Die Kundschaft von Schweizer Waffenfirmen verändert sich. Die Ware wird seltener an ausländische Händler geliefert. 2016 war jeder vierte bewilligte Export für eine Polizeieinheit bestimmt. Im Vorjahr waren es nur vier Prozent.
Die Zahlen der Statistik des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco sind geprägt von der Thuner Firma B & T. Sie sorgt für einen grossen Anteil der Ausfuhrbewilligungen, da sie auf Zubehör spezialisiert ist und viele kleine Sendungen verschickt. Inhaber Karl Brügger (50) sagt: «Seit den Terroranschlägen in Paris und Nizza haben wir eine massive Zunahme an Aufträgen von europäischen Sicherheitsbehörden.»
Zu den Abnehmern gehören Deutschland, Italien, Österreich, Spanien, Holland und England. Viele Polizeieinheiten würden ihre Maschinenpistolen aufrüsten mit Zielgeräten, Licht und neuen Schulterstützen. Der Umsatz der Thuner Firma auf diesem Markt habe sich in zwei Jahren von 5 auf rund 10 Millionen Franken verdoppelt.
Normalerweise spricht Brügger nicht über Zahlen. Den Umsatz seiner Firma gibt er nur vage mit «mehr als 30 Millionen» an. Über den europäischen Sicherheitsmarkt spricht er aber gerne, weil er so sein Image aufpolieren kann. So erwähnt er gerne, dass er das österreichische Einsatzkommando Cobra mit Maschinenpistolen ausrüstet.
Die Vergangenheit ist weniger glorios. Brügger unterscheidet zwischen grünen und roten Ländern. 90 Prozent seines Umsatzes würden sich im grünen Bereich bewegen: Exporte in EU- und Efta-Staaten, in die USA und nach Kanada. Früher war dieser Anteil kleiner. Bis 2014 seien es nur 80 Prozent gewesen.
«Wir haben umstrittene Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Kuwait und andere von unserer Liste gestrichen. Wir betreiben dort kein aktives Marketing mehr», sagt er. Dieses Jahr sei seine Firma zum ersten Mal nicht mehr an der Rüstungsmesse in Abu Dhabi vertreten gewesen. Weitere Geschäfte schliesst er aber nicht aus. Der teilweise Rückzug geschieht nicht freiwillig.
Zu einem Wendepunkt führte ein Verfahren der Bundesanwaltschaft. 2014 erhielt Brügger einen Strafbefehl, weil er Scharfschützengewehre des Typs APR 339 nach Neuseeland verkaufte. Von dort wurde die Ware nach Kasachstan weiterexportiert.
Die Bundesanwaltschaft wirft Brügger vor, im Ausfuhrgesuch falsche Angaben gemacht zu haben. Nach einer Verurteilung durch das Bundesstrafgericht wurde Brügger vor dem Bundesgericht teilweise freigesprochen. Deshalb behandelt das Bundesstrafgericht den Fall am kommenden Freitag erneut. Brügger rechnet mit einem Freispruch.
Dennoch würde er heute nicht mehr so handeln. Er sagt: «Der Strafbefehl hat mir die Augen geöffnet. Ich bin sehr vorsichtig geworden und verzichte auf viele erlaubte Geschäfte.» Die Aufrüstung in Europa kommt für ihn zum richtigen Zeitpunkt.
(aargauerzeitung.ch)