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Wut gegen Uber und Hup-Streit: 7 Fakten zum Taxi-Aufstand

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Wut gegen Uber, Streikbrecher und Hup-Streit: 7 Fakten zum Zürcher Taxi-Aufstand

Die Taxifahrer sind wütend. Mit «No-Uber»-Plakaten auf ihren Autos wollten sie auf die Missstände in ihrem Gewerbe aufmerksam machen. Mitgekriegt hat es leider fast keiner, zahlreich dagegen waren die Streikbrecher.
18.05.2016, 08:4719.05.2016, 09:54
Daria Wild
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Das Ziel

Um 12 Uhr am Dienstagnachmittag wollte die Zürcher Taxigilde der Stadt beweisen, dass sie unverzichtbar ist. Und dass deshalb schleunigst die Bedingungen für die offiziellen Taxifahrer zu verbessern seien.

Deshalb liessen gut 200 Fahrer an diesem sonnigen Mittag die Kundschaft links liegen, versammelten sich stattdessen auf dem Parkplatz beim Bahnhof Tiefenbrunnen und fuhren, die Autos mit «No-Uber»-Plakaten beklebt, über Limmatquai, Central, Bahnhof und Paradeplatz zum Mythenquai.

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Das Ziel: Zeigen, dass es Uber nicht schafft, eine Stunde lang die Bestellungen der stehen gelassenen Taxi-Gäste zu stemmen.

Die Probleme

Doch das Ganze funktionierte nicht so wirklich. Erstens sind 200 Taxifahrer nur ein Bruchteil der Lizenzfahrer in Zürich. Es gab also noch genug Taxifahrer im Dienst, vielleicht solche, die daran zweifelten, ob es die beste Idee sei, die eigenen Kunden an der Strasse stehen zu lassen, um die Konkurrenz auszuschalten. Zweitens gab es zuvor keine Informationen gegen Aussen, dem Tross flog nicht sehr viel Aufmerksamkeit zu.

Und drittens, überhaupt, die Organisation! Mehrere Taxidemonstranten beklagten sich über die Polizei, die an der Seefeldstrasse nicht die richtige Spur freihielt, darüber, dass nicht mehr Plakate da waren, darüber, dass man sich eigentlich aufs Nicht-Hupen (warum, konnte keiner so recht erklären) geeinigt hatte, sich dann aber Dutzende nicht daran hielten.

Und darüber, dass schon beim Bahnhof Selnau niemand mehr so recht wusste, wie das jetzt weitergeht mit dieser Protestfahrt durch die Stadt, bis sich der Zug beim Mythenquai endgültig verlor. Ganz zu schweigen von den Streikbrechern an den Taxiständen, die argwöhnische Blicke kassierten. 

Die Sorgen

So ging ein bisschen unter, wo den Taxifahrern die Schuhe drückten, denn eigentlich war man sich besorgt einig: «Es geht um das nackte Überleben!». Taxifahrer sehen sich in prekären Verhältnissen. Sie haben lange Arbeitstage, kaum sicheres Einkommen, massenhaft Konkurrenz.

Zudem schlagen die Abgaben, die Fahrer für gewerbsmässigen Transport entrichten müssen, zu Buche und auch die Leasing-Verträge der Autos sind nicht gerade billig.

«Zum Glück habe ich keine Kinder», sagt einer der Demonstranten deshalb, «für mich und meine Frau reicht mein Einkommen gerade zum Leben». Wie seine Berufskollegen, die eine Familie zu ernähren hätten, über die Runden kämen, könne er sich nicht erklären. 

Feind N° 1: Uber

Das wären eigentlich schon genug Sorgen, finden die Taxifahrer, doch seit Uber auf den Markt gedrängt ist, geht es den Offiziellen so richtig mies. Um 25 Prozent seien die Aufträge zurückgegangen, sagt einer der Demonstranten mit einem Plakat am Fenster, «Stoppt die Uber-App». Früher habe er noch 22 Fahrten pro Tag gehabt, heute seien es vielleicht noch 15.

«Uber ist der letzte Nagel in unserem Sarg.»

Weil Uberfahrer keine Abgaben für gewerbsmässigen Transport und keine Versicherungen bezahlen müssen, seien die Preise zudem unerreichbar tief für die offiziellen Fahrer.

Feind N° 2: Regio-Taxis

Zur unbeliebten Konkurrenz der Zürcher Taxi-Fahrer gehören neben Uber auch regionale Taxianbieter. Es ist ein bekanntes Problem: Die Taxifahrer, die beispielsweise in Kloten registriert sind, dürften nur Kunden aus Kloten in die Stadt kutschieren, nicht aber Personen in der Stadt die Tür öffnen. Das machen die aber andauernd, davon sind die Zürcher Täxeler überzeugt. Noch mehr Konkurrenz also in der ohnehin schon von Taxis überfluteten Stadt.

