Jetzt ist es offiziell: Der Winter hat Einzug gehalten in der Schweiz. Vom Berner Oberland bis in den Osten Graubündens hat es kräftig geschneit, die Schneefallgrenze lag bei ungefähr 700 Meter. Oberhalb von 1500 Meter liegt vereinzelt Schnee in der Höhe von 30 Zentimeter.
Diese Zahl liegt zwar deutlich unter den von den Wetterstationen prognostizierten 70 Zentimeter. Allerdings sollten zumindest in den östlichen Alpen bis morgen Mittwoch 70 Zentimeter zu liegen kommen. Dies bestätigte Reto Vögeli, Meteorologe bei meteonews.ch, gegenüber watson.
In Göschenen, Andermatt und am Splügenpass zeigen Webcambilder eine in weiss getauchte Landschaft. Die Schneefälle haben dafür gesorgt, dass die Strecke zwischen Andermatt und Göschenen vorübergehend gesperrt war.
Ebenfalls sind zahlreiche Alpenpässe infolge des Wintereinbruchs gesperrt. Der Verkehrsdienst TCS meldet, dass die Gebirgsverbindungen in den Kanton Bern (Susten), nach Graubünden (Oberalp), ins Tessin (Gotthard) und ins Wallis (Furka) momentan nicht zugänglich sind.
Eine abgeschwächte Form des Hurrikans «Gonzalo» ist am Dienstagabend wie erwartet über die Schweiz gefegt. Der Sturm sorgte vielerorts für Verkehrsbehinderungen. Umgestürzte Bäume und Gegenstände auf der Fahrbahn störten den Strassen- und Schienenverkehr. Am Abend fegte das Sturmtief mit Böen von bis zu 185 Stundenkilometern über die Schweiz.
Auch am Mittwoch sind zahlreiche Verkehrsbetriebe mit Ausfällen und Störungen infolge des Sturms konfrontiert:
Unterbruch: Dieni - Tschamut-Selva (MGB): 22.10.2014 00:00 - 23:59Unterbruch: Zwischen Dieni und Tschamut-Selv... http://t.co/OvwvqzWWoR
— Railinfo SBB (@railinfo_sbb) 22. Oktober 2014
Am Flughafen Zürich wurden zeitweise Böen um 56 Knoten gemessen. Wie der Tages-Anzeiger berichtet, musste der Flughafen deswegen geschlossen werden. Passagiere mussten entweder beim Check-In oder im gelandeten Flugzeug warten, weil sie nicht ein- beziehungsweise aussteigen konnten. Es gab einige Durchstarts. Sechs Maschinen landeten ausserdem nicht wie geplant in Zürich, sondern wichen auf einen anderen Flughafen aus. Viele Flüge seien verspätet, berichteten Passagiere, mindestens zwei wurden offenbar abgesagt.
sitze im Flieger in Zürich - der Finger kann nicht an den Flieger gefahren werden, weil es stürmt! Ich will nach München!!!
— photomapix (@photomapix) October 21, 2014
In der Romandie war die Autobahn A5 in Richtung Neuenburg zwischen Yverdon-West und Neuenburg wegen diversen Gegenständen auf der Fahrbahn ab 21.30 Uhr vorübergehend gesperrt, wie der Verkehrsinformationsdienst Viasuisse am Abend mitteilte. Die Kantonspolizei Neuenburg hätte gemeldet, dass weggewehte Hausdächer die Fahrbahnen versperrten. Wegen der Räumungsarbeiten könnte die Autobahn bis Mittwoch früh gesperrt bleiben, hiess es.
Wie Meteo-News am frühen Mittwochmorgen mitteilte, sank die Schneefallgrenze in der Nacht im Norden unter 1000 Meter. Nasse Flocken seien bis gegen 600 Meter möglich, auf den Bergen fielen bis am Donnerstagnachmittag erhebliche Neuschneemengen von 40 bis 70 Zentimeter. Ende Woche erreichen die Temperaturen wieder Herbstwerte.
Im Kanton Basel-Landschaft mussten die Feuerwehren ausrücken: Wie das Schweizer Fernsehen SRF in der Spätausgabe der Tagesschau, stürzte in Laufen ein Baum gegen ein Haus und durchschlug mit einem Ast das Dach. In Reinach drohte ein riesiger Nussbaum auf die Strasse zu stürzen. berichtet
Im Mittelland fegte das Sturmtief ein Gewächshaus sowie Blachen auf die Autobahn A1 bei Wangen an der Aare BE, wie Viasuisse unter Berufung auf Augenzeugenberichten von Automobilisten berichtete. Umgestürzte Bäume versperrten im Kanton Luzern auch am Mittwoch noch die Strasse zwischen Mosen und Beromünster.
Im Kanton Aargau fiel teilweise der Strom aus: Um 19.44 Uhr kam es zu einem Erdschluss und einer Sicherheitsausschaltung der Stromversorgung, berichtet die Aargauer Zeitung. Betroffen waren die Fricktaler Gemeinden Gipf-Oberfrick, Oberhof, Wittnau und Wölflinswil sowie Kienberg (SO).
