«Beinahe hätten wir es zu Ende bringen können», sagt watson-User Jan Dino Kellenberger. «Dann kam doch noch die Polizei.» Dabei waren Jan und seine Freunde letzte Nacht nahe dran, die riesige Uhr des Bahnhofs Bern-Wankdorf in einen Schleckstengel zu verwandeln – als Aprilscherz. «Unser Ziel? Die SBB-Uhr im Wankdorf als das zu zeigen, was sie wirklich ist: Ein riesiger Lolli.»
Der 25-Jährige und fünf Mitstreiter hatten eine 30 Kilogramm schwere, robuste Vlies-Decke mit Hilfe von Seilen und Stangen über die Uhr gehievt, als die Beamten eintrafen. «Sie baten uns, die Uhr wieder freizugeben – obwohl sie nicht genau sagen konnten, ob wir etwas Verbotenes gemacht haben», so Kellenberger.
Zum vollendeten Lolli hatte nicht mehr viel gefehlt: Einzig die Vlies-Decke hätte noch zusammengebunden werden müssen. «Wir haben erst gar nicht damit gerechnet, dass wir so weit kommen würden», sagt Kellenberger. «Jetzt sind wir trotzdem etwas enttäuscht.» Die Gruppe folgte schliesslich der Anweisung der Polizei, mit der ein respektvoller Umgang geherrscht habe.
Die Verwandlung hatten die jungen Leute von langer Hand geplant. Im März kauften sie schliesslich die Materialien: Vlies, Farbe, Stangen und Seile beliefen sich auf rund 650 Franken. Und sogar ein 3D-Modell aus Holz erstellte Kellenberger, um die Aktion zu simulieren.
Müssen sie jetzt mit einer Anzeige rechnen? Die Stadtpolizei Bern bestätigt den nächtlichen Einsatz gegenüber watson (man habe eine Meldung über eine verdächtige Aktivität bei der Uhr erhalten) und verweist an die SBB – der Ball liege bei ihnen.
«Wir sehen in der Idee kein Problem», sagt SBB-Sprecher Christian Ginsig auf Anfrage. «Wir finden die Aktion sympathisch.» Man sehe die riesige Bahnhofsuhr als Kunstwerk und fänd es spannend, wenn jemand die Uhr analog dem Künstlerpaar Christo einpacken will. Konsequenzen haben Kellenberger und Co. also nicht zu befürchten.
Man müsse jedoch sagen, dass solche Aktionen nicht ganz ungefährlich seien, so Ginsig. Jemand hätte sich bei einem Sturz verletzen können, oder die Decke hätte einen Kurzschluss auslösen können, wenn sie in Fahrleitungen der SBB-Linie geraten wäre.
«Wenn ich heute Morgen aber einen riesigen Schleckstengel am Bahnhof Wankdorf gesehen hätte, hätte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen können», sagt Ginsig.