Aschfahle Gesichter, schlecht gelaunte Pendler, Schneuz-Konzert im Büro: Willkommen im Winter 2018. Ist es nur dieses Jahr so schlimm oder haben wir einfach verdrängt, dass es schon letztes Jahr, vorletztes Jahr und sowieso immer zu dieser Jahreszeit derart trostlos ist? War es letztes Jahr auch schon so kalt? War es jemals so kalt? Und wie sieht eigentlich der Himmel schon wieder aus, wenn er nicht gerade grau-weiss-schwarz ist?
Bestimmt gibt es Ärzte, die bestätigen: den Winter unterhalb der Nebelgrenze zu verbringen, ist gesundheitsschädigend. Alles an dieser Jahreszeit macht krank. Der Moment, in dem gefühlt mitten in der Nacht der Wecker klingelt und man sich aus dem warmen Nest in die Eiseskälte quält und dabei jedes Mal ein wenig weinen muss. Das Dasein im Büro, das nur dank drei ums Pult aufgestellten Luftbefeuchtern überlebbar ist, weil uns sonst die trockene Luft zum wandelnden Gesichts- und Kopfschuppen-Monster macht. Die unsäglichen Bürokollegen, welche die Luftbefeuchter überflüssig machen, weil sie alle paar Stunden lüften müssen (geht's noch?!). Und der Moment, wenn wir abends nach Hause gehen, es draussen schon wieder stockfinster ist und uns ein lebensmüder Jogger mit Stirnlampe fast über den Haufen rennt.
Ein bewährtes Mittel, das gegen Winterdepression helfen kann, ist Alkohol der Gedanke, dass es anderen Leuten noch viel schlechter geht als uns. Schauen wir also auf jene Orte der Schweiz, die derzeit am tiefsten in der Nebelsuppe stecken.
In den folgenden zehn Ortschaften haben die Messstationen von Meteo Schweiz im Februar praktisch nie Sonnenschein aufgezeichnet. In Wynau (BE) wurden insgesamt 17,6 Sonnenstunden gemessen. In Würenlingen (AG) waren es 19,4 Stunden.
Die Bewohner von Wynau haben in den vergangenen zwanzig Tagen nur sechs Mal die Sonne gesehen. An den restlichen 14 Tagen war da nur ein graues Nichts, wenn sie in den Himmel schauten.
Und schon geht es uns ein wenig besser und wir hintersinnen uns, wie es wohl um die Menschen steht, die jetzt gerade in Koppigen, Obergösgen oder Giswil sind?
Der bisherige Winter ist tatsächlich aussergewöhnlich düster. Selbst hartgesottenen Winterliebhabern muss aufgefallen sein, dass in diesen Wochen Rekorde gebrochen werden. Das sagt auch Stephan Bader, Klimatologe bei Meteo Schweiz: «Bisher gehört dieser Winter zu den zehn trübsten seit Messbeginn 1961.» Zuletzt habe es 1987 derart wenig Sonnenschein in einem Winter gegeben.
Vom Dezember bis zum jetzigen Zeitpunkt seien im Flachland 50 bis 70 Prozent der normalen Sonnenscheindauer erreicht worden. In der Region Zürich beispielsweise scheint die Sonne durchschnittlich 178 Stunden während dieser Zeit. Bisher gemessen wurden nur 113 Stunden, 37 Prozent weniger.
Wird es besser? «Zurzeit sieht es nicht danach aus», sagt Bader. Er erwartet weitere Sonnenarme Tage. Wer dem Loch raus will, dem bleibt nichts anderes übrig, als über die Nebelgrenze zu flüchten.
Zum Beispiel in diese Ortschaften, die im bisherigen Winter die höchste Sonnenschein-Dauer verzeichneten.