Im Schienenverkehr kam es in den Kantonen Jura, Bern, Solothurn, Basel, St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Graubünden zu diversen wetterbedingten Unterbrüchen auf Regionalstrecken.
Im Zürcher Oberland führte der Sturm zu Verkehrsbehinderungen. Auf der Forchautobahn (A52) kam es laut der Kantonspolizei Zürich gleich zu mehreren Unfällen. Mehrere Bäume und Bauabschrankungen stürzten auf die Fahrbahnen, durch Laub verstopfte Abflüsse sorgten für grosse Wasserlachen.
Im Kanton Zürich musste die Feuerwehr 136 Mal ausrücken. Kurz nach 20 Uhr gingen bei der Einsatzzentrale von Schutz & Rettung Zürich die ersten Notrufe ein. Die Anrufenden meldeten umgestürzte Bäume sowie Bauabschrankungen, welche durch die starken Windböen auf Verkehrswege gestürzt waren. In zahlreichen Fällen bildeten sich auf Strassen oder in Unterführungen grosse Wasserlachen worauf Abflüsse von Laub freigeräumt werden mussten.
Über 130 Feuerwehreinsätze im Kanton Zürich wegen Wind und Regen: http://t.co/VspM2pTuQW (hfa)
— Schutz & Rettung ZH (@SchutzRettungZH) October 21, 2014
Zur Spitzenzeit gingen auf der Einsatzleitzentrale über 250 Feuerwehrnotrufe pro Stunde ein. Für die Bearbeitung der eingehenden Anrufe und die Dispositionen der verschiedenen Feuerwehrorganisationen, von denen 60 im Einsatz waren, wurde das Personal aufgestockt.
Im Kanton St.Gallen musste die Feuerwehr innerhalb von drei Stunden 60 Mal ausrücken. Wie die Kapo St.Gallen mitteilt mussten viele Bäume und Äste durch Feuerwehren von Strassen und Plätzen entfernt werden. Die Patrouillen der Kantonspolizei St.Gallen und der Unterhaltsdienste beseitigten auf den Autobahnen A1 und A13 verschiedene Gegenstände, geknickte Bäume und Büsche.
In Mels fegte der Sturm Dachziegel vom einem Schopf. Ein umgestürzter Baum fiel in Degersheim auf ein Auto. Im Raum Neckertal, Degersheim und Uzwil mussten einzelne Strassen während dem Wegräumen von Bäumen gesperrt werden.
In den Niederungen wurden verbreitet Windstösse um 100 Stundenkilometer gemessen. Im Zusammenhang mit Gewittern und auf den Bergen kam es stellenweise gar zu Orkanböen, also Windgeschwindigkeiten ab 118 Stundenkilometern, wie der Wetterdienst MeteoGroup Schweiz in der Nacht auf Mittwoch mitteilte.
Am stärksten blies der Wind im Wallis auf dem Mittelallalin bei Saas-Fee mit 185 Stundenkilometern. Auch die Messung auf dem Berner Chasseral lieferte einen hohen Wert von 178 Stundenkilometern. In den Niederungen wurden die stärksten Böen in Altdorf, Romanshorn und Grenchen-Flughafen mit jeweils 126 Stundenkilometern erreicht.
Begleitet wurde der Sturm von starkem Niederschlag. Am meisten Regen fiel in Wasserauen AI mit gut 45 Litern pro Quadratmeter innerhalb von elf Stunden, gefolgt von Einsiedeln mit knapp 40 Litern. Auf das Unwetter folgt am Mittwoch ein erster Wintereinbruch mit Temperaturen um 10 Grad und Schnee bis auf 1000 Meter über Meer.
In einer Garageneinfahrt drückte ich mich flach gegen die Wand, weil mir Baumteile entgegenkamen und der Regen mir ins Gesicht peitschte.
— laura (@tserafouin) October 21, 2014
Eigentlich wollte ich schlafen; das Gewitter findet aber, ich soll wach bleiben 😏
— ❄️SnowDoll❄️ (@TheDrollDoll) October 21, 2014
Sturm und Orkanböen im Luftschutzkeller aka Proberaum überlebt. Die Proberaummiete ist gut investiertes Geld.
— The Fate (@liontwee) October 21, 2014
Der Sturm hielt auch im angrenzenden Ausland Feuerwehren auf Trab. Im deutschen Nürnberg beschädigte das Unwetter zwei Flüchtlingszelte, die 300 bis 600 Personen beherbergten. Laut dem bayerischen Flüchtlingsrat wurden die durchnässten Bewohner auf andere Unterkünfte verteilt. In Köln musste die Feuerwehr mehrere Personen aus einer Seilbahn in der nördlichen Innenstadt retten. Offenbar hatte sich eine der Kabinen während des Sturms verhakt.
In Österreich waren die Feuerwehren hauptsächlich damit beschäftigt, umgestürzte Bäume zu entfernen. Hunderte Einsatzkräfte waren im ganzen Land beschäftigt. (rey/sda/apa/dpa)