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Es ist Freitagabend, kurz nach Mitternacht: Im Berner Dachstock läuten DJ Princess P's House-Bässe die Afterhour ein. Draussen auf der Strasse haben einige Vermummte Lust auf andere «Action»: Mitten im Verkehr zünden sie Feuerwerk, stoppen mittels Strassenbarrikade einen Linienbus, sprühen ihn innerhalb von Minuten mit Graffiti voll, Fahrgäste und Chauffeur wähnen sich wohl in einem vorgezogenen Halloween-Scherz. Auf der Fahrzeugseite kommen drei grosse Nummern hin: 031. Auf der Heckseite ihre wichtigste Nachricht: «Fuck the Police».
Diese werden beim Anrücken mit Flaschen und Steinen beworfen, eine Leuchtpetarde zischt in ihre Richtung, die Polizisten setzen Gummischrot ein. Zeit zum Rückzug: Die Vermummten flüchten ins Innere der Reitschule – vielleicht um ein bisschen House zu hören.
Solche Szenen wie die vom letzten Wochenende gibt es in Bern mehrmals pro Jahr. Dahinter steckt die 031-Sprayer-Gang, die vor Gewalt nicht zurückschreckt.
031 sind die Ziffern der Berner Telefonvorwahl und der Name einer Berner Sprayer-Gang. Der Tag 031 findet sich aber nicht nur an Fassaden, Türen und Rolläden in ganz Bern, sondern auch in anderen Schweizer Städten und im Ausland. Ausgesprochen wird der Bandenname «Null, drei, eins», nicht «nulleinunddreissig»,für die Mitglieder offenbar eine wichtige Differenzierung.
Die Gang wurde vor rund elf Jahren gegründet. Wer dahinter steckt, ist unbekannt. Auch die Grösse der Gruppe kann nur abgeschätzt werden. Die Berner Sicherheitsdirektion geht von einem inneren Kern von zwischen 10 und 20 Personen und «vielen Mitläufern» aus, sagt Direktor Reto Nause.
Eigentlich vor allem eines: Sprayen, auf Mauern, lieber noch auf Züge und S-Bahnen. Im 10-Jahres Jubiläums-Video von vor einem Jahr, das ihnen eine Arte-Webserie widmete, sagt einer in breitem Berndeutsch und mit künstlich verzerrter Stimme: «Es ist gut, der Welt einen eigenen Stempel aufzudrücken.» Dabei lässt er seinen Blick vom Münster-Turm aus über die Berner Altstadt schweifen. «Meine Graffiti sollen anecken und die Leute zum Denken zwingen», sagt ein anderer «031 ist etwas das passiert und das die Leute nicht verstehen. Logisch haben sie Angst, aber ein normaler Arbeitssklave hat vor allem Angst.»
031 kämpft gegen «das System» und gegen dessen Vertreter; die Polizei. «Ich verabscheue die verlogene Demokratie in diesem Land zutiefst, in der es nur darum geht, wer am meisten Geld oder Stimmen hat», sagt ein Gangmitglied unter einer Eisenbahnbrücke in die Kamera: «Ich verabscheue die Ignoranz in der Gesellschaft, die Gier, die Habsucht, die Konsumsucht.»
Untereinander solidarisieren sich die Mitglieder, Informationen über sie dringen kaum nach Aussen.
Der Sprecher der Produktionsfirma, die den Film über 031 gedreht hat, gab sich 2014 im Bund überzeugt: «031 ist keine gewalttätige Gang.» Dem widerspricht die Polizei. Sie bringt 031 mit mehreren gewaltätigen Delikten rund um die Berner Reitschule in Verbindung.
Der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause äussert sich gegenüber watson besorgt. Er schätzt das Gewaltpotenzial der 031-Mitglieder als «sehr hoch» ein: «Beängstigend ist, dass zunehmend der öffentliche Verkehr während dem Fahren Ziel der Attacken wird, die Angriffe auf Polizeifahrzeuge häufen sich seit längerem», sagt er. Es war der zweite Bus, der Opfer einer ähnlichen Attacke wurde. Nauser stellt fest, dass Gewalt gegen fremdes Eigentum in der Szene offenbar toleriert wird.
Dass es sich beim aktuellen Angriff um eine Vergeltungsaktion wegen zwei kürzlich in Bern verhinderten Demonstrationen der Revolutionären Jugend gehandelt haben könnte, will Nause nicht kommentieren: «Gewalt ist per se zu verurteilen», sagt er. Die Revolutionäre Jugend ihrerseits kritisierte im Rahmen der Aktionen die «unverhältnismässige Polizeigewalt».
Ein 27-jähriges Gangmitglied wurde im März diesen Jahres verurteilt. Beim Einsatz der Polizei an einer illegalen Party, kickte er einen Polizisten in den Kopf. Die Polizisten seien «provokativ» und mit «Machtgehabe» aufgetreten, sagte er vor dem Berner Regionalgericht. Er erhielt eine bedingte Freiheitsstrafe von 18 Monaten und eine unbedingte Geldstrafe von 5400 Franken.
Ein Gangmitglied machte sich eines Mordes schuldig: Es habe sich um einen Streit zwischen verfeindeten Fangruppen gehandelt, sagte ein Mitglied 2011 gegenüber dem «Magazin».
Jüngst ging es bergauf mit dem Verhältnis der Berner Reitschule und der Stadt. Stadtpräsident Alexander Tschäppät und eine Studie lobte den Dialog. Dass die Angreifer aber nach vollendeter Tat immer wieder in der Reitschule Schutz finden, stört das Verhältnis.
Sicherheitsdirektor Nause würde sich von der Reitschule eine klare Abgrenzung zu den 031 erhoffen. «Das ist bis jetzt noch nie passiert», sagt er, «entweder hat man die Situation nicht unter Kontrolle oder man schaut nicht so genau hin.»
Wahrscheinlich ist eher letzteres der Fall. Aus dem Reitschule-Umfeld ist ein widersprüchliches Verhältnis zu 031 zu vernehmen: Die konstruktiven Reitschüler lehnen die Gewalt ab, die ideologischeren heissen die linken Anliegen von 031 gut. Die Reitschule ist basisdemokratisch organisiert, sich auf eine gemeinsame Haltung zu einigen, scheint schwierig.
Auf eine Anfrage von watson reagierte die Reitschule nicht.
Vielleicht aber auch nicht...
na danke euch Deppen...
Meine toleranz gegenüber solchen Deppen und deswegen gegenüber allen Sprayern ist mittlerweile gen Null tendiert, meine Freundlichkeit der Reithalle gegenüber wird auch immer geringer, ich bezweifle, dass ich bei der nächsten Abstimmung noch für deren Erhalt stimmen werde, dafür zu danken ist den radikalen Elementen wie den 031ern.