In der Schweiz soll es bald keine Pouletflügeli zu Billigpreisen mehr geben. Dafür will die Denkfabrik «Sentience Politics» sorgen. Sie wird ihre Volksinitiative «Keine Massentierhaltung in der Schweiz» Anfang Juni lancieren, wie Co-Präsidentin Meret Schneider gegenüber watson bekanntgibt.
Sentience Politics versteht sich als Teil der antispeziesistischen Bewegung. Antispeziesisten verurteilen die Überlegenheit der Menschen gegenüber der Tierwelt.
Sentience Politics und Tierrechtsorganisationen mit ähnlichem Gedankengut verzeichnen einen stetigen Anstieg von Sympathisanten. Bei der Tierrechtsorganisation «Tier im Fokus» ist die Zahl der Neumitglieder 2018 gestiegen. «Um acht Prozent», sagt Präsident Tobias Sennhauser. Der Mitgliederanstieg schlägt sich auch auf Social Media nieder: Die Likes der Facebook-Seite der Tierrechtsorganisation kletterten im 2018 von 6500 auf 7600 – ein Zuwachs von rund 17 Prozent. Sennhauser: «Und auch die Spenden haben massiv zugelegt.» Vereine wie «Tier im Fokus» hinterfragen nicht nur das Töten von Tieren, sondern auch deren Gebrauch zu menschlichen Zwecken.
Auch der Verein Animal Rights Switzerland stellt ein wachsendes Interesse fest, die antispeziesistische Organisation «269 Libération Animale» verzeichnet ebenfalls einen deutlichen Mitgliederzuwachs. Die Neuzugänger kämen aus den verschiedensten Sphären, sagt Präsidentin Elisa Keller in der Westschweizer Zeitung «Tribune de Genève». Keller: «Vom Banker über den Studenten bis hin zum Bauernkind.»
Meret Schneider, Co-Geschäftsleiterin von Sentience Politics: «Sich für bessere Haltungsbedingungen für Tiere einzusetzen, gilt heute nicht mehr als absurd, man hält uns nicht mehr für Spinner – im Gegenteil.»
Tobias Sennhauser von «Tier im Fokus» erklärt sich die Entwicklung folgendermassen: «Eine Rolle spielt sicher, dass die vegane Bewegung boomt und der Fleisch- und Milchkonsum sinkt. Viele Veganer werden zu Antispeziesisten. Mehr Veganismus bedeutet also auch mehr Antispeziesismus.» Ausserdem zentral sei das mediale Können der Bewegung. «Es gelingt ihr immer wieder, politische und mediale Akzente zu setzen.»