Einst verkauften sich seine Bücher wie warme Semmeln, seine pseudowissenschaftlichen Thesen begeistern heute noch eine treue Fan-Gemeinde: Erich von Däniken, mittlerweile 82 Jahre alt, konnte mit seiner «Prä-Astronautik» manchen schönen Erfolg verzeichnen.
Doch jetzt, vermutlich enerviert durch die diesjährige «Zurich Pride», hat der Erfolgsautor einen Tweet abgesetzt, der ihm Unverständnis und Häme einbringt. Scheinbar tolerant – «Festivals für Homos, Lesben etc. Nichts dagegen» – fragt von Däniken, ob es «eigentlich auch noch Festivals» gebe, an denen «sich Normale zeigen dürfen»:
Überall Festivals für Homos, Lesben etc. Nichts dagegen. Aber gibt's eigentlich auch noch Festivals, an deben sich Normale zeigen dürfen?
— Erich von Däniken (@vonDaeniken) 10. Juni 2017
Das fordert den Widerspruch geradezu heraus:
Sie sagen also, 'Homos und Lesben' sind nicht normal? Zu viel Kleber geschnüffelt? Oder zu viele Alien-Experimente mitgemacht?
— סילברפוקס (@Herr_Davidson) 11. Juni 2017
Sie denken also, Schwule und Lesben seien nicht normal, pseudowissenschaftliche Alien-Literatur aber schon? Vor die Tür bis es klingelt!
— Raphael Bühler. (@raphaelbuehler) 11. Juni 2017
Wen meinen Sie vereehrter Herr Von Däniken mit "normal"?
— Jedistitch (@Jedistitch) 11. Juni 2017
Ausserirdische Astronauten?
Da hat wohl jemand Angst, in Vergessenheit zu geraten.
— Shamol Majumder (@Shamol) 11. Juni 2017
Da war doch gerade ein Schwingfest. Schützenfest. Bergrennen.
— Dr. Cockroach, Ph.D. (@Dr_Kakerlake) 11. Juni 2017
Überall Spinner, die an Aliens glauben. Nichts dagegen. Aber gibt's eigentlich auch noch Netzwerke, in denen sich Normale zeigen dürfen?
— Lorenz Meyer (@shengfui) 11. Juni 2017
Wisst ihr noch wie schön soziale Medien waren bevor Ü40 anfingen sie zu nutzen? Und ihre "Ansichten" weltweit zu teilen? #oldbutcrappy
— StefanSchwarz (@StefanSchwarz) 11. Juni 2017
Beim örtlichen Geflügelzuchtverein können Sie Ihr Hetero-Dasein bestimmt ausgiebig feiern.
— Mr Benn (@_SpecialBL) 10. Juni 2017
Schwingfest, Schützenfest? Da gibt es doch Anlässe, die von Däniken bestimmt besser gefallen dürften, wird sich dieser Twitterer gedacht haben:
Sie meinen so etwas? pic.twitter.com/yfnsfXBoG7
— BAUM (@baummusic) 11. Juni 2017
Von Däniken erhält noch weitere wohlwollende Tipps:
Im Verhältnis zur Einwohnerzahl hat die Schweiz die höchste Festival-Dichte der Welt. Gibt also mehr als genug Feste für "Normale".
— Johannes Hartmann (@badhartmann) 11. Juni 2017
Für Pseudowissenschaftler der prae Astronautik wenden Sie sich bitte an die psychiatrische Ambulanz. Dort gibt es Spieleabende für normale!
— Jo Pflasterstein (@JPflasterstein) 11. Juni 2017
Klar, Schützenfeste, Straßenfeste, Oktoberfeste, Kirmes, alles extra auf Heteros zugeschnitten...
— Dr Marchi Loveboat (@marchi1701) 11. Juni 2017
Natürlich, gibt doch jedes Jahr jede Menge Kindergartenfeste
— Heiðe-Marie (@gime58) 10. Juni 2017
Pro-Tipp: Bei Mittelalter-Festivals darf man auch dann hin, wenn man nicht aus dem Mittelalter kommt.
— Yddrasil (@yddras) 11. Juni 2017
Die hier, du Schwurbelspaten? pic.twitter.com/X2pK36HldI
— Ken Guru (@KenGuru_ANMR) 11. Juni 2017
Please enter Area 51!
— Rico Kurek (@RicoKurek) 11. Juni 2017
Besonders die Frage, was denn eigentlich «normal» sei, möchten einige der Leute, die auf den Tweet reagieren, gern von dem Erfolgsautor beantwortet haben:
Niemand möchte Sie dabei haben Erich. Nicht weil sie Hetero sind, sondern wegen ihrer Weltansicht von 1960 bezüglich normalen Menschen.
— Michelle A. Janßen (@mianjanssen) 11. Juni 2017
Und mit «Normale» meinen Sie Leute, die glauben, die menschliche Intelligenz sei entstanden, weil Ausserirdische Sex mit Affen hatten?
— Iwan Weidmann (@IwanWeidmann) 11. Juni 2017
Normale Leute schreiben nicht für den Kopp-Verlag.
— Martin Feinbein (@MartinTriker) 11. Juni 2017
.Was ist denn an "Homos" nicht normal? #nofeartobeyou #ZurichPride
— amadé fries (@amadedotch) 10. Juni 2017
Über das Wort "Normale" schaue ich einmal hinweg und unterstelle, dass Sie "normal" sind. Wo dürfen Sie sich denn NICHT zeigen?
— BrainDrain™ (@mannmitdemkoks) 11. Juni 2017
Die folgenden Tweets reiben genüsslich Salz in von Dänikens Wunden: Vor gut zehn Jahren ging sein Grossprojekt «Mystery Park» pleite – eine Art Disneyland der Prä-Astronautik.
Ihre Weltansicht wäre auch was für Ihren Mystery Park gewesen. Dann hät er wohl ein paar Monate länger gelebt ;)
— Suicidal Sheep (@GarlicKingYT) 11. Juni 2017
Gibt es eigentlich schwule Aliens? Weiß man dazu schon was?
— Moritz Adler (@moritzadler) 11. Juni 2017
hat nicht mal jemand versucht in interlaken so eine Art dauerfestival für "normale" aufzubauen?
— michel (@emundem164) 11. Juni 2017
Für "normale" würde ich Ihnen den Mystery Park empfehlen... Aber äbä....
— Konrad Kocher (@Ghombrich) 11. Juni 2017
Treffpunkt: Neben dem Steinhaufen, der mit grosser Wahrscheinlichkeit von Ausserirdischen erbaut wurde.
— ... and behold (@andbhold) 10. Juni 2017
Merkst du selber...
Allerdings kann man nicht alle Reaktionen als humorvoll bezeichnen. Die Aufforderung «lösch dich» klingt eher aggressiv:
🏳️🌈🏳️🌈🏳️🌈🏳️🌈🏳️🌈🏳️🌈
— Gilly 🐈 (@GillyBerlin) 11. Juni 2017
🏳️🌈 Lösch dich. 🏳️🌈
🏳️🌈🏳️🌈🏳️🌈🏳️🌈🏳️🌈🏳️🌈
Es sieht so aus, als ob Erich von Däniken einen netten, kleinen Shitstorm losgetreten hätte. Nachdem die Antworten auf seinen Tweet zunächst nur zögerlich eingingen, nahm die Sache am Sonntag um 20 Uhr allmählich Fahrt auf. Vielleicht wird der einstige Erfolgsautor seine Meinungsäusserung bald bereuen.
(dhr)