Schweiz
Gesellschaft & Politik

CO2-Abgabe gefordert: Grünliberale wollen Fliegen teurer machen

Swiss Airlines verabschiedet den BAe Avro RJ 100, beim letzten Flug von Genf nach Zuerich wurde auch das Matterhorn umflogen am Dienstag 15. August 2017. (KEYSTONE/Christian Merz)
Die Jungen Grünliberalen fordern eine CO2-Abgabe.Bild: KEYSTONE

Bye bye, Spottpreise! Wie die Grünliberalen das Fliegen teurer machen wollen

Die Jungen Grünliberalen fordern das Ende der Steuerprivilegien in der Luftfahrt und die Einführung einer CO2-Lenkungsabgabe. GLP-Chef Jürg Grossen wird den Vorstoss im Parlament einreichen. 
27.11.2017, 18:5328.11.2017, 06:39
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Keine Mineralölsteuer, keine CO2-Abgabe, keine Mehrwertsteuern. Die Reise mit dem Flugzeug wird im Vergleich zu anderen Transportmitteln immer noch steuerlich bevorteilt. Ohne diese Vorteile wären die Flugtickets nicht so günstig, wie sie heute sind – ohne sie wäre eine Reise für 27 Franken von Basel nach Berlin undenkbar.

Die Jungen Grünliberalen sprechen von «fragwürdigen Steuerprivilegien» und wollen mit der heutigen Praxis aufräumen. «Der klare Wettbewerbsvorteil der Flugreise gegenüber Nachtzügen und Fernbussen muss ein Ende haben», sagt Pascal Vuichard, Co-Präsident der Jungen Grünliberalen.

Ihr Vorschlag: Fluggesellschaften sollen zukünftig pro Tonne ausgestossenem CO2 80 Franken zahlen. Gemäss der Rechnung der Jungpolitiker würde dadurch ein Economy-Flug von Zürich nach London 15,44 Franken mehr kosten als heute. Das zusätzlich eingenommene Geld soll nur Zweckgebunden eingesetzt werden dürfen. Für Klimaschutzmassnahmen und zu Forschungszwecken.

Damit der Vorschlag nicht ein reines Gedankenspiel bleibt, wird GLP-Präsident Jürg Grossen die Idee während der Wintersession im Parlament einreichen. 

Staatliche Flugsteuer

Auch andere europäische Länder kennen wie die Schweiz keine CO2-Abgabe. Im Vergleich zur Schweiz verlangen viele aber eine staatliche Flugsteuer. So zahlt jeder Reisende, der ab einem deutschen Flughafen abfliegt, mindestens zusätzlich 7,38 Euro. In Frankreich 1 Euro, in Österreich 7 Euro, in den Niederlanden 11 Euro. 

«Wir müssen die Schweiz wieder zum umweltpolitischen Musterschüler machen», fordert Vuichard. Weltweit ist die Luftfahrt knapp für 5 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen verantwortlich – in der Schweiz für 18 Prozent.

«Wir haben jetzt genug lange zugewartet, ob es eine internationale Lösung für eine CO2-Abgabe gibt», fährt der Co-Präsident der Jungen Grünliberalen fort. «Es bleibt keine Zeit, 20 weitere Jahre zu warten. Wir müssen jetzt selber handeln.»

 «Tropfen auf den heissen Stein»

SVP-Nationalrat Christian Imark widerspricht. «Wenn wir nicht auf eine internationale Lösung warten, sondern den Alleingang wagen, verteuern wir die Flugtickets und schwächen unsere Wirtschaft.» Imark denkt dabei in erster Linie an die Fluggesellschaft Swiss, die im Vergleich zu den staatlich geförderten arabischen Airlines bereits heute im Nachteil sei.

Und sowieso: «Der Anteil der Schweiz am globalen CO2-Ausstoss liegt im Promille-Bereich. Wir haben ihn in den letzten 20 Jahren um über 30 Prozent gesenkt. Trotzdem ist dies global gesehen weniger als ein Tropfen auf den heissen Stein.»

Vor rund zwei Wochen gingen in Bonn die 23. Klimaverhandlungen zu Ende. Das Fazit: Derzeit unternimmt kein Land auf der Welt genug, um das 2-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.

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119 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gasosio
27.11.2017 19:01registriert Oktober 2015
Endlich eine Partei die konkreten Umweltschutz machen will und auch umsetzbar.
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Posersalami
27.11.2017 19:03registriert September 2016
"SVP-Nationalrat Christian Imark widerspricht."

Die SVP kann auch gar nichts anderes tun, als zu widersprechen. Es ist immer das gleiche, völlig egal wie wichtig das Anliegen ist. Als reichstes Land der Welt darf man auch mal etwas mehr tun.

Aber es sind immer die Anderen, ob sie etwas machen oder nicht spielt keine Rolle, die SVP steht bereit um reflexartig Gegenposition einzunehmen und den Gegner mit dummem Populismus zu bombardieren, hier das dumme "Tropfen auf den heissen Stein" Argument. Das kann jeder immer über alles sagen, es ist nur eine Frage des Massstabs.
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Thadic
27.11.2017 19:17registriert Mai 2016
Der Titel des Artikel ist leicht reisserisch. Wenn der Flug Zürich-London um 30 Franken verteuert wird, ist er immer noch viel billiger als die Bahn.
Die Steuerfreiheit der Flugbranche erinnert an den Spruch: „wer hat dem wird gegeben“.
Statt die Pendler zu entlasten, werden die jenigen entlastet die sich Flugreisen leisten können.
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