Das sagt Uber
Uber-Schweiz-Chef Rasoul Jalali zeigte sich in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» kritikresistent. Uber schaffe zusätzliche Verdienstmöglichkeiten für professionelle Fahrer. Taxilenker würden Uber nutzen, um an neue Kundengruppen heranzukommen und ihre Standzeiten zu reduzieren. Uber sei zudem keine Taxizentrale, sondern eine Technologieplattform. Deshalb könne das Unternehmen nicht als Arbeitgeber gelten.

Feind N° 3: Die Politik

Schlimmer aber als die Konkurrenz sind für die Taxifahrer die Politiker, die, die die Situation der Taxifahrer mit dem Erlauben von Uber, der Erhöhung der Steuern und dem Unwillen, den Taxifahrern finanzielle Erleichterungen zu bieten (zum Beispiel billigeres Benzin) nur noch schlechter machen, als besser.

Ständig werde etwas für Velofahrer gemacht, findet ein Demonstrant, doch die Taxifahrer, die seien hier in Zürich «am Rande der Gesellschaft». Zudem würden andere Märkte geschützt, «beispielsweise dürfen keine Billigflieger in Kloten landen», doch die Taxifahrer überlasse man ihrem Schicksal.

Die Forderungen

Daraus ergeben sich die Forderungen der Taxifahrer, die an diesem Dienstagmittag verzweifelt und missmutig zum Mythenquai kurvten: Uber solle verboten werden, solange sich das Unternehmen nicht an die Gesetze halte. Das heisst: Uber würde als normales Taxiunternehmen behandelt werden, deren Fahrer die gleichen Abgaben zu leisten hätten, gleich versichert wären und gleich oft kontrolliert würden.

Denn die Taxifahrer sehen sich, von der Stadt übergangen, von den Regio-Taxis verraten und von den Kosten des Taxifahrens erdrückt, am Rande des wirtschaftlichen Ruins. Einer der Demonstranten sagt: «Uber, das ist jetzt einfach der letzte Nagel in unserem Sarg.»

Das ist Uber

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Fahrdienst Uber
Die Taxi-App Uber ist u. a. in Zürich, Genf und Basel aktiv.
quelle: keystone / steffen schmidt
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45 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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saukaibli
18.05.2016 10:29registriert Februar 2014
Nummer 5 bringt es doch auf den Punkt. Ein Fahrer bringt einen Kunden von Kloten zum HB, muss dann aber leer zurückfahren, weil er keinen Gast in Zürich aufnehmen darf. Dieser fährt mit dem ZH-Taxi zum Flughafen und dieses Taxi muss dann leer nach ZH zurückfahren? Kann man noch ineffizienter sein? Liebe Taxifahrer, seid nicht wütend auf Uber, sondern auf die völlig bescheuerten Politiker, die solche stupiden Gesetze machen.
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doxic
18.05.2016 11:07registriert Mai 2016
In Amerika sind die Uber-Fahrer ebenfalls unzufrieden mit den Bedingungen, dort gibt es aber Alternativen wie Lyft. Bei uns ist die Alternative zu Uber: Taxi. Sprich Taxifahrer die Kurzfahrten ablehnen, Fahrer denen ich erklären muss welche Route Sie nehmen müssen um zum Club XY zu fahren, Taxis bei denen ich horrende Preise bezahle. Der Dienstleister ist mir doch "wurscht". Und ich will auf meiner App einen Fahrer bestellen der mich an den Ort meiner Wünsche fährt, ohne wenn, aber und ohne Navi spielen zu müssen. Wenn die Zürcher Taxis dies gelöst haben aktiviere ich Mitleitleid.
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Louie König
18.05.2016 09:02registriert Juni 2014
Ich weiss nicht, ob ich jetzt völlig herzlos bin oder einfach die Umstände von Taxifahrern nicht kenne, aber mein Mitleid hält sich doch sehr in Grenzen. Taxifahren in Zürich ist absolut überteuert. Für eine Fahrt von 10 Minuten (Ja nach dem Ausgang ist das manchmal nötig) bezahlst du locker 20.- oder mehr, je nach Weg. Und ortskundig sind die meisten Taxifahrer auch nicht. Die sollten sich ein Beispiel nehmen an den Taxis in London. Die kennen die Stadt in- und auswendig. Mich wunderts nicht, dass immer öfter Uber gewählt wird.
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