Tierschutzverordnung nicht einhielt. Dies sagt ein Armeesprecher auf Anfrage. Der Verein gegen Tierfabriken (VgT) hat auf seiner Website die Befunde der Armee von damals aufgeschaltet. Deren Echtheit konnte die Armee zwar nicht bestätigen. Das Dokument wirkt vor den Hintergründen der heutigen Untersuchung aber plausibel. Die Armee kam zum Schluss: K. «verletzt systematisch und wiederholt in vielen Bereichen der Pferdehaltung die gültigen Tierschutzvorschriften.» Der Armee-Auftrag wurde Ulrich K. darum entzogen.

K. war mit dem Urteil der Armee-Veterinäre nicht einverstanden. Wie Armeesprecher Daniel Reist auf Anfrage offenlegt, hat Ulrich K. vor etwa vier Jahren versucht, den Armeeauftrag wiederzubekommen. Er stellte einen Wiedererwägungsantrag. Darauf hätten der Kommandant des Kompetenzzentrums Veterinärdienst der Armee und der Chef Veterinärdienst der Armee den Hof erneut besichtigt. «Sie lehnten eine Wiederaufnahme der Zusammenarbeit ab, weil für sie klar war, dass Herr K. die Tierschutzverordnung nicht einhielt», so Reist.

Der Vorgang zeigt: Die Praktiken auf dem Hof von K. waren mindestens seit 2008 bekannt. Nicht nur in Tierschutzkreisen. Auch Inspektoren des Bundes attestierten Ulrich K. Tierquälerei. Trotzdem konnte K. auf seinem Hof weiterhin Tiere halten.

Verantwortlich für das Wohl der Tiere im Kanton Thurgau ist Kantonstierarzt Paul Witzig. Dieser äusserte sich am Dienstagnachmittag zum Zustand der angetroffenen Tiere. «Viele Pferde haben Hufe in sehr schlechtem Zustand. Die Tiere sind verschmutzt und mager», sagte er. Aber er sagte auch: «Wir haben kein akutes Tierleid gesehen.» Völlig ausgemergelte und im Sterben liegende Tiere, wie sie auf den Skandal-Bildern zu sehen waren, trafen die Behörden also nicht an.

Tiere eingeschläfert

Trotzdem mussten ein Kalb, zwei Schweine und zwei Hühner eingeschläfert werden, weil sie laut Kantonstierarzt Witzig in nicht transportfähigem Zustand waren. Offenbar steht es auch um die Gesundheit des Beschuldigten Ulrich K. nicht gut. Ein Amtsarzt ordnete am Montag eine fürsorgerische Unterbringung an. K. kann nun innert 10 Tagen bei der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Kesb gegen die Massnahme Rekurs einlegen.

* Name der Redaktion bekannt.

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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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derEchteElch
09.08.2017 05:56registriert Juni 2017
Warum so ein negativer Ton im Titel? Damals galt er nicht als Tierquäler und die Armee hatte die Zusammenarbeit eingestellt, als es nicht tragbar wurde.

Ihr suggeriert im Titel, die Armee hätte bewusst weiter mit ihm zusammen gearbeitet, als die Sache bekannt wurde.

Das ist billigstes Blick-Niveau watson!

Hört auf damit!

Und noch etwas;
"Die Schweizer Armee kaufte beim Pferde-Quäler Ulrich K. ein" war er denn "nur" Pferdequäler? Nein! Es sind auch alle anderen Tiere betroffen! Warum fokusiert ihr euch nur auf die Tiere, welche er der Armee verkaufte?
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G. Nötzli
09.08.2017 05:26registriert Juni 2015
"Mindestens seit 2008 bekannt"...

Erst nachdem medialen Aufschrei der Tierschützer handelt hier der Kanton Thurgau?

Hier muss der Laden aufgeräumt werden. Vor allem der Kantonstierarzt soll die Verantwortung übernehmen und gehen!
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Bijouxly
09.08.2017 08:02registriert Dezember 2014
Sorry watson, aber der Titel geht gar nicht!! Einfach tendenziös und zieht die Armee wiedermal in den Dreck! Sie haben die Zusammenarbeit 2008 beendet - dass danach nichts geschah, lag an den Ämtern, nicht an der Armee.
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